NASCAR Kansas City: 0,001 Sekunden entscheiden für Kyle Larson!

Nach drei Stunden Verzögerung, packenden Szenen im Rennverlauf und Fotofinish setzt sich Kyle Larson im engsten NASCAR-Finish gegen Chris Buescher durch

(Motorsport-Total.com) - Das NASCAR-Rennen am Sonntag auf dem Kansas Speedway in Kansas City war eigentlich bei Tageslicht geplant. Nach einer wetterbedingten Startverzögerung von drei Stunden ging es aber erst am Abend unter Flutlicht zu Ende. (Fotos: NASCAR auf dem Kansas Speedway)

Titel-Bild zur News: Fotofinish: 1. Kyle Larson, 2. Chris Buescher

Kyle Larson (Hintergrund) siegte im Kansas-Fotofinish gegen Chris Buescher Zoom

Entschieden wurde das zwölfte von 26 Rennen in der Regular-Season 2024 nach Verlängerung (Overtime) einem Fotofinish. Die Beteiligten: Chris Buescher (RFK-Ford), der eingangs der letzten Runde führte und Kyle Larson (Hendrick-Chevrolet), der in der letzten Kurve auf der Außenbahn einen Schlussangriff ritt.

Der Schlussangriff von Larson war um Haaresbreite von Erfolg gekrönt. Auf der Ziellinie hatte er im hellblau/weißen #5 Hendrick-Chevrolet die Nase um 0,001 Sekunden vor Buescher!

Der Abstand von einer einzigen Tausendstelsekunde zwischen Sieger und Zweitplatziertem ist das engste Finish seitdem in der NASCAR-Topliga in der Saison 1993 die elektronische Zeitmessung eingeführt wurde. Chris Buescher hatte an diesem Rekordabend denkbar knapp das Nachsehen. (Ergebnis: NASCAR auf dem Kansas Speedway)

Eigentlich hätte das Rennen kurz nach 14:00 Uhr Ortszeit (21:00 Uhr MESZ) starten sollen. Stundenlanger Nieselregen aber hatte zur Folge, dass die Motoren der 38 NASCAR-Boliden erst drei Stunden später angelassen wurden. Die Regenreifen, die vor fünf Wochen auf dem 0,75-Meilen-Oval in Richmond zum Einsatz kamen, stehen auf 1,5-Meilen-Ovalen, wie der Kansas Speedway eins ist, nicht zur Verfügung.

Das Kommando zum Starten der Motoren wurde diesmal nicht von außerhalb gegeben, sondern direkt aus einem der 38 Autos. Jimmie Johnson (Legacy-Toyota) hatte die Ehre, seine Kollegen und sich selber mit "Drivers, start your engines!" auf die Reise zu schicken.

Während Johnson vom 19. Startplatz losfuhr, ging Christopher Bell (Gibbs-Toyota) zum ersten Mal in dieser Saison als Polesetter ins Rennen. Die erste der letztlich 268 Runden führte Bell knapp vor Ross Chastain (Trackhouse-Chevrolet) an. Dann übernahm Chastain bis es ab der 32. Runde unter Grün zum ersten Mal in die Box ging.

Nach dem frühen Green-Flag-Stop tobte rundenlang ein packendes Duell um die Führung. Die Protagonisten waren Ross Chastain, der die Spitzenposition nicht hergeben wollte, und Kyle Larson, der sie erobern wollte. Nach fast 20(!) Runden Zweikampf gelang es Larson schließlich.

Stage-Siege für Denny Hamlin und Chris Buescher

Noch vor Ende des ersten Rennsegments (Stage 1 über 80 Runden) mischte sich Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) in den Zweikampf Larson vs. Chastain ein und machte daraus einen Dreikampf. Auf den verbleibenden Runden bis zur ersten Stage-Flagge musste Larson dann abreißen lassen. Den Stage-1-Sieg holte sich Hamlin knapp vor Chastain. Als Dritter kam Larson über die Linie.

Eine äußerst sehenswerte Szene spielte sich ab, kurz nachdem der erste Restart den Rennbetrieb im zweiten Rennsegment (Stage 2 über 85 Runden) eröffnet hatte. Während sich Ross Chastain und Christopher Bell um die Führung duellierten, ging Kyle Larson ganz innen mit viel Schwung an beiden vorbei.

Gleichzeitig stach Chris Buescher in der Mitte er Fahrbahn in eine Lücke zwischen Bell und Chastain, um sich an die zweite Position zu setzen. Auch die Gibbs-Piloten Ty Gibbs (ganz außen) und Martin Truex Jr. (ganz innen) waren an der sehenswerten Szene beteiligt.

Wie im ersten, so gab es auch im zweiten Rennsegment einen Boxenstopp-Durchgang unter Grün. Bei diesem übernahm Chris Buescher die Führung von Kyle Larson, weil es bei Larsons Reifenwechsel Probleme am linken Vorderrad gab.

Zwar kam Larson bis zur zweiten Stage-Flagge wieder nach vorne, aber nicht bis ganz nach vorn. Chris Buescher holte sich den Stage-2-Sieg, gefolgt von Larson und von Denny Hamlin.

