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Al-Attiyah gewinnt und holt auf Peterhansel auf

Nasser Al-Attiyah gewinnt die sechste Etappe der Rallye Dakar und nimmt Stephane Peterhansel acht Minuten ab - Peterhansels Vorsprung auf eine Minute geschmolzen

(Motorsport-Total.com) - Die sechste Etappe der Rallye Dakar verschärfte das Duell um die Gesamtführung. Nasser Al-Attiyah (Buggy) entschied die Marathon-Etappe von Arica nach Calama für sich und knöpfte Stephane Peterhansel (Mini) 8:36 Minuten ab. In der Gesamtwertung konnte der Franzose seine Führung behaupten, doch sein Vorsprung ist auf 1:18 Minuten geschmolzen. Giniel de Villiers (Toyota Hilux) büßte weitere Minuten auf die Spitzenreiter ein, behauptete aber Rang drei. Motorprobleme warfen Carlos Sainz endgültig aus dem Rennen.

Titel-Bild zur News: Nasser Al-Attiyah

Nasser Al-Attiyah verkürzte mit dem Tagessieg den Rückstand auf Peterhansel Zoom

Im Biwak in Arica herrschte in der Früh eine getrübte Stimmung. Die Nachrichten vom Verkehrsunfall am Mittwochabend, bei dem zwei Menschen ums Leben gekommen waren, saßen tief. Ein Begleitfahrzeug des Race2Recovery-Teams war in den Frontalzusammenstoß nahe der peruanischen Stadt Tacna verwickelt. Drei ehemalige britische Soldaten wurden dabei verletzt und in ein Krankenhaus in Tacna gebracht. Darunter war auch der Fahrer Justin Birchall. Er war bereits an den ersten Tagen aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Das Race2Recovery-Team ist noch mit zwei Fahrzeugen im Rennen und entschloss sich dazu die Dakar fortzusetzen.

Der sechste Tag wurde zu einem Härtetest für die verbliebenen 122 Autos. Die Wertungsstrecke war heute zweigeteilt. Zunächst wurde am Vormittag eine Verbindungsstrecke über 192 Kilometer zurückgelegt, bevor die Stoppuhr für 229 Kilometer tickte. Nach einer Neutralisation über 96 Kilometer standen die letzten 129 Prüfungskilometer auf dem Programm. Erstmals ging es auf chilenischem Boden durch die Atacama-Wüste, dem trockensten Fleck der Erde. Zwei Drittel der Strecke waren von Sand und Wüstendünen geprägt. Im letzten Abschnitt galt es, das berüchtigte "Fesh-Fesh" sowie Geröllhalden zu meistern. Außerdem folgte ein Anstieg auf rund 3.000 Höhenmeter.

Gleich zu Beginn stellte der Sand die Teams vor Probleme. Bei Kilometer 75 blieb Joan "Nani" Roma (Mini) stecken. Der Spanier musste nach seinem gestrigen Tagessieg die Strecke eröffnen und verlor mehrere Minuten. Kilometer 75 stellte sich als Problemstelle für mehrere Fahrer heraus. De Villiers blieb beinahe stecken und verlor ebenfalls mehrere Minuten. Am tiefsten steckte der glücklose Roma fest. Wenige Meter daneben schaufelten Carlos Sousa (Great Wall) und Pascal Thomasse (Buggy-MD-Rallye) ihre Autos frei.


Fotos: Dakar 2013, Tag 6 - Tag 10


De Villiers konnte weiterfahren, doch sieben Kilometer später stand der Hilux erneut im Sand. Weitere Minuten gingen verloren, aber der Südafrikaner konnte sich abermals befreien und die Fahrt fortsetzen. Das Pech traf heute einmal mehr Sainz. Der Spanier, der nach Problemen am vierten Tag weit zurückgefallen ist, war bei den ersten Wegpunkten vorne dabei. Bei Kilometer 181 blieb sein Buggy schließlich mit Motordefekt liegen. Das Aus für Sainz und seinen Co-Piloten Timo Gottschalk.

Peterhansel büßt fast gesamten Vorsprung ein

Am Ende des ersten Abschnitts lag Al-Attiyah an der Spitze der Zeitenliste. Sein Vorsprung auf Peterhansel betrug zu diesem Zeitpunkt sechs Minuten. Im letzten Stück der Wertungsstrecke ging es bis auf rund 3.000 Höhenmeter hinauf. Die Motoren büßten aufgrund der dünneren Luft Leistung ein. Schließlich erreichte Peterhansel als Erster das Ziel, doch Al-Attiyah war schneller unterwegs. Als der Katari über die Linie kam, wurde klar, dass es weiterhin spannend bleibt. Al-Attiyah sicherte sich mit einer Gesamtzeit von 3:32:08 Stunden den Tagessieg und nahm Peterhansel 8:36 Minuten ab.

Der Vorsprung des Titelverteidigers schmolz in der chilenischen Hitze dahin. Nur noch eine Minute und 18 Sekunden beträgt Peterhansels Vorsprung nach sechs Etappen. Das Duell um den Sieg war endgültig eröffnet. "Wir haben einen guten Job gemacht und ich bin froh, dass ich hier bin", freut sich Al-Attiyah nach dem Husarenritt. "Es gab keine Fehler, das Auto und die Reifen funktionierten wirklich gut. Ich bin mit allem sehr zufrieden. Wir versuchen so weiterzumachen und näher an Peter heranzukommen."

