• 13.01.2010 12:31

  • von Stefanie Szlapka

Mit dem Pferd ins Biwak

Kuriose und witzige Situationen bei der Dakar 2010: Von ortstypischen Transportmitteln, Geisterfahrern, Kamaz-Syndromen und streikenden Beifahrern

(Motorsport-Total.com) - 9.000 Kilometer, zwei Mal quer durch Südamerika, vom Atlantik zum Pazifik und wieder zurück - auch bei der Rallye Dakar steht der Kampf gegen die Uhr im Mittelpunkt. Wer holt den Etappensieg? Wer holt den Gesamtsieg? Wer hat Material und Natur im Griff? Das sind die Hauptthemen. Doch die Fahrer haben auf den langen Etappen quer durch den Kontinent bisher auch einige kuriose und witzige Situationen erlebt. Und diese zeigen, dass die Dakar-Helden eben auch nur ganz normale Menschen sind.

Titel-Bild zur News: Biwak

Im Biwak wissen die Piloten manch kuriose Geschichte zu erzählen

Die deutsche Motorrad-Pilotin Tina Meier konnte sich zum Beispiel auf die Hilfsbereitschaft der Zuschauer in Argentinien verlassen. Diese hatte sie kurz zuvor um Wasser gebeten, da sie ihre Vorräte aufgrund der Hitze schon aufgebraucht hatte. Als "Dirtgirl Tina" wieder losfahren wollte, streikte ihr Motorrad. Doch Hilfe war schnell zu Stelle - und zwar auf vier Beinen.#w1#

"Ein Mann hatte zwei Pferde dabei und bot mir an, mich ins Biwak zu bringen. Da das Telefon auch nicht funktionierte, bin ich halt aufgestiegen - in voller Motorradmontur", erzählt die Hamburgerin lachend. "Vom Biwak aus bin ich dann mit meinem Mechaniker wieder zurück zum Motorrad. Das hatte sich in zwischen so weit abgekühlt, dass es wieder funktionierte."

"Da das Telefon auch nicht funktionierte, bin ich halt aufgestiegen - in voller Motorradmontur." Tina Meier

Für einen irischen Motorradpiloten fiel die neunte Etappe besonders lang aus. Er verfuhr sich bei Kilometer 30 und fand bei Kilometer 93 wieder auf die Strecke zurück - von dort setzte er seine Fahrt auf der normalen Piste fort. Er fuhr und fuhr und fuhr - bis vor ihm die Zwölf-Kilometermarke auftauche. Erst da merkte der Ire, dass er in der verkehrten Richtung unterwegs war. Doch zu seiner Verteidigung ist zu sagen, dass sich die Streckenteile der Schleife rund um Copiapo sehr nahe kamen und somit der Fehlritt zu erklären ist.

Dirk von Zitzewitz und Giniel de Villiers dürften nach der Rallye Dakar an einem "Kamaz"-Syndrom leiden. Die Racetrucks der russischen Mannschaft sind nämlich nicht gerade dafür bekannt, sich leicht überholen zu lassen - und das VW-Duo muss öfter im Staub hinter den russischen Trucks herfahren. Da heißt es gegebenenfalls, schnell zu reagieren.

¿pbvin|8|2328||0|1pb¿Nach einer Reparatur wollte von Zitzewitz das Werkzeug verstauen, als er wieder einen Kamaz-Truck am Horizont auftauchen sah. "Ich habe mir schnell Helm und HANS-System angezogen, bin ins Auto gesprungen und Giniel angeschrien, dass er bloß losfahren soll", erzählt der Deutsche. "Wir sind noch rechtzeitig losgekommen, richtig angeschnallt und Helm zu habe ich dann erst bei der Fahrt gemacht."

"Ich bin ins Auto gesprungen und habe Giniel angeschrien, dass er bloß losfahren soll." Dirk von Zitzewitz

Nur wenige Tage später wiederholte sich das Schauspiel - Truck taucht auf, von Zitzewitz hechtet ins Auto. Doch diesmal kannte der Kamaz keine Gnade und so verpasste das VW-Duo es knapp, vor dem Truck zu bleiben. Eine Zeit lang waren sie hinter dem russischen LKW unterwegs, doch dann konnten sie ihm ein Schnippchen schlagen.

"Wir waren auf Serpentinen unterwegs und dieses Mal habe ich eine Abkürzung gefunden", grinst von Zitzewitz. "Dumm war nur, dass wir offroad und bergab ein Speedlimit einhalten mussten." Doch es hatte sich gelohnt, sie kamen vor dem Kamaz wieder auf die Strecke: "Wir haben uns riesig gefreut und uns abgeklatscht."


Fotos: Rallye Dakar 2010


Normalerweise vertraut ein Co-Pilot seinem Fahrer mehr oder weniger blind. Aber sehend ins Verderben rennen, das wollte Timo Gottschalk dann doch nicht. An einer Kuppe waren er und sein Fahrer Nasser Al-Attiyah noch gerade so zum Stehen gekommen gekommen, denn dahinter ging es einige Meter bergab. Ein Zurück gab es auch nicht, da der Touareg sich sonst festgefahren hätte.

"Ich bin dann ausgestiegen, um nach einem Weg zu suchen und habe auch 100 Meter weiter einen gefunden. Aber der war halt hinter der Kuppe", erzählt Gottschalk. Sein Fahrer Al-Attiyah sah kein großes Problem darin, sich über die Kuppe in den Abgrund zu wagen. "Da meinte ich, dass er das alleine machen kann und bin draußen geblieben", so Gottschalk. Al Attiyah schaffte den Drahtseilakt zum rettenden Weg und Gottschalk wurde von Zuschauer wieder zum Akteur.

"Da meinte ich, dass er das alleine machen kann und bin draußen geblieben." Timo Gottschalk

Seinen Kollegen von Zitzewitz ereilte auf der gestrigen zehnten Etappe zu allem Überfluss auch noch die Reisekrankheit. Man wundert sich ohnehin, wie die Crews das Geschüttel im Cockpit über tausende von Kilometern heil überstehen. "Ich musste mit meinem Frühstück kämpfen ", gesteht er. Und etwa bei der Hälfte der Prüfung hatte das Duo einen Plattfuß - hinten recht, genau hinter dem Auspuff.

"Ich mache immer den Wechsel am Rad und das war dann zu viel. Ich bin dann wieder rein ins Auto und zwei Minuten später musste ich den Kampf aufgeben", kann er inzwischen wieder lachend erzählen. "Dann hatte ich zum Glück eine Stunde Ruhe. Wahrscheinlich hatte ich zum Frühstück zu viele Früchte und dann später kamen noch die Kurven dazu."