Mattias Ekström greift nun für Ford an: "Kämpfe um Dakar-Sieg, bis ich gewinne"
Nach dem Abschied von Audi greift Mattias Ekström mit dem neuen Ford-Projekt an - Der Schwede will so lange die Rallye Dakar bestreiten, bis er den Gesamtsieg erringt
(Motorsport-Total.com) - Die vergangenen zwölf Monate waren für Mattias Ekström eine Veränderung. Der Schwede ist als wahre Audi-Legende bekannt. Aber da sich die deutsche Marke aus fast allen Motorsportserien, darunter auch der Rallye Dakar, zurückgezogen hat und sich auf die Formel 1 konzentriert, musste sich Ekström nach einem neuen Team umsehen.

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Nach vielen Jahren biei Audi vertitt Mattias Ekström nun die Ford-Farben Zoom
Ford bot dem 46-Jährigen einen Platz im neuen Dakar-Team an. Ekström schlug zu. Mit ihm sowie den Gesamtsiegern Carlos Sainz und Nani Roma hat man ein hochkarätiges Fahrerteam geschnürt. Ekström steht 2025 zum fünften Mal in Saudi-Arabien am Start.
"Es fühlt sich aus vielen Gründen sehr aufregend an", sagt Ekström im Gespräch mit Motorsport.com Niederlande, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network.
"Am wichtigsten ist natürlich die Dakar. Das ist Priorität Nummer 1. Aber Ford hat ein großes Portfolio im Motorsport. Das ist sehr aufregend. Ich bin ein großer Nascar-Fan und verfolge diese Serie ziemlich intensiv."
"Wenn man in Europa lebt und meine DTM-Vergangenheit kennt, verfolge ich auch die DTM ein wenig. Die WRC war schon immer etwas Besonderes. Bei einer Veranstaltung konnte ich schon einmal den alten Escort Mk2 fahren."
Diese Erfahrungen waren für den Allrounder ein tolles Gefühl: "Ich dachte, ich wäre schon im Paradies, aber jetzt bin ich in einem noch größeren Paradies." Ekströms Fokus liegt auf dem neuen Dakar-Projekt von M-Sport Ford.
Im Oktober gab es bei der Marokko-Rallye den ersten Renneinsatz. "Wenn es um das Handling geht, dann sage ich immer, wie groß der Spaßfaktor hinter dem Lenkrad ist. Wenn dieser Faktor hoch ist, dann ist es meistens auch so, dass es gute Ergebnisse gibt."

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Im neuen Raptor hat Mattias Ekström ein gutes Gefühl gefunden Zoom
"Das Handling ist unglaublich", stellt der Routinier dem Raptor ein gutes Zeugnis aus. "Bezüglich Chassis-Seite habe ich das Gefühl, dass ich so fahren kann, wie ich das möchte. In den Kurven steuert das Auto sehr direkt."
In Marokko übersah Ekström in der letzten Etappe ein Schlagloch. Die Radaufhängung wurde beschädigt. Beifahrer Emil Bergqvist musste ins Krankenhaus, weil er Schmerzen hatte. Aber es war soweit alles in Ordnung und dem Dakar-Start steht nichts im Weg.
Ekström glaubt, dass der Ford konkurrenzfähig ist
Erst in Saudi-Arabien wird man sehen, wie konkurrenzfähig der Ford Raptor wirklich ist. Ekström ist überzeugt, dass das Auto gut genug ist: "Deshalb bin ich wahrscheinlich so glücklich. In meiner Welt werden wir konkurrenzfähig sein."
"Ich hatte in Marokko das gleiche Gefühl. Es war keine reibungslose Rallye, es gab kleine Probleme. Aber das Gefühl im Auto war sehr gut. Wenn man ein gutes Gefühl hat und so fahren kann, wie man möchte, dann ist es das beste Gefühl, das man haben kann."
In den vergangenen drei Jahren fuhr Ekström den Audi e-tron Hybrid mit Elektroantrieb. Im Ford steckt ein V8-Saugmotor mit fünf Litern Hubraum. "In der DTM bin ich die meiste Zeit einen V8 gefahren. Man kann sich vorstellen, dass ich diesen Sound gewöhnt bin", lacht der Schwede.

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Der Ford Raptor wird von einem 5 Liter-V8-Motor angetrieben Zoom
"Ich würde gerne jedem ein Video zeigen, weil jede einzelne Person diesen Sound liebt. Der Sound ist einzigartig. Das komplette Paket ist für jemanden in meinem Alter ein Traum! Heute wachsen Kinder vielleicht anders auf."
"Aber ich lebe mit diesem Sound einen Traum. Ich kann nun Rennen fahren und Spaß haben. Jeder entwickelt seine eigene Marke. Die Autos und ihre Konzepte sind so gut wie nur möglich. Ich bin süchtig nach Entwicklung und will neue Dinge lernen."
"Aber einige Dinge werden nie alt. Ich glaube, das ist beim V8-Motor der Fall. Dieser Sound wird nie alt. Das Konzept von Audi war auf jeden Fall einzigartig, aber niemand hat mir gesagt, dass der Sound dieses Autos sexy war."
Ist Dacia doch in der Favoritenrolle?
Nach dem Rückzug von Audi ist der Favoritenkreis groß. Neben M-Sport Ford kommen auch Dacia, Toyota und X-raid Mini für den Gesamtsieg infrage. Ekström will sich mit dem neuen Auto in erster Linie auf sich konzentrieren.
"Wenn die Rallye vorbei ist, wollen wir uns in die Augen schauen und sagen können: 'Okay, dafür hat es gereicht, wir haben alles gegeben.' Wenn das bedeutet, dass wir das Rennen gewonnen haben, dann wäre ich der glücklichste Mensch der Welt."
"Sollte einer meiner Teamkollegen gewinnen und ich habe das Gefühl, dass ich dafür meinen Beitrag geleistet habe, dann haben wir unser Bestes gegeben. Das schlimmste Gefühl im Motorsport ist, wenn man Zweiter oder schlechter wird und man fühlt, nicht das Beste gegeben zu haben."

