• 29.12.2009 16:01

Coma-Interview: Je härter, desto besser

Marc Coma, Dakar-Motorrad-Sieger von 2009, spricht im Interview über seine Vorbereitung auf und seine Ziele für die bevorstehende Rallye 2010

(Motorsport-Total.com) - Der Spanier Marc Coma startet am 1. Januar in Buenos Aires als Titelverteidiger in das Motorradrennen der nächstjährigen Rallye Dakar. Coma setzt trotz des werksseitigen Ausstiegs von KTM auf eine KTM 690 Rallye mit 450 ccm Hubraum. Die umstrittenen Regeländerungen bedeuten für ihn im Vergleich zum Vorjahr ein Handicap.

Titel-Bild zur News: Marc Coma

Vorjahressieger Marc Coma zählt bei der Dakar erneut zu den Topfavoriten

Dennoch gibt sich der 33-Jährige im Interview optimistisch - kein Wunder bei den bisherigen Erfolgen in dieser Saison: Coma feierte Siege in Abu Dhabi, Tunesien und zuletzt Ende Oktober in Marokko sowie einen zweiten Platz in Tunesien. Demgegenüber steht die in Sardinien erlittene Verletzung, die ihn um einen möglichen Sieg brachte. Nun steht in Südamerika mit der Rallye Dakar der absolute Höhepunkt auf dem Programm.#w1#

Frage: "Marc, dies ist deine achte Dakar. Du hast sie schon zweimal gewonnen. Bist du vor dem Start noch nervös?"
Marc Coma: "Die letzten Tage vor dem Rennen hat man schon Schmetterlinge im Bauch und man denkt ständig darüber nach, was man noch vergessen haben könnte und ob alles passt. Da gibt es Rituale, bei denen man natürlich ein bisschen nervös ist."

Verletzung so gut wie möglich getimt

Frage: "Es war ein kompliziertes Jahr für dich, speziell mit der Verletzung auf Sardinien. Wie ist es um deine Form bestellt?"
Coma: "Für eine Verletzung gibt es keinen guten Zeitpunkt, aber der Juni ist der ruhigste Monat des Jahres, insofern hat die Sache meine Vorbereitung auf die Dakar nicht beeinträchtigt. Wir sind gut in Form und wir haben in letzter Zeit Fitnesstests bestanden. Wir sind ähnlich drauf wie im Vorjahr."

Frage: "Das Jahr war auch geprägt von Regeländerungen und dem Ausstieg von KTM. Hat sich das auf deinen Trainingsplan ausgewirkt?"
Coma: "Wir haben versucht, uns nicht beeinflussen zu lassen. Es gab schon komplizierte Momente mit schwierigen Fragen, aber zum Glück konnten wir das Projekt am Leben erhalten. KTM ist eine Firma mit einer langen Dakar-Tradition, mit sehr leidenschaftlichen Leuten. Daher kann dieses Projekt in seiner jetzigen Form fortgeführt werden."

Frage: "Was hältst du von den Leistungsrestriktionen für die Motorräder mit mehr Hubraum?"
Coma: "Ich denke, das war eine überhastete Entscheidung der Organisatoren. Zuerst wurden wir ganz ausgeschlossen, weil unser Motorrad über 450 ccm liegt. Jetzt haben sie einen Kompromiss zugelassen und unserem Motorrad ein Limit auferlegt. Das ist keine Lösung, aber zumindest können wir so mit einer konkurrenzfähigen Maschine teilnehmen."

Frage: "Wie wird sich der Kampf zwischen diesen Motorrädern und der 450er deiner Meinung nach entwickeln?"
Coma: "Im Moment ist das ein großes Fragezeichen. Anfangs waren wir besorgt, denn die Modifikationen haben die Performance beeinträchtigt, aber nach harter Arbeit haben wir nun ein gutes Motorrad und ich bin so gesehen etwas ruhiger."

Frage: "Sind die Reifenprobleme überstanden?"
Coma: "Die Reifen sind natürlich entscheidend, wenn du die Dakar gewinnen willst - sie spielen eine fundamentale Rolle. Im Vorjahr haben wir mit Pirelli gewonnen und nun fahren wir mit den siegreichen Produkten weiter und hoffen auf das gleiche Glück."

