Mercedes: Die Gejagten der Saison 2011
Bei Mercedes weiß man, dass es schwierig wird, wieder so ein erfolgreiches Jahr wie 2010 hinzulegen - Norbert Haug hält sich trotz Optimismus mit Prognosen zurück
(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende geht es wieder los: Zum letzten Mal treten Mercedes und Audi in der DTM zum reinen Duell an, bevor es 2012 mit dem Einstieg von BMW zum Dreikampf kommt. In diesem Jahr sind die Rollen anders verteilt: Mercedes ist nach dem Triumph 2010 zum Gejagten geworden, Audi ist nun der Jäger - laut dem Ingolstädter Sportchef Wolfgang Ullrich die einfachere Rolle.

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Gary Paffett bei der DTM-Präsentation vor dem Start in Wiesbaden
Doch sein Pendant auf Mercedes-Seite, Motorsportchef Norbert Haug, ist der Meinung, dass das "Argument leichter oder schwerer" in diesem Fall nicht zählt. Der Schwabe verweist darauf, dass Konkurrent Audi es schließlich auch geschafft habe, dreimal hintereinander (2007 bis 2009) Meister zu werden.
"Es gab schon in der Vergangenheit Siegesserien und wir hoffen, dass wir diese fortsetzen können", sagt Haug. "Aber wie es ausgeht? Keiner von uns weiß es, es ist spannend genug. Vielleicht umso mehr mit dieser neuen Würze mit dem neuen, noch unbekannten Reifen. Das kann durchaus zur Würze des Ganzen beitragen, und vielleicht noch spannendere Rennen liefern als die DTM ohnehin schon liefert."
Im vergangenen Jahr konnte Mercedes in der DTM alles gewinnen, was es zu gewinnen gibt. In elf Rennen gelangen neun Siege, Mercedes-Piloten belegten die ersten drei Plätze in der Fahrermeisterschaft, auch die Teamwertung ging nach Stuttgart. "Das gibt es sicherlich nicht so häufig und in der Deutlichkeit auch nicht. Von daher war es ein ganz besonderes Jahr", sagt Haug. Er betont aber: "Ich glaube nicht, dass man mit dem realistischen Ziel, so etwas zu wiederholen oder zu toppen, in die Saison gehen kann. Aber natürlich wollen wir uns so gut und so kompetent wie irgendmöglich präsentieren."
Der Mercedes-Motorsportchef hat noch nie viel von Prognosen gehalten, und so ist es auch vor dem Start in die DTM-Saison 2011. "Ich glaube wir müssen aufpassen, dass wir nicht immer in die Zukunft schauen. Das ist sehr, sehr schwierig - generell und in der Rennerei ganz speziell. Die Dinge ändern sich sehr schnell, und das sind keine Plattitüden, sondern Wahrheiten", so Haug.
Zum Beispiel könne der neue Reifenpartner Hankook dafür sorgen, dass die Karten neu gemischt werden. "Aber das heißt natürlich nicht, dass wir uns vor der Aufgabe verstecken und dass wir nicht frohgemut ans Werk gehen und an das anknüpfen wollen, was wir über die vielen Jahre geschafft haben. Aber Prognosen zu machen ist sicherlich sehr, sehr schwierig", sagt er.
Auch Ralf Schumacher, der bei Mercedes seine vierte DTM-Saison bestreitet, hält es für schwierig, vor dem ersten Rennen schon über ein mögliches Kräfteverhältnis zwischen Mercedes und Audi zu sprechen. "Da kann man ja nur das sagen, was man hört, und in der DTM ist das mit den Tests ja sehr geheim", gibt er zu bedenken.
Der frühere Formel-1-Pilot geht davon aus, "dass das sicherlich keine leichte Sache" für Mercedes wird. "Wenn man auf das vergangene Jahr zurückschaut, dann waren wir teilweise doch sehr dominant im Verhältnis, allerdings wird Audi auch über Winter einiges getan haben, um das zu ändern", mutmaßt Schumacher. "Und mit dem neuen Reifen muss man in Hockenheim abwarten, zu welchem Auto er besser passt. Aber ich glaube, dass das ein ganz enges Match wird. Wenn man die Kommentare aus dem Audi-Lager so hört, da ist eine sehr große Selbstsicherheit von den Tests. Von daher ist das sicherlich eine harte Nuss, die man erstmal knacken muss."