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Nasser Al-Attiyah hat mit dem neuen Dacia die Marokko-Rallye gewonnen Zoom
Ekström glaubt aber, dass ein Team einen Vorteil haben wird: "Momentan sieht Dacia auf dem Papier stärker von den beiden [Dacia und Toyota] aus. Ich weiß, dass man Toyota nie unterschätzen darf. Aber wenn man sich die Dinge ansieht, dann müsste Dacia vorne sein."
"Aber jeder reist mit Updates am Auto zur Dakar. Jeder muss sich dort der Herausforderung mit der Luftfeuchtigkeit stellen. Ich denke, wir werden die wahren Vergleiche erst bei der Dakar sehen." Neben Dacia, Toyota und Ford hat Ekström noch ein weiteres Auto auf der Rechnung.
"Sie sehen konkurrenzfähig aus", sagt er über den X-raid Mini aus Deutschland. "Ich kenne einige Teammitglieder, mit denen ich in der Vergangenheit zusammengearbeitet habe. Ich weiß, dass sie einige neue Fahrer begeistern konnten."
Darunter ist Guillaume de Mevius, der im Vorjahr mit einem Toyota Zweiter war. "Sie werden mitmischen", ist Ekström überzeugt. "Ich denke, es wird ein Kampf zwischen Ford, Dacia und Mini werden. Die Unterschiede sind klein. Vielleicht kommt von Century eine Überraschung."
Ekströms nächstes Karriere-Ziel: Der Dakar-Sieg
Ekström hat in seiner Karriere zweimal die DTM gewonnen und wurde einmal Rallycross-Weltmeister. Sein klares nächstes Ziel ist der Dakar-Sieg: "Ich bin im Motorsport, weil ich es liebe zu gewinnen."
"Einmal habe ich beim Race of Champions darüber mit Sebastien Loeb gesprochen. Er meinte: 'Du liebst Motorsport, aber nur wenn du gewinnst'. Mir ist es egal, ob es die Dakar, Rallycross oder eine andere Serie ist."
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"Mir gefällt die Vorbereitung vor dem Rennen. Aber wenn das Rennen startet, will ich gewinnen. Außerdem liebe ich das Abenteuer, denn wir fahren nur einige Tage im Jahr. Ich bin süchtig nach Siegen! Ich versuche eine perfekte Dakar zu haben, das ist mein Traum."
"Ich werde solange darum kämpfen, bis ich gewinne. Es ist egal, ob das ein, zwei, zehn oder 15 Jahre dauert." Ein gutes Beispiel dafür ist sein Teamkollege Carlos Sainz, der mit 61 seinen vierten Sieg gefeiert hat und weiterhin am Start steht.
"Dann habe ich theoretisch noch 15 Jahre", lacht Ekström. "Vielleicht fahre ich dann weiter, aber ich kann garantieren, dass ich nicht die Rekorde von Stephane Peterhansel jagen werde. Diese sind etwas weit weg, aber wenn ich einmal gewinnen könnte, wäre das großartig."
Welche Taktik er sich zurechtlegt
Eine Taktik hat er sich bereits zurechtgelegt: "Jeder fährt Vollgas. Das Tempo ist sehr hoch und es geht darum, wer den Ball zuerst fallenlässt. Die Spitzengruppe wird immer kleiner und kleiner werden."
"Sollten wir am Ruhetag in der Führungsgruppe sein, kommt hoffentlich etwas Schönes dabei heraus. Wir müssen den ersten Teil überstehen und dann das Auto am Ruhetag in Ordnung bringen. Ich freue mich vor allem auf die zweite Woche."
Im Vorjahr verlief Ekströms zweite Woche nicht gut. Es gab einige Probleme mit seinem Audi, aber auch Reifenschäden. "Ich war sehr enttäuscht. Jeder weiß, dass sich keiner in der zweiten Woche versteckt. Man gibt alles."

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Schweden-Power im Ford: Mattias Ekström mit Beifahrer Emil Bergkvist Zoom
Diesmal wird die 48-Stunden-Etappe gleich zu Beginn der Rallye stattfinden, nämlich am zweiten und dritten Tag. Ekström ist sich nicht sicher, ob das für die Fans eine gute Idee ist. "Ich denke, die Rallye sollte einfach beginnen und dann härter und härter werden."
"Das sorgt dafür, dass es zu Beginn keine großen Abstände gibt, denn die härtesten Tage sorgen für große Abstände. Wenn man diese am Anfang hat, dann mache ich mir Sorgen, dass das Feld auseinandergerissen wird und es für die Fans nicht so aufregend ist."
"Wenn die Top 3 oder Top 5 nahe beisammen sind, dann haben die Leute Spaß daran, das Rennen jeden Tag zu verfolgen. Für mich persönlich ändert sich nicht viel, denn ich muss alle Etappen meistern und muss alle Fahrer schlagen, wenn ich gewinnen will."
"Aber ich habe Interesse daran, dass sich so viele Leute wie möglich für diesen Sport interessieren. Denn ich denke, er verdient sich Aufmerksamkeit. Das ist ein Spitzenevent und das längste Rennen im Motorsport. Wenn es ein aufregendes Rennen ist, können wir Aufmerksamkeit bekommen."


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