• 09.12.2010 15:08

Im Detail: Die Technik des Race Touareg 3

Volkswagen will mit dem "RT3" den Hattrick bei der Rallye Dakar: Die Technik der neuesten Version des Prototypen im detaillierten Überblick

(Motorsport-Total.com) - Nach den Siegen 2009 und 2010 startet Volkswagen im Januar mit der dritten Generation des Race Touareg in die Rallye Dakar. Hauptthemen bei der Weiterentwicklung des nun 310 PS starken Prototypen waren eine effizientere Kühlung, mehr Leistung in großen Höhenlagen und eine verbesserte Fahrbarkeit.

Titel-Bild zur News: Volkswagen Race Touareg 3

Die dritte Generation des Race Touareg startet bei der Rallye Dakar 2011

"Man muss sich ständig weiterentwickeln. So ist der neue Race Touareg 3 besser als der Race Touareg 2, aber auch der war bereits gut", sagt Volkswagen-Motorsportdirektor Kris Nissen. "Man darf nicht auf der Stelle treten. Das ist im Motorsport, aber auch im Alltag so. Wenn wir das ignorieren, wird uns die Konkurrenz einholen."

"Mit dem Race Touareg 3 haben wir die Balance aus dem Einsatz komplett neuer Entwicklungen und den in den vergangenen Jahren gewachsenen Stärken gesucht", so Eduard Weidl, "Dakar"-Projektleiter bei Volkswagen Motorsport. "Bei der Rallye Dakar kommt es wie bei keiner anderen Motorsport-Disziplin auf absolute Standfestigkeit an. Vor diesem Hintergrund war jede unserer Entscheidungen in der Weiterentwicklung ein Abwägungsprozess. Ich bin überzeugt, dass wir das bislang stärkste und zuverlässigste Marathon-Rallye-Fahrzeug der Welt für 2011 noch besser gemacht haben."

Das entscheidende Bauteil am "RT3" ist die Karosserie. Sie ist aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff gefertigt und wiegt nur rund 50 Kilogramm. Die veränderte Formgebung ermöglicht ein neues Kühlkonzept. Die im Fahrzeugheck hinter dem Cockpit platzierten Wasserkühler wurden vergrößert und werden dank eines doppelten Lufteinlasses auf dem Dach optimal mit Frischluft versorgt. Die Kraftstoff-, Brems-, und Stoßdämpferkühlung wurde ebenfalls perfektioniert. Dank der neuen Luftführung entsteht unterhalb des Carbon-Kleides weniger Stauluft. Gerade auf heißen Wüstenabschnitten, in denen das Tempo vergleichsweise niedrig, die Luftzufuhr entsprechend gering und der Bedarf an Motorleistung dennoch hoch ist, soll das zu einer gesteigerten Performance führen.

Der Race Touareg 3 beim Testeinsatz im Wüstensand in Marokko Zoom

Ein weiteres Augenmerk der Ingenieure galt den Antriebskomponenten. Unter anderem soll eine neue Getriebeabstimmung für eine verbesserte Fahrbarkeit sorgen. Ein neuer Ladeluftkühler, der in Zusammenarbeit mit dem Versuchsbau der Marke Volkswagen entwickelt wurde, soll für eine deutliche Effizienzsteigerung sorgen. Weniger Druckverluste im gesamten Ladeluftkühler-System ermöglichen eine höhere Leistungsausbeute des 2,5-Liter-TDIAggregats. Der Reihenfünfzylinder mit zweistufiger Aufladung leistet nun 310 PS.

Der Faktor Höhe spielt gerade bei der Rallye Dakar in Südamerika eine Hauptrolle im Kampf um den Gesamtsieg. Deshalb erhielt die für die Rallye Dakar 2009 und 2010 entwickelte Höhenapplikation für 2011 ein Update - eine Software, die den Leistungsverlust in der dünner werdenden Luft so gering wie nötig hält.

Sprungkuppen und schnelle Schotterabschnitte einerseits, weicher, tiefer Wüstensand andererseits - der Charakter allein eines Rallye-Dakar-Tages ändert sich auf den Wertungsprüfungen mehrmals fundamental. Das stellt in Sachen Vielseitigkeit gerade an die Fahrwerkskomponenten enorme Herausforderungen. Die Reibung im Fahrwerk wurde seit dem Beginn des Race-Touareg-Programms permanent verringert. Durch eine spezielle Lagerung generiert das Fahrwerk des "RT3" ein Maximum an Traktion. Pro Rad kommen zudem zwei Hochleistungsdämpfer zum Einsatz, die in Zusammenarbeit mit Technologie-Partner ZF Sachs entwickelt wurden.

