• 19.10.2011 22:33

  • von Stefan Ziegler

Vorschau: WTCC in Suzuka

'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf das WM-Wochenende in Japan und die Rennpremiere auf dem Suzuka International Racing Course

(Motorsport-Total.com) - Die "Asien-Wochen" der WTCC beginnen in diesem Jahr mit einer Premiere: Erstmals überhaupt geht die Tourenwagen-WM am Wochenende auf dem Suzuka International Racing Course an den Start. Die berühmteste Rennstrecke Japans ist bereits die zweite WTCC-Station im Land der aufgehenden Sonne, denn von 2008 bis 2010 gastierte die Rennserie auf dem Okayama International Circuit.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Unterm Riesenrad von Suzuka gastiert die WTCC am Wochenende zum ersten Mal

Aus logistischen und vermutlich auch prestigeträchtigen Gründen folgt nun also der Rennwechsel an den 1962 vom niederländischen Streckendesigner John Hugenholtz entworfenen Kurs in der Nähe von Nagoya. Suzuka gilt nicht ohne Grund als echter Klassiker, ist die japanische Rennbahn doch eine der wenigen Strecken, die in Form einer Acht angelegt sind - inklusive einer Unterführung.

Berühmte Passagen wie die Degner-Kurve, die Spoon-Kehre oder die 130R lassen die Herzen von Rennsport-Fans rund um den Globus höher schlagen. Die WTCC macht allerdings einen Bogen um diese Abschnitte und befährt statt dem 5,807 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs den "nur" 2,248 Kilometer kurzen Ostkurs der Rennbahn, welcher Start und Ziel sowie die S-Kurven umfasst.

Die WTCC befährt "nur" den kleinen Kurs

Schon in der Dunlop-Kurve macht die Tourenwagen-WM einen Rechtsbogen und kehrt nach der Schikane zurück auf die Zielgerade. Entsprechend hoch ist die Rundenanzahl im Rennen: Pro Lauf sind am Sonntag 23 Runden zu absolvieren, was den Fans auf den Tribünen viel Action bescheren soll. Die Piloten sind dagegen ein bisschen enttäuscht, nicht alle Höhepunkte abfahren zu können.

Tiago Monteiro

Tiago Monteiro trat mit der Formel 1 bereits 2005 und 2006 in Suzuka an Zoom

"Das ist wirklich sehr schade", meint der frühere Formel-1-Fahrer Tiago Monteiro (Sunred). "Der große Kurs ist nämlich eine der besten Strecken der Welt und stellt eine große Herausforderung dar. Ich kann aber schon verstehen, weshalb man sich anders entschieden hat. Die Bahn ist halt sehr lang und speziell für Tourenwagen würden die Rundenzeiten wohl extrem hoch sein", sagt der Portugiese.


Fotos: WTCC in Valencia, Girls


"Außerdem bekämen die Zuschauer die Autos nicht so oft zu sehen. Es ergibt also durchaus Sinn, den kleinen Kurs zu befahren", findet Monteiro. Auf der Grand-Prix-Variante drehte die Formel 1 indes erst vor wenigen Tagen ihre Runden - und Suzuka war wieder einmal der Schauplatz des Showdowns in der WM-Gesamtwertung. Sebastian Vettel (Red Bull) machte seine Titelverteidigung perfekt.

Eine Rennstrecke der "alten Schule"

Triumph und Tragödie liegen auf der japanischen Rennbahn allerdings eng beisammen. An dem Ort, wo sich Alain Prost und Ayrton Senna einst bis aufs Messer bekämpften, ließen schon einige Piloten ihr Leben. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu schweren oder tödlichen Unfällen. Das bisher letzte Opfer ist Keisuke Sato, der 2005 bei einem Motorrad-Event in die Banden knallte.

Boxengasse in Suzuka

Regnerische Bedingungen sind in Suzuka überhaupt keine Seltenheit... Zoom

All dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Suzuka ein Kurs der "alten Schule" ist und eben keine Rennanlage auf allerhöchstem Sicherheitsniveau. Auch deswegen nimmt die Strecke für viele Fahrer einen ähnlichen Stellenwert wie Spa-Francorchamps oder die Nordschleife ein, weil sie noch Motorsport am Limit bietet. Dies fasziniert auch die Piloten in der Boxengasse der Tourenwagen-WM.


