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Allen Widrigkeiten getrotzt: Was Coma so stolz macht
Interview mit KTM-Pilot Marc Coma: Über die Höhen und vor allem Tiefen, die der Titelverteidiger bei der Rallye Dakar 2010 erlebt hat
(Motorsport-Total.com) - Vorjahressieger Marc Coma musste sich bei der Rallye Dakar 2010 mit dem 15. Platz in der Motorradwertung zufrieden geben. Zwar raste der KTM-Pilot zu vier Etappensiegen, doch Zeitstrafen von insgesamt sechs Stunden und 22 Minuten beraubten ihn aller Chancen auf die Titelverteidigung. Besonders ärgerte ihn die Sechs-Stunden-Strafe, die er am Ruhetag aufgebrummt bekam, weil er am Tag zuvor angeblich regelwidrig ein Rad gewechselt hatte.

© Red Bull/GEPA
Marc Coma hat nicht nur wegen des Terrains eine extrem harte Dakar erlebt
Coma hielt die Strafe für ungerechtfertigt und drohte zunächst sogar damit, die Rallye auf der Stelle zu beenden. Er war ohnehin schon frustriert, weil ihn auch andere Probleme zurückgeworfen hatten. Doch er besann sich um und startete eine eindrucksvolle Jagd auf Tagessiege. So zeigte er, dass er in den Wüsten dieser Welt weiter einer der schnellsten Motoradfahrer ist. Im Interview berichtet der Spanier über Höhen und Tiefen der Dakar 2010:#w1#
Frage: "Du bist nun deine achte Rallye Dakar zu Ende gefahren. War es mit eine der schwierigsten, vor allem, was die psychologischen Aspekte angeht?"
Marc Coma: "Es war eine harte Dakar. Die Bedingungen waren vom Start weg heftig, vor allem in der ersten Woche. In der zweiten Woche ist es mir gelungen, alles andere auszublenden und mich allein auf das Fahren zu konzentrieren. Die Hilfe des Teams, das mich die ganze Zeit unterstützt hat, hat es für mich einfacher gemacht. Aber es war natürlich ein sehr kompliziertes Rennen."
Frage: "Es ist wohl sehr viel mentale Vorbereitung nötig, um konzentriert bleiben und weiter ein hohes Tempo fahren zu können, obwohl alles gegen einen zu laufen scheint..."
Coma: "Ja, und darauf bin ich wahrscheinlich am meisten stolz: wie wir eine so schwierige Situation bewältigen konnten, in einem Rennen, das ohnehin schon extrem hart ist. Das Team hat mir sehr geholfen. Und ich bin stolz darauf, kühlen Kopf behalten zu haben. Denn in solchen Fällen ist es nicht leicht, einfach das umzusetzen, was man vorher vorbereitet hatte."
Frage: "Mit welchen Erwartungen bist du in die diesjährige Dakar gegangen und wie lief es dann?"
Coma: "Wir hatten uns ein hartes Rennen erwartet, komplexer als im Jahr zuvor. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir vom ersten Tag an so viele Probleme haben würden. Erst bekam ich eine Strafe, dann folgte Jordi Viladoms Sturz, dann gab es die Probleme mit den Mousse-Reifen... Wir mussten die ganze Zeit über gegen die Flut anschwimmen, denn um die Wahrheit zu sagen, schien es so, als ob sie uns vom ersten Tag an abfangen wollten."
¿pbvin|8|2375||0|1pb¿Frage: "Sollte die Dakar wieder nach Afrika zurückkehren?"
Coma: "Ich weiß es nicht. Wir sind gerade erst ins Ziel gekommen und haben versucht, alles, was uns nicht unmittelbar an diesen Tagen betrifft, auszublenden. Also habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht."
Frage: "Wie würdest du erklären, warum du und Cyril Despres seit ein paar Jahren so viel stärker seid als der Rest der Konkurrenz?"
Coma: "Das könnte ich nicht erklären. Es ist komisch, denn es sind ja einige Topfahrer dabei. Aber es gibt wirklich einen Leistungsunterschied, den ich nicht erklären kann."
Frage: "Wie würdest du den Rallyeverlauf zusammenfassen? Gleich nach dem Start im Buenos Aires hast du eine Strafe wegen zu schnellen Fahrens bekommen, dann musstest du auf ein Hinterrad warten und dann hast du erfahren, dass du noch eine Strafe bekommst..."
Coma: "Die erste Woche war eine Woche zum Vergessen, in einer Atmosphäre, in der es so schien, als ob alles gegen uns war. Okay, das radar hat klar gezeigt, dass ich am ersten Tag über dem Tempolimit war und darüber beschwere ich mich auch gar nicht. Aber in den ersten Tagen war dennoch alles noch offen, wir aber mussten vom Start weg gegen die Flut anschwimmen."
"Dann kam Viladoms Unfall, das Problem mit dem Mousse, der schwere Sturz von Luca Manca und die Strafe. Wir mussten permanent zurück in die Spur finden. Denn es war eine jener ersten Wochen, die einem keiner glauben würde, wenn man davon erzählen würde."
Frage: "Die Tatsache, dass dein Teamkollege Jordi Viladoms so früh ausgefallen ist und dass Knuiman so weit zurücklag, hat dir sicher auch nicht weitergeholfen..."
Coma: "Ganz sicher nicht. Ich glaube wirklich, dass wir ein sehr gutes Team auf die Beine gestellt hatten. Aber der frühe Ausfall von Viladoms hat das Team sehr geschwächt. Unsere Strategie war, dass Jordi nah bei mir fährt und Knuiman dahinter - und nachdem diese wichtige Zwischenstufe gefehlt hatte, fiel die Unterstützung natürlich wesentlich geringer aus als ursprünglich geplant."
Frage: "Was ist am Freitag, dem 8. Januar, während der Etappe von Iquique nach Antofagasta wirklich passiert?"
Coma: "Das war eine sehr seltsame Situation. Es war eine lange Prüfung, die in der Mitte durch einen neutralisierten Abschnitt unterbrochen war. Auf diesem Zwischenstück habe ich angehalten, um mich zu erleichtern. Und dann haben die Leute meinen Reifen gesehen und haben gesagt, er sei in einem noch zu guten Zustand. Wir wollten mathematisch beweisen, dass es nichts Irreguläres gab und baten darum, dass die Stollen nachgemessen werden. Aber das wollten sie nicht tun."
Frage: "Was ging dir als Erstes durch den Kopf, als du im Biwak erfahren hast, dass die Rennleitung gegen dich ermittelt?"
Coma: "Nichts. Ich war sehr entspannt, weil ich wusste, dass ich das Rad nicht gewechselt hatte und egal, was sie gesagt haben, ich war nicht beunruhigt. Als ich gesehen habe, dass die Rennleitung sich bespricht, habe ich schon angefangen, mir ein paar Sorgen zu machen. Aber wir hatten ein Meeting, in dem ich meine Erklärungen abgegeben habe. Danach bin unbesorgt schlafen gegangen, denn sie hatten gesagt, dass sie die Stollen messen werden. Kurioserweise haben sie dann gesagt, dass sie sie nicht messen konnten."
Frage: "Was sind deine Pläne, wenn du jetzt nach Spanien zurückkommst?"
Coma: "Erholen. So gut wie möglich abschalten und über das nachdenken, was passiert ist."