Kompromiss aus Wagnis und Zurückhaltung

"Wir waren in Sachen Fahrwerks-Entwicklung in der Tat sehr konservativ. Denn wir konnten in dieser Hinsicht auf ein bewährtes System zurückgreifen, das sehr, sehr konkurrenzfähig
ist", erklärt Andreas Lautner, der Technische Direktor von Volkswagen Motorsport. "Unsere ganz große Stärke ist unsere sorgfältige Vorbereitung und die daraus resultierende Zuverlässigkeit - die galt es trotz Verbesserungen im Detail zu bewahren. Stattdessen haben wir unser Hauptaugenmerk auf die Optimierung der Aerodynamik gelegt und so große Fortschritte bei der Kühlung erzielt. Ich denke, uns ist ein guter Kompromiss aus Wagnis und Zurückhaltung gelungen."

Der Race Touareg 3 wurde im Sommer in Trier erstmals öffentlich präsentiert Zoom

Die neue Aerodynamik des Race Touareg 3 sei anhand der Erfahrung der vergangenen Jahre entstanden, so Lautner weiter: "Wir haben erkannt, dass die Kombination aus großen Höhenlagen, hohen Außentemperaturen und der Beschaffenheit des Geländes zu hohen Wassertemperaturen führen kann. Das ist dank unseres Bauteilschutzes zwar für das Auto nicht schädlich, dennoch hatte es einen Leistungsverlust zur Folge. Dieses Thema haben wir von Grund auf neu durchdacht und unser Kühlkonzept so komplett überarbeitet."

Ein großes Ziel war laut Lautner zudem, die Ladeluftkühlung zu verändern. "Dabei stand zunächst nicht eine Leistungssteigerung, sondern eine noch höhere Bauteil-Qualität im Vordergrund", erläutert der Technische Direktor. "Bis dato hatten wir bereits das beste Produkt auf dem Markt eingesetzt. Gemeinsam mit dem Volkswagen-Versuchsbau haben wir eine interne Lösung erarbeitet, die dieses Zuliefererteil durch ein Eigenprodukt ersetzt. Dass wir im Endeffekt damit auch einen Performance-Zugewinn erreichen konnten, war ein willkommener Nebeneffekt."

Die Technik im Detail:

Motor:
- Bauweise: Reihen-Fünfzylinder-TDI-Dieselmotor, zweistufiges Aufladungssystem mit Abgasturboladern und Ladeluftkühlung, längs hinter der Vorderachse angeordnet
- Hubraum: 2.500 cm3
- Leistung: ca. 228 kW (310 PS)
- Drehmoment: über 600 Nm
- Luftmengenbegrenzer: 38 mm (FIA/ASO-Reglement)
- Motormanagement: Bosch

Kraftübertragung:
- Getriebe: sequenzielles Fünfgang-Renngetriebe, längs angeordnet
- Achsantrieb: permanenter Allradantrieb, drei mechanische Differenziale mit Viscose-Sperrmöglichkeiten
- Kupplung: hydraulisch betätigte ZF Sachs-Dreischeiben-Keramik-Kupplung

Fahrwerk:
- Vorder-/Hinterachse: Doppelte Dreiecksquerlenker, zwei Feder/Dämpfer-Einheiten von ZF Sachs pro Rad
- Federweg: 250 mm, gemäß Reglement
- Lenkung: Zahnstangenlenkung mit Servounterstützung
- Bremsanlage: rundum innenbelüftete Scheibenbremsen (Ø 320 mm), Aluminium-Bremssättel (sechs Kolben rundum)
- Felgen: Größe 7 x 16 Zoll
- Reifen: BFGoodrich "All Terrain" 245-80/16

Chassis/Karosserie:
- Aufbau: Stahl-Gitterrohrrahmen, zweitürige Karosserie aus Kohlefaser
- Maße und Gewicht: Länge/Breite/Höhe 4.171/1.996/1.762 mm
- Spurweite: 1.750 mm vorn/hinten
- Radstand: 2.820 mm
- Mindestgewicht: 1.787,5 kg

Fahrleistungen:
- Beschleunigung: 0 -100 km/h in 5,9 Sekunden (auf hartem Untergrund)
- Vmax: ca. 190 km/h

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