Mehrere Crashs zu Beginn des letzten Rennsegments

Das entscheidende dritte Rennsegment (Stage 3 über 102 Runden) begann für Stage-2-Sieger Chris Buescher mit einer bitteren Strafe. Beim Boxenstopp in der Stage-Caution, den er als Führender angesteuert hatte, sprang die #17 RFK-Crew zu früh über die Boxenmauer. Somit musste sich Buescher beim zweiten Restart des Abends am Ende der Führungsrunde einreihen.

An der Spitze machten bei diesem Restart Kyle Larson und Kyle Busch (Childress-Chevrolet) das Tempo. Kurz darauf gab es die erste Gelbphase des Abends, die einem Zwischenfall geschuldet war. Es war ein Crash mit Jimmie Johnson sowie Corey LaJoie (Spire-Chevrolet) und Austin Hill (Childress-Chevrolet).


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Kurz nach dem folgenden Restart ging es direkt wieder schief. Während sich vorne Kyle Larson und Kyle Busch um die Spitze duellierten, gab es auf der Gegengerade einen Crash mit Austin Cindric (Penske-Ford), Bubba Wallace (23XI-Toyota) und Michael McDowell (Front-Row-Ford).

Auch der dritte und vierte Restart innerhalb weniger Runden führten nicht dazu, dass das Rennen wieder in einen Rhythmus fand. Denn ein Dreher von Harrison Burton (Wood-Ford) auf der Gegengerade und kurz darauf ein Dreher von Joey Logano (Penske-Ford) auf Höhe von Start/Ziel sorgten abermals für Gelb. Erst der fünfte Restart innerhalb von weniger als 30 Runden klappte reibungslos.

In dieser Phase des Rennens bestimmten unterschiedliche Strategien das Bild. Während der zahlreichen Gelbphasen hatte es von keinen Boxenstopps über Boxenstopps mit dem Wechsel zweier Reifen bis zu Boxenstopps mit dem Wechsel aller vier Reifen alles gegeben.

Die Folge war, dass bei noch 60 zu fahrenden Runden plötzlich wieder der zu Beginn von Stage 3 bestrafte Chris Buescher führte. Er duellierte sich fortan mit Denny Hamlin um die Spitze. Die ersten Verfolger der beiden waren Kyle Busch und Kyle Larson.

Fotofinish: Kyle Larson fängt Chris Buescher ab

In der Schlussphase war dann Spritsparen angesagt. Am meisten den Fuß vom Gas nehmen mussten Chris Buescher und Kyle Larson. Die spannende Frage war, ob bei Spitzenreiter Denny Hamlin die Spritvorräte bis ins Ziel reichen würden. Doch sieben Runden vor Schluss erledigte sich diese Frage, denn ein Dreher von Kyle Busch sorgte für eine letzte Gelbphase. Die sorgte dafür, dass das Rennen in die Verlängerung ging.

Unter Gelb kamen alle ein letztes Mal an die Box. Dabei ließen die meisten Piloten nur zwei Reifen wechseln. Martin Truex Jr. (Gibbs-Toyota) war beim Overtime-Restart auf P10 der bestplatzierte derer, die rundum frisch bereift waren. In der Beschleunigungsphase ließ Chris Buescher Denny Hamlin stehen. Eingangs der letzten Runde führte Buescher vor Kyle Larson und Truex Jr., der mit seinen frischen Reifen schon sieben Positionen gutgemacht hatte.

Die Entscheidung fiel auf den letzten Metern. In den Turns 3/4 ging Larson außen neben Buescher. Der Schwung des Hendrick-Piloten reichte gerade so, um den RFK-Piloten auf der Ziellinie um eine Tausendstelsekunde hinter sich zu lassen. Damit hat Ford als Hersteller nun schon zum zweiten Mal in dieser Saison ein Fotofinish verloren und wartet noch immer auf den ersten Saisonsieg.

Hinter Kyle Larson, für den es der zweite Saisonsieg 2024 nach Las Vegas ist, und dem denkbar knapp geschlagenen Chris Buescher kam Chase Elliott (Hendrick-Chevrolet) nach einem unauffälligen Rennen als Dritter ins Ziel. Martin Truex Jr. wurde von ihm in der letzten Runde noch abgefangen.

Truex Jr. belegte letztlich P4 vor Gibbs-Teamkollege Denny Hamlin, der nach langer Führung mit P5 zufrieden sein musste. Polesetter Christopher Bell sorgte auf P6 für drei Gibbs-Toyota auf den Plätzen vier bis sechs.

Für Jimmie Johnson, der direkt aus dem Cockpit seines #84 Legacy-Toyota das Startkommando gegeben hatte, war es der vierte Renneinsatz 2024 und sein insgesamt siebter, seitdem er nicht mehr auf Vollzeitbasis antritt.

Der von Johnson am Samstag herausgefahrene 19. Startplatz war sein bisher bestes Qualifying seit er zu Saisonbeginn 2023 auf ein NASCAR-Teilzeitprogramm umgerüstet hat. Auch im Rennen am Sonntag lag Johnson auf Kurs zu einer neuen Bestmarke als Teilzeitstarter, nämlich besser als P28. Der Crash zu Beginn des letzten Rennsegments aber sorgte dafür, dass der siebenmalige NASCAR-Champion vorzeitig Feierabend hatte.

Kommendes Wochenende steht das Throwback-Weekend auf dem Darlington Raceway an. Das Cup-Rennen steigt am Sonntag (12. Mai).