Stephane Peterhansel

Stephane Peterhansel konnte seine Gesamtführung nur knapp verteidigen Zoom

"Die morgige Etappe könnte nicht gut für uns sein. Aber okay, sollten wir verlieren, dann verlieren wir nur einige Minuten. Wir können die Höhe spüren, aber wir haben eine gute Getriebeübersetzung. Gestern haben wir die Übersetzung so geändert, dass wir immer mit hohen Drehzahlen fahren. Ich bin sehr zufrieden." Dagegen hatte Peterhansel im Ziel Sorgenfalten auf der Stirn. "Heute ist uns in den Dünen um Iquique unser erstes Missgeschick passiert. Der Sand war sehr weich."

"Nani überholte uns, aber einige Kilometer später steckte er in einem Loch. Das zeigt, wie kompliziert es ist", streicht Peterhansel hervor. "Anschließend veränderte sich die Straße zu einer schnellen, WRC-artigen Strecke. Es war sehr schön zu fahren. Am Ende gab es viel 'Fesh-Fesh' und viel Staub. Wenn man außerdem die Strecke eröffnet, dann holt man langsame Motorräder und Quads ein. Wir wollten kein Risiko eingehen und ruhig bleiben."

De Villiers verteidigt Rang drei

Mit dem dritten Platz meldete sich Robby Gordon (Hummer) im Spitzenfeld zurück. Da der US-Amerikaner schon einen Rückstand von über fünf Stunden hat, spielt er in der Gesamtwertung keine Rolle mehr. Für Gordon geht es nur noch um Etappensiege. De Villiers und von Zitzewitz erreichten nach den Problemen im ersten Wertungsabschnitt schließlich auf Platz sechs das Ziel. Auf die Spitzenreiter gingen weitere 17 Minuten verloren. Dennoch verteidigte das Toyota-Duo den dritten Platz in der Gesamtwertung.

Der Rückstand auf die Spitze ist auf 42 Minuten angewachsen. Dafür lauert Druck von hinten. Leonid Nowitskiy (Mini) war um zwei Minuten schneller als de Villiers und verkürzte seinen Rückstand in der Gesamtwertung auf knapp zwei Minuten. "Eigentlich waren wir gut unterwegs, doch leider blieben wir einmal im Sand stecken, als wir auf einer Dünenkuppe vom Gas gehen mussten", berichtet de Villiers.

"Dahinter stand 'Nani' Roma, der sich festgefahren hatte. Hätte man uns gewarnt - immerhin stand dort bereits ein Offizieller - wären wir locker um die Situation herumgekommen. Als wir wieder Luft in die Reifen gegeben haben, haben wir noch zusätzlich ein Rad gewechselt, denn nach dem Ablassen der Luft ist wohl der Reifen von der Felge gerutscht. Das hat weitere Zeit gekostet. Mit dem Gefahrenen sind wir sehr zufrieden. Das mit der Standzeit war einfach Pech."

Giniel de Villiers

Giniel de Villiers steckte kurz im Sand fest, verteidigte aber Rang drei Zoom

In der Tageswertung belegte de Villiers hinter seinem direkten Konkurrenten Nowitskiy Platz sechs. Eine starke Leistung zeigte Orlando Terranova (BMW) mit der viertbesten Zeit. Die Top 10 komplettierten Lucio Alvarez (Toyota), Ronan Chabot (SMG-Buggy), Guerlain Chicherit (SMG-Buggy) und Erik Wevers (Ford). Roma konnte sich nach seinem Missgeschick zu Beginn wieder befreien und das Ziel erreichen. Sein Zeitverlust betrug eine Stunde. In der Gesamtwertung rutschte der Spanier deshalb hinter Chicherit und Chabot auf Position sieben zurück. Matthias Kahle und Thomas M. Schünemann (SAM-Mercedes) verbesserten sich auf Gesamtrang 16. Stephan Schott/Holm Schmidt (Mini) sind 40.

Am Freitag müssen auf dem Weg Richtung Salta insgesamt 218 Wertungskilometer zurückgelegt werden. Dabei wird die Grenze zwischen Chile und Argentinien passiert. Es geht hoch in die Anden. Der Höhepunkt ist die Überquerung eines Bergpasses auf 4.975 Metern. Die dünne Luft reduziert nicht nur die Leistung der Motoren, sondern ist auch für die Menschen anstrengend.

Ergebnis der 6. Etappe (Top 10):
01. Al-Attiyah/Cruz (Buggy) - 3:32:08 Stunden
02. Peterhansel/Cottret (Mini) +8:36 Minuten
03. Gordon/Walch (Hummer) +13:52
04. Terranova/Fiuza (BMW) +14:13
05. Nowitskiy/Zhiltsow (Mini) +15:48
06. De Villiers/von Zitzewitz (Toyota) +17:17
07. Alvarez/Graue (Toyota) +25:36
08. Chabot/Pillot (SMG-Buggy) +25:53
09. Chicherit/Garcin (SMG-Buggy) +28:28
10. Wevers/Lurquin (Ford) +30:16

Gesamtwertung nach 6 von 14 Etappen (Top 10):
01. Peterhansel/Cottret (Mini) - 14:36:16 Stunden
02. Al-Attiyah/Cruz (Buggy) +1:18 Minuten
03. De Villiers/von Zitzewitz (Toyota) +42:31
04. Nowitskiy/Zhiltsow (Mini) +44:47
05. Chicherit/Pillot (SMG-Buggy) +1:16:26 Stunden
06. Chabot/Pillot (SMG-Buggy) +1:27:52
07. Roma/Perin (Mini) +1:30:52
08. Errandonea/Debron (SMG-Buggy) +1:50:37
09. Sousa/Ramalho (Great Wall) +2:02:55
10. Terranova/Fiuza (BMW) +2:05:55