• 31.08.2017 16:26

  • von Norman Fischer & Lawrence Barretto

Ross Brawn: Formel 3 soll ins Rahmenprogramm der Formel 1

Formel-1-Sportchef Ross Brawn möchte in der Königsklasse ein ähnliches Rahmenprogramm wie bei der MotoGP sehen - So sollen F2 & Co. stärker werden

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 sucht nach Wegen, um ihre Juniorserien zu stärken. Was in der MotoGP mit den Unterserien Moto2 und Moto3 gut funktioniert, ist im Rahmen der Königsklasse noch nicht gelungen. Zwar konnte man die ehemalige GP2-Serie 2017 namenstechnisch an die große Schwester anpassen, doch in der öffentlichen Wahrnehmung fristet die Formel 2 ein Nischendasein - von der GP3-Serie ganz zu schweigen.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn, Charlie Whiting

Ross Brawn begutachtet den neuen Formel-2-Boliden für 2018 Zoom

Die Namen Charles Leclerc oder Oliver Rowland sagen hierzulande nur den eingefleischtesten Fans etwas, obwohl sie derzeit die Spitzenpiloten in der Formel 2 sind. In der MotoGP waren Fahrer wie Marc Marquez oder Valentino Rossi schon vor ihrem Aufstieg in die höchste Klasse Stars - und ähnlich wünscht es sich Formel-1-Sportchef Ross Brawn auch in Zukunft im Formelsport.

"Wäre es nicht großartig, wenn wir einen jungen Kerl hätten, der ein Star in der Formel 3 und dann in der Formel 2 ist und dann wie Verstappen in die Formel 1 einsteigt?", meint der Brite. "Das ist etwas, das wir sehen wollen", bestätigt er. "Wenn wir das geschafft haben, dann haben wir schon eine Menge erreicht."

Wird die GP3-Serie zur neuen Formel 3?

Doch dafür gibt es noch einige Probleme zu lösen - und die fangen bereits beim Namen an. Als Schritt unter der Formel 2 gibt es derzeit die GP3-Serie, die sich vom Namen her deutlich von der ursprünglichen Leiter abhebt. Aus diesem Grund wünscht sich Brawn, dass man in Zukunft den Namen Formel 3 wieder im Rahmenprogramm begrüßen kann. "Das verstehen die Fans und die Öffentlichkeit", sagt der Brite.

Bis 2019 kann aber erst einmal nichts in dieser Hinsicht passieren. Doch noch in diesem Jahr soll es eine Ausschreibung geben, in welche Richtung sich die Formel 3 bewegen wird. "Wir werden teilnehmen und hoffentlich erfolgreich sein", sagt Brawn. "Und wenn nicht, dann machen wir halt mit der GP3-Serie weiter."

Alexander Albon

Die GP3-Serie soll in Zukunft vom Namen Formel 3 abgelöst werden Zoom

Gleichzeitig arbeitet man bereits daran, die Nachwuchsserien näher an die Formel 1 zu rücken. So absolvieren die Formel-2-Piloten etwa Pressekonferenzen, dürfen ihre eigene Fahrerparade abhalten, engagieren sich stark mit den Fans und bekommen jetzt auch Pässe für das Formel-1-Fahrerlager, um sich mit den großen Teams der Königsklasse bekannt zu machen. "Wir bringen die ganze Community zusammen", so Brawn.

Mehr Formel-1-Möglichkeiten gesucht

In den vergangenen Jahren war der direkte Zugang zur Formel 1 eher vernachlässigt worden. Viele Teams sicherten sich die Nachwuchstalente bereits in noch kleineren Serien als der GP2-Serie, und Fahrer wie Max Verstappen, Esteban Ocon oder Lance Stroll übersprangen den Schritt einfach - seit Romain Grosjean 2011 schaffte sogar kein GP2-Meister mehr den direkten Sprung in die Königsklasse.

Wie groß das Problem ist, hat sich beim Großen Preis von Ungarn gezeigt. Williams-Pilot Felipe Massa war krankheitsbedingt ausgefallen, doch als Ersatz gab das Team Routinier Paul di Resta den Vorzug, der seit 2013 kein Formelsport-Rennen mehr bestritten hatte. Brawn kann verstehen, dass man keinem Formel-2-Piloten die Chance geben wollte. "Es wäre nicht fair gewesen, weil sie wenig Zeit im Auto gehabt hätten und ich nicht denke, dass es der Karriere geholfen hätte."

Und an diesem Punkt will Liberty Media ansetzen. Man möchte den Nachwuchspiloten eine gute Vorbereitung auf die Formel 1 verschaffen - indem man etwa Sessions im Freien Training am Freitag anbietet. "Wir haben angefangen, auf positivere Initiativen zu schauen, wie wir den jungen Kerlen eine Möglichkeit verschaffen können", sagt Brawn. "Darüber diskutieren wir gerade."


Das neue Formel-2-Auto: der F2 2018

Genau wie übrigens über die Möglichkeit, die TV-Rechte der Formel 2 im Paket mit der Formel 1 zu verkaufen. Wenn alles gut läuft, kann man damit die Präsenz der Formel 2 und der Formel 3 auf dem Markt stärken. "Wir wollen die Serien promoten und wollen, dass sie stärker werden", betont der Sportchef. "Wir wollen, dass sie für die Teilnehmer zu einem besseren Modell werden, von daher sind wir verpflichtet, sie nach vorne zu bringen."