Fotos: WTCC in Oschersleben, Girls


"Suzuka ist einfach ein herrlicher Rennplatz - auch für Tourenwagen", sagt Tom Coronel (ROAL), der während seiner Karriere im Formelsport einige Jahre in Japan zubrachte. "Dieser Kurs verfügt über eine große Geschichte und die japanischen Fans sind eh immer ein Erlebnis für sich." Monteiro kann nur zustimmen. Der SEAT-Pilot gerät regelrecht ins Schwärmen und sagt: "Ich liebe diese Strecke."

Neue Gesichter und alte Bekannte

Dass Suzuka auch bei einheimischen Piloten hoch im Kurs steht, zeigt ein Blick auf die Meldliste der WTCC: Neben Yukinori Taniguchi (Bamboo) sind am Wochenende noch drei weitere Japaner im WM-Starterfeld vertreten: Toshihiro Arai (Chevrolet), Masaki Kano (KK) und Hiroshi Yoshimoto (Sunred) ergänzen das Aufgebot der Stammfahrer - und auch ein Rückkehrer ist in Japan mit von der Partie.

Robert Dahlgren

Volvo vor Chevrolet: Kann Robert Dahlgren in Suzuka überraschen? Zoom

Das deutsche Wiechers-Team sicherte sich erneut die Dienste von Tourenwagen-Spezialist Colin Turkington, der schon in Donington Park für den Rennstall ins Lenkrad gegriffen hatte. Der Nordire könnte in Suzuka für die eine oder andere Überraschung gut sein - im vergangenen Jahr hatte er in Okayama sein erstes WTCC-Rennen gewonnen. Daran würde Turkington sicher gerne anknüpfen.


Fotos: WTCC in Donington, Girls


Auch Robert Dahlgren (Polestar) rechnet sich gewisse Chancen aus. Der Volvo-Pilot möchte zum Abschluss der Saison unbedingt noch auf das Treppchen fahren und macht keinen Hehl aus seinen Ambitionen: "Wir haben es auf die Top 3 abgesehen", meint der Schwede. "Es stehen nur noch drei Events aus. Es ist also an der Zeit, dass wir in dieser Saison noch ein paar Spuren hinterlassen."

Wehe, wenn sie losgelassen...

Ob Volvo-Fahrer Dahlgren den Topfavoriten von Chevrolet aber wirklich gefährlich werden kann, muss vorerst dahingestellt bleiben. Fest steht nämlich: Rob Huff, Alain Menu und Yvan Muller müssen ab sofort keine Rücksicht mehr auf die Herstellerwertung nehmen, denn diese konnten sie bereits in Valencia erneut für Chevrolet entscheiden. Nun hat einzig die Fahrerwertung absolute Priorität.

Robert Huff, Alain Menu, Yvan Muller

Yvan Muller, Alain Menu oder Rob Huff: Wer macht das Titelrennen 2011? Zoom

Und die Situation an der Tabellenspitze ist spannend: Muller führt vor Japan mit 333 Punkten vor Huff (317) und Menu (253). So oder so - in Suzuka fällt vermutlich eine Vorentscheidung, denn Menu muss deutlich an Boden gutmachen, will er im Endspurt des Rennjahres noch eine Chance auf den ersten Platz haben. Huff wird indes alles daran setzen, wieder die WM-Tabellenführung zu übernehmen.

Die allerbeste Nachricht kommt aber vom Kommandostand von Chevrolet: Eine Stallregie wird es nicht geben. Das heißt: Die Piloten dürfen es unter sich ausmachen, sofern dabei keine Schäden entstehen. "Wir wollen natürlich nicht, dass es zu einem wilden Rodeo wird", erklärt Chevrolet Europa Motorsport-Manager Eric Neve. "Die Fahrer regeln das aber unter sich. Das wird interessant..."¿pbvin|0|4153||0|1pb¿

Fakten zum Rennwochenende in Suzuka (Japan):

Streckenlänge: 2,248 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen zu je 23 Runden

Die Sieger in Suzuka 2005-2010:
2005: nicht im Kalender
2006: nicht im Kalender
2007: nicht im Kalender
2008: nicht im Kalender
2009: nicht im Kalender
2010: nicht im Kalender

Rundenrekorde:
Qualifikation: - - -
Rennen: - - -

Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):

Freitag, 21. Oktober 2011
07:00-07:30 Uhr - Testsession

Samstag, 22. Oktober 2011
02:30-03:00 Uhr - 1. Freies Training
04:45-05:15 Uhr - 2. Freies Training
08:30-08:50 Uhr - Qualifikation Q1
08:55-09:05 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 23. Oktober 2011
01:50-02:05 Uhr - Warmup
07:35-08:00 Uhr - Rennen 1
08:50-09:15 Uhr - Rennen 2