WP7-10: Kubica schnappt sich die Führung der Jännerrallye

Robert Kubica übernimmt in den Abendprüfungen die Führung der Jännerrallye in Österreich - Vaclav Pech und Raimund Baumschlager sind ihm dicht auf den Fersen

(Motorsport-Total.com) - Es war ein spannender erster Tag bei der Jännerrallye in Österreich. Vier Fahrer lieferten sich über zehn Wertungsprüfungen eine enge Zeitenjagd um die Führung beim Saisonauftakt der Rallye-Europameisterschaft (ERC). Nach zehn von insgesamt 18 WPs führt Robert Kubica mit einem kleinen Polster von 6,4 Sekunden Vorsprung vor dem Tschechen Vaclav Pech. Der Österreicher Raimund Baumschlager ist mit einem Rückstand von 20,9 Sekunden Dritter. Bis zum Nachmittag kämpfte auch Kajetan Kajetanowicz um die Führung mit, doch nach einem Unfall musste der Pole aufgeben. Auch sein Landsmann Kubica hatte einen abwechslungsreichen und schwierigen Tag.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Publikumsmagnet Robert Kubica übernahm in WP10 die Führung Zoom

In WP4 fing sich der ehemalige Formel-1-Pilot einen Reifenschaden ein, verlor aber nicht zu viel Zeit. Mit drei Bestzeiten am Abend ging Kubica schließlich in Führung. "Es ist sehr knifflig, wenn man das Auto und die Strecken nicht kennt. Deshalb war es sehr schwierig", findet der Rallye-Quereinsteiger, der zum ersten Mal mit der RRC-Version des Ford Fiesta unterwegs ist. "Es ist okay. Am Vormittag haben wir viel Zeit verloren, aber wir sind hier für Tests."

"Ich habe eine sichere Reifenwahl getroffen. Die letzte Prüfung war die schwierigste meiner bisherigen Rallye-Karriere", meint Kubica über die WPs 8 und 10. Kann er am Sonntag gewinnen? "Ich muss ins Ziel kommen, was schon nicht einfach ist", versucht er die Erwartungen zu dämpfen. Einen soliden Tag hatte Pech, der mit seinem Mini Cooper S2000 konstant schnelle Zeiten fuhr und die Rallye kurzfristig anführte.

Die rot-weiß-rote Fahne hielt der amtierende Staatsmeister hoch. Baumschlager spielte mit dem Skoda Fabia S2000 seine Erfahrung aus, setzte am Nachmittag auf eine mutige Reifenwahl, hatte allerdings auch mit der Getriebeabstimmung und der Lichtmaschine zu kämpfen. Zudem fing er sich am Vormittag wegen eines Frühstarts eine Zeitstrafe von zehn Sekunden ein. Das trübte seine Freude aber nur wenig: "Es war ein sehr starker Tag, ich bin mit meiner Position sehr zufrieden", sagt Baumschlager begeistert. "Wir wissen, dass es gegen die Turbo-Autos nicht einfach ist, aber unser Wagen funktionierte sehr gut."

Dreikampf bei Dunkelheit

Baumschlager verlor auf den WPs 7-9 zwar etwas Boden, doch die Top 3 blieben eng beisammen und lieferten sich eine spannende Zeitenjagd. Der Samstagabend wurde mit zwei Prüfungen beendet, die je zweimal absolviert werden mussten. Im vorangegangenen Service wurden die Boliden mit Scheinwerfern ausgestattet, denn es war mittlerweile die Dunkelheit über dem Mühlviertel hereingebrochen. Spannend blieb es dennoch. Baumschlager hatte am Vormittag die Getriebeübersetzung seines Fabia bemängelt und entschied sich für den Abend für eine längere Übersetzung - ein Fehler wie sich schon auf WP7 herausstellen sollte.

Vaclav Pech

Vaclav Pech sorgte mit dem Mini für Aufsehen und führte zwischendurch Zoom

Pech markierte auf der 8,76 Kilometer kurzen Pregarten-Prüfung seine erste Bestzeit bei dieser Rallye. Baumschlager, der als Führender in die Abendprüfungen gegangen war, büßte 6,6 Sekunden seines Vorsprungs ein. "Ich wechselte auf eine längere Getriebeübersetzung, aber es war nicht richtig", ärgert sich der elffache österreichische Staatsmeister. "Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht genug Power habe." Auch Kubica machte Boden auf Baumschlager gut, denn er war nur um eine Zehntelsekunde langsamer.

Allerdings wirkte sich sein Taktikpoker vom Freitag nun zunächst negativ aus, denn Kubica startete als Letzter der Topfahrer. Nach dem Ausfall seines Landsmanns Kajetanowicz am Nachmittag bedeutete das Startplatz elf. "Meine Position ist nun sehr schlecht, denn es liegt viel Schotter auf der Straße", kommentiert Kubica seine Straßenverhältnisse. "Außerdem ist es sehr merkwürdig, wenn man von vereisten Straßen und Spike-Reifen auf ein Trockensetup und Trockenreifen wechselt." Kubicas Lernprozess hielt an. Eine starke Leistung zeigte Beppo Harrach (Mitsubishi Lancer) mit der drittbesten Prüfungszeit auf dieser schnellen Strecke.


