• 26.10.2008 09:16

  • von Stefan Ziegler

Lauf 2: Sensation - Coronel siegt vor Farfus und Hernández!

In Okayama überschlugen sich im zweiten Rennen die Ereignisse: Tom Coronel holte sich den Sieg vor Augusto Farfus und Sergio Hernández

(Motorsport-Total.com) - Das zweite Premierenrennen in Japan sorgte für einige faustdicke Überraschung. In einem weiteren turbulenten WM-Lauf auf dem 'Okayama International Circuit' ladete der Niederländer Tom Coronel (SEAT) einen echten Volltreffer und fuhr zum Sieg vor BMW Pilot Augusto Farfus, der wiederum ein brillantes Rennen zeigte. Privatier Sergio Hernández (BMW) belegte sensationell den dritten Rang vor einem furios fahrenden James Thompson (Honda) - Yvan Muller (SEAT) vor dem Titelgewinn.

Titel-Bild zur News: Tom Coronel

"Eat My Dust" - Tom Coronel zeigte im zweiten Lauf allen anderen nur das Heck...

Vor dem zweiten Rennen in Japan standen die Fragezeichen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Rennstrecke war noch immer nass, dennoch würde sie möglicherweise den Einsatz von Trockenreifen zulassen. Prompt gingen die Fahrer der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC auf unterschiedlichen Gummis an den Start. WM-Leader Muller ging konservativ zu Werke und ließ Regenreifen aufziehen, BMW Fahrer Farfus setzte auf Slicks. Kurios: Der spätere Rennsieger Coronel hatte beides - vorne Slicks, hinten Regenreifen.#w1#

Die große Stunde der Privatiers...

Dann in der Einführungsrunde ein großer Schock für die einheimischen Fans: Geburtstagskind Takayuki Aoki (BMW) rollte aus und musste noch vor dem Start die Segel streichen. Dort ging es erneut heiß her, denn Farfus kam gut weg von der Linie, konnte seinen Vorteil in Kurve eins allerdings nicht nutzen. In der Reihenfolge Tiago Monteiro (SEAT), Coronel, Farfus, Stefano D'Aste (BMW), Yvan Muller und Rickard Rydell (beide SEAT) ging's auf die erste 3,7-Kilometer-Schleife.

Und gleich auf den Metern herrschte Konfusion im Fahrerfeld, denn die Piloten mit Trockenreifen verloren zunächst deutlich an Boden gegenüber den regenbereiften Mitfahrern. So fiel Farfus immer weiter zurück, während Markenkollege Alessandro Zanardi (BMW) erst einen Quersteher hatte und sich schließlich per Einschlag komplett aus dem Rennen verabschiedete - möglicherweise mit Fremdeinwirkung, was die TV-Bilder aber nicht definitiv klären konnten.


Fotos: WTCC in Okayama


So lagen nach drei Runden vier SEAT-Fahrer an der Spitze: Monteiro führt vor Coronel, Muller und Rydell, während D'Aste die Kiesbetten in Okayama einer genaueren Untersuchung unterzog und dadurch hinter seinen Proteam-Kollegen Hernández zurückfiel. Eine entscheidende Szene, wie sich später noch zeigen sollte. Überhaupt waren die Privatiers in Japan hervorragend unterwegs - Franz Engstler (BMW) war zwischendurch sogar auf P9 unterwegs!

Farfus mit spektakulärer Aufholjagd

Auf der immer weiter abtrocknenden Strecke kam schließlich Farfus in Fahrt und legte ab Runde sechs einen Höllenritt auf den japanischen Asphalt. Im Drift sauste der Südamerikaner um die zahlreichen Kurven des 'Okayama International Circuit' und holte sich die anfangs verlorenen Sekunden und Positionen nach und nach zurück. Auf der Außenbahn (!) schnappte sich Farfus WM-Leader Muller und begann nach den Sternen in Okayama zu greifen.

In Runde sieben erwischte es Rydell knüppeldick: Binnen dreier Kilometer gingen erst Andy Priaulx (BMW), dann Hernández und schließlich auch D'Aste am verdadderten Schweden vorbei, dessen Regenreifen total am Ende zu sein schienen. Ein anderer SEAT-Pilot hatte mit seiner Reifenwahl jedenfalls keinerlei Probleme, denn Coronel profitierte von seiner Mischabstimmung und legte einige Meter zwischen sich und seine Verfolger, die ihrerseits von Farfus verfolgt wurden.

Einen Umlauf später war dann die Aufholjagd von Jörg Müller beendet, der wie Farfus auf Trockenreifen gesetzt hatte. Der Deutsche strandete im Kiesbett und musste aufgeben, während sein der Youngster des BMW Teams Germany weiter aufdrehte und Monteiro keine Chance ließ. Jetzt lag nur noch Coronel vor der Nase Farfus' - und mit Siebenmeilenstiefeln marschierte der Brasilianer schnurstracks auf den Führenden zu.

Coronel und Hernández die strahlenden Sieger!

Kurz vor Schluss war auch Priaulx auf dem Weg zum Siegerpodest, beging allerdings einen kleinen Fehler und war wenige Meter später komplett draußen. Auch D'Aste kam nicht über die Distanz und rodelte erst in die rechte Flanke von Monteiro, verlor das linke Vorderrad und zuckelte langsam zurück zur Box. Dort stieg auch Gabriele Tarquini (SEAT) aus seinem durch mehrere Ausflüge ramponierten Wägelchen - und wahrscheinlich zugleich aus dem WM-Zug aus.

Durch die vielen Zwischen- und Ausfälle war das Feld komplett durcheinander geraten. Hinter Coronel und Farfus wurden plötzlich Hernández, James Thompson (Honda), Rob Huff (Chevrolet) und Muller geführt, der in den letzten Runden äußerst defensiv zu Werke ging und sich auf keine unnötigen Risiken mehr einlassen wollte. Darum scherte sich Farfus schon gleich zweimal nicht, denn der BMW Pilot war seit Runde zwölf an der Stoßstange von Coronel dran.

Einen Weg vorbei gab's für den 25-Jährigen aber trotz vieler Versuche nicht, dabei boten die beiden Akteure Motorsport vom Feinsten und jede Menge Gänsehautmomente. In einem Herzschlagfinale setzte sich schließlich SEAT-Fahrer Tom Coronel hauchdünn durch und feierte im japanischen Bergland seinen ersten WTCC-Triumph - mit Benziner-Motor, wohlgemerkt! Augusto Farfus überquerte die Ziellinie als Zweiter, Privatier Sergio Hernández machte mit P3 die Sensation perfekt.

Die weiteren Platzierungen: James Thompson holte sich Rang vier, Rob Huff wurde Fünfter und WM-Leader Yvan Muller tat mit P6 einen riesigen Schritt Richtung Titel. Tiago Monteiro, Félix Porteiro (BMW), Rickard Rydell und Jordi Gené (SEAT) beschlossen die Top 10. Hernández holte sich logischerweise Platz eins bei den Privatiers, Franz Engstler staubte mit Gesamtrang elf den zweiten Platz bei den Independents ab.