Routinier Carlos Sainz: "Mit Ford wäre der fünfte Dakar-Sieg etwas Besonderes"

Carlos Sainz könnte mit einer fünften Marke die Rallye Dakar gewinnen - Er blickt auf das neue Projekt von Ford und M-Sport und warum er sich dafür entschieden hat

(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz ist eine absolute Dakar-Legende. Der Spanier hat die berühmte Marathon-Rallye viermal gewonnen - mit Volkswagen, Peugeot, X-raid Mini und Audi. Kein anderer Fahrer hat mit vier verschiedenen Marken triumphiert.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz Sen.

Mit 62 Jahren nimmt Carlos Sainz eine neue Herausforderung an Zoom

Nun hat der 62-Jährige eine neue Herausforderung angenommen. Denn er hat sich dem neuen Projekt von M-Sport und Ford angeschlossen. Sainz kommt als Titelverteidiger nach Saudi-Arabien und sein großes Ziel ist klar.

"Es wäre schön zu gewinnen, denn dann hätte ich mit fünf Marken gewonnen", sagt Sainz im Gespräch mit Motorsport.com Niederlande, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network.

Der Routinier schätzt, dass er zum Kreis der Favoriten zählt. "Erfahrung ist meine Stärke", betont der Madrilene vor seinem 19. Antreten bei der härtesten Rallye der Welt. "Aber im Endeffekt macht einen Erfahrung nicht schneller."

"Man gewinnt nicht alleine mit Erfahrung. Es geht um die Balance zwischen Erfahrung und schnell genug sein - schneller als die anderen", nennt Sainz seine Herangehensweise. Denn Überraschungen kann es in der Wüste jeden Tag geben.

"Man darf keinen Tag, keinen Kilometer unterschätzen. Man muss alle Szenarien beachten. Einen selbst, das Auto, das Team. Jeder muss alles aus sich herausholen", weiß der viermalige Gesamtsieger aus Erfahrung in verschiedenen Teams.

Carlos Sainz Sen.

Carlos Sainz mit seinem langjährigen Beifahrer Lucas Cruz Zoom

2025 hat sich Rennleiter David Castera einige Neuerungen einfallen lassen. An einigen Tagen nehmen die Motorräder eine andere Route als die Autos. Somit haben die Autos keine Spuren zur Orientierung, denen sie folgen können.

"Das wird uns einige Schwierigkeiten bereiten", glaubt Sainz. "Die 48-Stunden-Stage ist wichtig, aber wie gesagt, man darf keinen einzigen Kilometer unterschätzen. Es gibt Tage, an denen man sich keine Fehler erlauben darf. Wichtig ist die Gesamtstrategie und der Speed."

In seiner langen Karriere ist Sainz schon für unzählige Teams und Marken gefahren. Der Wechsel zu M-Sport Ford ist für ihn eine Rückkehr. "Ich bin mit Ford in der Spanischen Rallye-Meisterschaft gefahren und auch bei meinem ersten WRC-Start."

Rückkehr zu M-Sport und Malcolm Wilson

Das war bei der Portugal-Rallye im Jahr 1987 mit einem Ford Sierra RS Cosworth. "Dann bin ich 1996 zu M-Sport gewechselt und in den Nullerjahren war ich wieder dort, diesmal mit dem Focus-Projekt", erinnert sich Sainz.

1996 und 1997 fuhr er den Ford Escort RS Cosworth. Ihm gelangen drei Siege, aber beide Jahre schloss der Spanier als WM-Dritter ab. Zwischen 2000 und 2002 fuhr Sainz den Ford Focus RS WRC. Zwei Rallyes konnte er mit dem Focus gewinnen.

Carlos Sainz Sen.

Carlos Sainz im Jahr 1996 mit dem Ford Escort RS Cosworth Zoom

"Ich war einige Male dort und habe ein sehr gutes Verhältnis zu Malcolm [Wilson]. Für ihn wollte ich den WM-Titel für Ford gewinnen", sagt Sainz über die damalige Zeit. Geklappt hat das nicht. Nun könnte er Wilsons Traum vom Dakar-Sieg erfüllen.

"Wir haben auch mit Toyota gesprochen, aber schon im Juli [2023] hatte ich Gespräche mit Malcolm. Wir stellten sicher, dass alles ruhig ablief. Schon vor der Dakar 2024 wusste ich, dass ich zu Ford gehen werde", verrät Sainz, dass seine Zukunft schon vor dem Audi-Sieg feststand.

Gutes Gefühl bei den jüngsten Testfahrten

Bei der Marokko-Rallye im Oktober konnte er mit einem Tagessieg das Potenzial des neuen Raptor T1+ zeigen. Wie ist das Gefühl? "Manchmal steigt man in ein Auto und hat sofort ein gutes Gefühl. Schon bei den Tests waren wir schnell und gingen in die Richtung, die ich wollte."

"Ich werde jetzt nicht sagen, dass wir die Dakar gewinnen werden. Aber ich sage, dass ich mit dem Auto ein gutes Gefühl habe. Die Tests waren positiv. In Marokko haben wir viel gelernt. Deshalb freue ich mich auf die Dakar mit diesem Auto", blickt Sainz voraus.

Castera und die ASO haben den Plan im Vergleich zum Vorjahr auf den Kopf gestellt, denn die Marathon-Etappe findet schon in der ersten Woche statt und zwar schon direkt nach dem Prolog und der ersten Etappe. Es wird also ein harter Start in die Rallye.

Ford Raptor T1+

Ford hat die Rallye Dakar noch nie in der Automobil-Klasse gewonnen Zoom

"Das ist schon sehr früh in der Rallye", kommentiert Sainz den Plan und ist sich sicher: "Das macht es für uns schwierig. Wenn man gleich zu Beginn so eine große Herausforderung vor sich hat, dann macht es das schwieriger. Gegen Ende der Rallye, wie im Vorjahr, ist es anders."

"Jetzt werden wir nur zwei Tage Erfahrung haben und dann gleich in die 48-Stunden-Etappe starten. Man hat den Shakedown, die erste lange Etappe und dann gleich die 48 Stunden. Ich schätze, das macht das Rennen viel schwieriger."

"Das gilt mit dem neuen Auto vor allem für uns. Wenn man mich fragt, dann hätte ich diese Stage lieber später gemacht. Denn ich hätte gerne mehr Erfahrung in dieser Dakar und mehr Zeit, um das Auto, das Team und mich für diese besondere Etappe vorzubereiten."

Neben Ford kommt auch Dacia mit einem neuen Auto zur Dakar, obwohl der Sandrider auf dem Prodrive Hunter basiert. X-raid hat den Mini mit einem Benzinmotor ausgestattet. Nur Toyota greift auf das ausgereifte Konzept des Hilux zurück.

"Ich denke, es wird recht offen sein", schätzt Sainz den Wettbewerb ein. "Es wird ein schöner Kampf zwischen den Herstellern. Ford hat einen starken Fahrerkader und ich freue mich darauf, es im Januar gut zu machen."

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