• 04.07.2010 13:32

  • von Stefan Ziegler

Monteiro gewinnt spektakulären Portimão-Thriller

Triumph beim Heimspiel: Tiago Monteiro (SR) siegt in Portugal - Aufregender Vierkampf um das Podium und zahlreiche spannende Duelle in Portimão

(Motorsport-Total.com) - Die Premiere in Portimão war an Spannung kaum zu überbieten: Die elf Rennrunden auf dem Autódromo Internacional do Algarve boten Motorsport vom Allerfeinsten und sahen in Tiago Monteiro (SR) einen strahlenden Sieger. Nach der Pole-Position sicherte sich der portugiesische Rennfahrer auch den ersten Platz im Rennen und feierte seinen dritten Triumph in der Tourenwagen-WM.

Titel-Bild zur News: Tiago Monteiro

Sieg beim Heimspiel: Tiago Monteiro feierte einen Start-Ziel-Erfolg in Portugal

Doch sicher durfte sich Monteiro seiner Sache bis zur Zieldurchfahrt nicht sein: Yvan Muller (Chevrolet), Gabriele Tarquini (SR) und Augusto Farfus (BMW Team RBM) machten in den Schlussrunden ausgiebig Jagd auf den Spitzenreiter und lieferten sich dabei einen herrlichen Vierkampf um die Positionen. Letztendlich ohne Erfolg - Monteiro siegte souverän und verdient.#w1#

Priaulx im Pech, Monteiro vorneweg

Der frühere Formel-1-Pilot behielt schon am Start die Nerven, kam trotz eines späten Ampelsignals hervorragend in Fahrt und kehrte als Erster aus Runde eins zurück. Hinter dem späteren Sieger ging es allerdings munter zur Sache, denn die knapp 4,6 Kilometer lange Strecke lud die 20 weiteren Fahrer regelrecht zu Positionskämpfen ein. Davon machten die WM-Piloten auch reichlich Gebrauch.

Vor allem die SEAT-Fahrer wussten in den Anfangsrunden zu überzeugen und wurde einer nach dem anderen in den Top 10 vorstellig. BMW erwischte indes ein gegenteiliges Schicksal, denn sowohl für Andy Priaulx (BMW Team RBM) als auch für Farfus ging es zunächst einmal einen Schritt zurück - was für Priaulx noch schwerwiegende Folgen haben sollte. Im Mittelfeld ging es nämlich mehr als rund.

Tiago Monteiro

Tiago Monteiro gewann den Start und elf Runden später ein turbulentes Rennen Zoom

Das musste der dreimalige Weltmeister im Duell mit Fredy Barth (Sunred) erfahren, der Priaulx bereits nach wenigen Runden einen leichten Schubser verpasste. Diese kleine Kollision reichte aus, um beim BMW 320si einen Reifenschaden sowie weitere Beschädigungen hervorzurufen, weshalb Priaulx das Rennen aufgeben und seine Box aufsuchen musste. Ein Mitfavorit war also schon früh außen vor.


Fotos: WTCC in Portimão


Barth, Michelisz und Nykjaer sorgen für Aufregung

Dem weiteren Rennverlauf tat das allerdings keinen Abbruch, denn an allen Ecken und Enden boten die Piloten Motorsport vom Feinsten. An der Schwelle zur Top 10 setzten sich vor allem Barth, Norbert Michelisz (Zengo) und Michel Nykjaer (Sunred) in Szene, die sich über viele Runden hinweg ein enges Scharmützel lieferten. Davon profitierten Alain Menu (Chevrolet) und Tom Coronel (SR).

Die beiden WM-Routiniers beobachteten den Zweikampf der SEAT-Fahrer zunächst aus sicherer Distanz, machten sich dann aber einen kollektiven Ausrutscher von Michelisz und Nykjaer zunutze, um im Parallelflug an beiden Streithähnen vorbeizugehen. Damit waren die Positionen in den Top 8 bezogen, doch wieder einmal war Nykjaer im Rennen nicht gerade vom Reifenglück verfolgt.

Andy Priaulx, Jordi Gené, Norbert Michelisz

Norbert Michelisz war einmal mehr stark, Jordi Gené und Andy Priaulx schieden aus Zoom

Der dänische Rennfahrer erlitt noch auf den letzten Metern einen Pneuschaden und rollte schließlich als 17. über die Linie - Nykjaer teilte damit das Schicksal von Rob Huff (Chevrolet), den schon drei Runden zuvor ein ähnlicher Defekt ereilt hatte. Huff rodelte nach seinem Reifenschaden hingegen noch durch das Kiesbett und knallte in die Reifenstapel - sein Top-5-Platz war damit natürlich dahin.

Turkington verpasst die Sensation

Auch Jordi Gené (SR) konnte seine Geschwindigkeit nicht umsetzen und strandete zur Rennhälfte am Streckenrand - wie auch Mehdi Bennani (Wiechers), der nach einigen tollen Überholaktionen auf einmal an Schub verlor und zur Seite fahren musste. Die Spitze der Privatierwertung hatten aber ohnehin andere inne: Colin Turkington (WSR/eBay Motors) war dabei der tragische Portimão-Held.

Der britische Gaststarter führte die Klassenwertung über viele Runden lang an, geriet dann aber mit Barth aneinander und musste durch das Kiesbett pflügen. Sergio Hernández (Proteam) ließ sich nicht lange bitten, übernahm die Führung bei den Privatfahrern und brachte diese auch sicher vor Darryl O'Young (Bamboo) und Kristian Poulsen (Poulsen) ins Ziel - auf dem herausragenden neunten Rang.

Mehdi Bennani, Colin Turkington

Colin Turkington verpasste die große Überraschung, Mehdi Bennani fiel aus Zoom

Turkington wurde schließlich auf dem vierten Platz abgewinkt, hielt damit aber zumindest Franz Engstler (Engstler), Stefano D'Aste (Proteam), Harry Vaulkhard (Bamboo) und Andrei Romanov (Engstler) in Schach, die sich vom Start bis ins Ziel ein hartes, aber faires Gruppenduell geliefert hatten, das erst auf der langen Hauptgeraden des Algarve-Kurses endgültig entschieden wurde.

Ganz vorne durfte sich Monteiro von seinen portugiesischen Landsleuten feiern lassen: Zum dritten Mal überhaupt beendete der 33-Jährige ein WTCC-Rennen als Sieger, doch auch Muller und Tarquini dürften sehr zufrieden sein: Die beiden WM-Spitzenreiter konnten sich weiter von ihren direkten Verfolgern absetzen, weil weder Priaulx noch Huff im ersten Portimão-Lauf in die Punkte kamen.