ERC: Jännerrallye

Anschließend musste die 22,93 Kilometer lange WP8 von Schönau nach St. Leonhard bei völliger Dunkelheit absolviert werden. Diese Straßen waren von vielen Kurven und Kehren gekennzeichnet. Außerdem war es stellenweise feucht, matschig und somit rutschig. Baumschlager verlor erneut Zeit und schließlich seine Gesamtführung. Kubica stellte die Bestzeit auf und war um 1,7 Sekunden schneller als Pech sowie um deren 8,3 als der Österreicher. In der Gesamtwertung übernahm damit Pech die Spitze, gefolgt von Kubica und Baumschlager.

Die Top 3 lagen nach WP8 innerhalb von 3,5 Sekunden. Jaromir Tarabus auf Platz vier hatte schon mehr als eine Minute Rückstand. Bevor die beiden Prüfungen erneut absolviert wurden, ging es zu einem kurzen Service-Stopp ins Rallye-Zentrum nach Freistadt. Für Baumschlager war es eine wichtige Pause, denn ein Kabel der Lichtmaschine war gebrochen, wodurch der Motor Fehlzündungen hatte. Mit dem Tausch des Kabels war das Problem wieder behoben.

Kubica schnappt sich in WP10 die Spitze

Nach dem Service wurde bei völliger Dunkelheit erneut die kurze und schnelle Pregarten-Prüfung absolviert. Kubica stellte die Bestzeit auf und verkürzte seinen Rückstand auf Pech auf 1,9 Sekunden. Baumschlager konnte das Tempo nicht ganz mitgehen und büßte 5,7 Sekunden ein. Somit wuchs sein Rückstand in der Gesamtwertung auf 8,1 Sekunden an. Alle Topstars kamen gut durch WP9.

Raimund Baumschlager

Staatsmeister Raimund Baumschlager spielte seine Erfahrung aus Zoom

Der lange Samstag ging schließlich mit der zweiten Fahrt über die 22,93 Kilometer von Schönau nach St. Leonhard zu Ende. Kubica übernahm endgültig die Führung von Pech, während Baumschlager 14,7 Sekunden einbüßte. Der Österreicher hofft für den Sonntag auf das Wetter: "Ich hoffe, dass es morgen regnet", lautet Baumschlagers Wunsch. Laut Wettervorhersage soll es im Mühlviertel auch regnen.

Hinter den Top 3 ging nach zehn Prüfungen bereits eine große Lücke auf. Tarabus übernachtet mit 1:47 Minuten Rückstand als Vierter. Auf Platz fünf liegt mit Harrach der zweitbeste Österreicher. Zudem führt der Staatsmeister von 2011 die Produktionswagen-Wertung an. "Wir haben eine bessere Abstimmung gefunden und die Zeit war gut. Wir versuchen die Produktionswagen-Wertung zu gewinnen", steckt sich Harrach sein Ziel ab. "Es ist sehr schwierig gegen die S2000-Autos zu kämpfen. Ich hoffe, dass wir morgen mit dem besseren Setup gute Zeiten fahren können."

Hinter Harrach folgt mit Andreas Aigner auf Position sechs der nächste Österreicher. Der amtierende Produktionswagen-Europameister ist erstmals mit dem Peugeot 207 S2000 unterwegs. "Ich bin sehr glücklich, dass ich es bis hierher geschafft habe. Es war ein sehr harter Tag, und die letzte Prüfung war wieder etwas vereist. Mit Slick-Reifen war es am Abend sehr interessant, aber für mich war es okay", meint Aigner über seinen Tag. "Morgen warten noch einige schwierige Prüfungen, vor allem die letzte. Das Wetter könnte auch eine Rolle spielen, vielleicht regnet es."

Hermann Neubauer (Subaru Impreza) belegt in der Gesamtwertung den neunten Rang und ist in der Produktionswagen-Wertung Zweiter hinter Harrach. Ernst Haneder (Mitsubishi Lancer) sorgt im Produktionswagen-Cup für eine österreichische Dreifachführung. Die 2WD-Wertung ist mit Michael Böhm (Suzuki Swift) ebenfalls in österreichischer Hand. Am Sonntag stehen acht Wertungsprüfungen auf dem Programm, darunter auch die berühmte Arena Königswiesen.

Gesamtwertung nach 10 von 18 Prüfungen (Top 10):
01. Robert Kubica (Ford Fiesta RRC) - 1:24:52,6 Stunden
02. Vaclav Pech (Mini John Cooper S2000) +6,4 Sekunden
03. Raimund Baumschlager (Skoda Fabia S2000) +20,9
04. Jaromir Tarabus (Skoda Fabia S2000) +1:47,9 Minuten
05. Beppo Harrach (Mitsubishi Lancer Evo IX-R4) +1:59,1
06. Andreas Aigner (Peugeot 207 S2000) +2:41,3
07. Vasily Gryazin (Ford Fiesta S2000) +3:00,6
08. Roman Odlozilik (Ford Fiesta R5) +4:03,8
09. Hermann Neubauer (Subaru Impreza STI R4) +5:12,0
10. Robert Consani (Peugeot 207 S2000) +5:16,1