Frage: "Wie könnte ein Rennen dieser Art - fünf Prüfungen über 400 Kilometer und eine sogar über 600 - die limitierten Motorräder beeinflussen?"
Coma: "Ich denke, die Distanz wird sich nicht auswirken, denn die Performance ist auf 400 wie auch auf 600 Kilometer gleich. Ich bin sicher, dass wir auch keine Zuverlässigkeit verloren haben, aber uns ist klar, dass wir unter dem Ballast und dem Leistungsverlust leiden werden. Aber wir sind darauf vorbereitet und werden das bestmöglich handhaben."

Frage: "Die Leistungsreduktion bedeutet eine geringere Durchschnittsgeschwindigkeit, nicht wahr?"
Coma: "Die Höchstgeschwindigkeit wird an manchen Stellen niedriger sein, aber bei niedrigerer Drehzahl performt der Motor praktisch genau wie vor den Änderungen. Ich denke, das wird sich kaum auswirken."

KTM nun weniger effizient

Frage: "Das Motorrad ist durch den limitierten Motor aber effektiv schwerer geworden. Ist das ein Handicap?"
Coma: "Ja, das ist ein Kompromiss, mit dem wir spielen müssen, denn wir haben Leistung verloren, sind aber in der Theorie noch genauso schwer, also werden wir an Effizienz einbüßen. Aber ich denke, dass das Motorrad trotzdem mehr als genug Potenzial hat."

Frage: "Wie wichtig schätzt du die Navigation ein?"
Coma: "Nicht sehr, glaube ich. Die Navigation spielt schon eine Rolle, aber nicht mehr als sonst auch."

Frage: "Haben sich die Favoriten verändert?"
Coma: "Ich glaube, am Ende werden es die gleichen Namen sein wie immer. Wenn etwas unbekannt ist, dann am ehesten die Motorräder von Aprilia und Sherco, die vielleicht in Zukunft mal gewinnen werden, im Moment aber wohl noch nicht zuverlässig genug sind. Wir kennen das Potenzial von David Fretignes Yamaha, und der KTM von Cyril Despres. Am Ende werden es die gleichen Namen sein."

Frage: "Hat sich dein Ziel verändert?"
Coma: "Überhaupt nicht. Wir wissen, dass es sehr schwierig ist, die Dakar zu gewinnen, eine komplizierte Herausforderung, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen. Diese Faktoren muss man alle hinbekommen und man muss ganz ruhig bleiben und sich auf sein eigenes Rennen konzentrieren."

Frage: "Musst du im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren auf eine andere Strategie setzen?"
Coma: "Nicht wirklich. Wir werden wie immer um jeden Zentimeter kämpfen und wir werden versuchen, es den anderen so schwierig wie möglich zu machen. Wir geben unser Bestes. Wann wir attackieren und wann wir uns zurückhalten, ist eine interne Sache."

Frage: "Was hältst du von der diesjährigen Route?"
Coma: "Ich finde sie besser als im Vorjahr, mehr Zeit in der Atacama, mehr Wüstenprüfungen, mehr Dünen, mehr Offroad. Dadurch wird die Dakar härter und schwieriger, was uns liegen sollte. Ich halte die Route für sehr vollständig, mit allen Terrainarten und mehr Wüstenzeit. Wir werden genau wie der Rest auch leiden, wir werden Tiefen erleben, aber letztendlich denke ich, dass genau das unsere Stärke ist."

Frage: "Kannst du uns kurz deine Leute im Hintergrund nennen?"
Coma: "Wir fahren wieder mit drei Piloten im Team. Ich fahre mit Jordi Viladoms, der mich unterstützt. Neu ist Henk Kniuman, ein Niederländer, der Solidität und Erfahrung ins Team bringt. Technisch gesehen hat jeder Fahrer seine eigenen Leute. Jordi Arcarons ist unser Sportchef. Ich denke, das ist eine sehr gute Struktur."

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