• 12.01.2011 10:17

  • von Roman Wittemeier

X-raid: Geht das MINI-Projekt weiter?

Nach dem überflüssigen Crash von MINI-Pilot Guerlain Chicherit steht das MINI-Projekt von X-raid auf der Kippe: Entscheidung nach dem Ende der Dakar

(Motorsport-Total.com) - Die deutsche X-raid-Mannschaft hat nach vielen Zwischenfällen erheblich gelitten. Mitte der zweiten Dakar-Woche hat Speerspitze Stephane Peterhansel aufgrund zahlloser Reifenschäden den Anschluss an die Spitze verloren, Leonid Novitzky brach sich die Hand und Guerlain Chicherit zerlegte den Monster-MINI am Ruhetag in Chile.

Titel-Bild zur News:

Pech: Seit dem Grenzübertitt nach Chile ging es für X-raid nur noch bergab

"Pech kann man immer haben", sagt X-raid-Boss Sven Quandt im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Seit der Ankunft in Chile war aber wirklich jeden Tag irgendetwas. Ab und zu fragt man sich dann, woher man die Energie dann noch nehmen soll. Aber man muss das wegstecken. Wer das nicht schafft, kann keinen Motorsport machen."

"Schade war das, was Leonid passiert ist. Das ist traurig, weil er sehr gut lag", sagt Quandt über den Russen, der sich sein Handgelenk aufgrund eines Schlages im Lenkrad brach und aufgeben musste. Aber dieses Ärgernis konnte man abhaken. Schlimmer wiegt der unrühmliche Auftritt von Guerlain Cicherit, der sich mit einem Crash keine Freunde machte.

"Das mit dem MINI ist ärgerlich", winkt Quandt etwas genervt ab. "Da gab es die klare Ansage, das Auto ins Ziel zu bringen - auch vier Stunden vor dem Unfall noch einmal. Ich habe gesagt, dass es nicht die Top 5 sein müssen, sondern einfach nur nach Buenos Aires fahren. Es war ein völlig unnötiger Unfall, ein Fahrfehler - kein Thema."

Schuften in der Sonne: Die Mechaniker von X-raid haben in Chile viel Arbeit Zoom

Cicherit hatte am Ruhetag einen Test absolviert und den MINI dabei nachhaltig zerlegt - das Ende des Dakar-Auftritts. "Das Auto wird wieder aufgebaut, damit es in Buenos Aires fahren kann", erklärt Quandt. Allerdings steht derzeit noch nicht fest, was anschließend passieren wird. Das Projekt steht auf der Kippe, hinter der Zukunft große Fragezeichen.

"Das Projekt ist überall gut angekommen. Wir hoffen, dass es weiterläuft, denn es wäre schade, wenn es aufgrund des Unfalls sterben würde. Im Auto steckt viel Herzblut. Es gab Mechaniker, die haben geweint danach", berichtet der X-raid-Teamchef von den traurigen Szenen nach dem Chicherit-Fauxpas. Der Franzose hat jedenfalls nach seinem Crash keinen guten Stand im Team.

"Ein Fahrer fährt mit einem solchen Auto ohne Risiko in die Top 10 oder Top 15. Nur die ersten vier oder fünf Autos müssen hier ein Rennen fahren. Die anderen müssen nur sicher ins Ziel kommen, einigermaßen schnell", erklärt Quandt. "Je weniger Risiko, umso schneller ist man dann. Das wird bei der Dakar oft unterschätzt. Matthias Kahle und unser Kristof Holowcicz sind gute Beispiele dafür. Die fahren ruhig durch und machen keine Fehler."


Fotos: Rallye Dakar 2011


Eine Siegchance von Peterhansel hätte die Schmerzen nach dem MINI-Unfall etwas lindern können. Doch der Dakar-Rekordmann liegt auf Platz vier nun schon 1:42 Stunden zurück. "Die Reifenschäden liegen vielleicht auch an der Abstimmung des Fahrzeugs. Die war eventuell nicht so wie sie hätte sein sollen. Das ist eine Entscheidung des Fahrers", sagt Quandt. (Alle Dakar-Etappen im Live-Ticker!)

"In Marokko hatten wir keine Reifenschäden - dort ist es sehr steinig. Das verwundert uns, wir können es nicht ganz erklären. Wir haben nun auf Stand 2010 zurückgerüstet. Mal sehen, ob sich etwas ändert. Wir müssen jetzt unsere verbliebenen Fahrzeuge nach Hause bringen. Am Klassement ändert sich kaum noch etwas, da die Abstände sehr groß sind."

Der Deutsche zieht schon vorab eine realistische Bilanz. Quandt sieht ein, dass es für Peterhansel wohl auch bei optimalem Verlauf schwierig geworden wäre, der Konkurrenz von Volkswagen ein Bein zu stellen. "Wir hatten VW unterschätzt", gibt Quandt offen zu. "Wir hatten nicht erwartet, dass sie einen solch großen Schritt machen. Da kann man nur sagen: Gratulation!"