Hintergrund: Der asiatische Ableger des Engstler-Teams

(Motorsport-Total.com) - Das Starterfeld der Tourenwagen-WM wird in diesem Jahr durch einen neuen Rennstall bereichert, der mit einer chinesischen Lizenz antritt - ein Novum in der noch jungen Geschichte der WTCC. Die Mannschaft von Marchy Lee möchte aber nicht nur mitfahren, sondern über kurz oder lang an der Spitze des Klassements auftauchen. 'Motorsport-Total.com' beleuchtet den Hintergrund des Teams.

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Neue Namen im Starterfeld: Das KK-Team tritt 2011 mit Marchy Lee in der WTCC an

Deteam KK ist nämlich nicht einfach nur ein neuer Rennstall, sondern die Verwirklichung eines Wunsches, der bereits seit einigen Jahren existiert, wie Franz Engstler erklärt. Das Team des deutschen Rennfahrers wollte schon vor einigen Saisons dabei behilflich sein, eine asiatische Mannschaft in der Tourenwagen-WM zu etablieren. Diese Pläne werden 2011 endlich realisiert.

Engstler macht sich in Asien einen Namen

Angefangen hat alles vor mittlerweile sechs Jahren: "Wir waren 2005 und 2006 in der asiatischen Tourenwagen-Meisterschaft unterwegs. Dort bauten wir uns einen Second-Hand-Markt für Autos auf. Als Team hast du halt das Problem, dass du gezwungen bist, immer wieder ein neues Fahrzeug aufzubauen. Irgendwann stehen aber zehn Rennwagen bei dir in der Firma herum", sagt Engstler.

"Mit diesen Autos kannst du nichts anfangen. Das ist ein riesiger Abschreibungs-Posten und so etwas kann man sich heute nicht mehr erlauben", meint der Deutsche und merkt an: "Damals gewannen wir in beiden Jahren die Meisterschaft, konnten uns entsprechend am Markt positionieren und uns ein gutes Image im gesamtasiatischen Raum aufbauen." Auf diese Weise entstand der Kontakt zu Lee.

Letzterer war nach einigen Jahren im Formelsport und einigen Versuchen auf der Langstrecke auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. "Die WTCC erschien mir die richtige Verbindung aus Auto und Anspruch zu sein. Im Formelauto war ich schon ein alter Kerl, doch in dieser Meisterschaft bin ich genau im richtigen Alter. Es fühlt sich einfach gut an", kommentiert Lee sein neues Engagement.

Deteam KK operiert als eigenständiges Team

Der Rennstall des Chinesen profitiert von der Zusammenarbeit mit der erfahrenen Crew von Engstler, wie Teammanager Kurt Treml erläutert. "Es handelt sich gewissermaßen um ein Satellitenteam von uns. Das Team wird komplett von uns organisiert. Wir haben die sportliche und technische Leitung inne. Das Auto ist ebenfalls von uns und wurde von unseren Freunden aus China angemietet."

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Marchy Lee schildert seine Eindrücke, die von der Engstler-Crew umgesetzt werden Zoom

Laut Treml ist Deteam KK aber "schon jetzt ein eigenständiges Team". Es verfüge über eine komplett eigene Struktur und auch über eine eigene Mannschaft samt Ausrüstung. "Wir haben dieses Projekt von Anfang an auf eigene Beine gestellt", meint der Teammanager. Irgendwann könnte schließlich der Schritt zur Eigenständigkeit vollzogen werden, doch dies ist im Augenblick noch Zukunftsmusik.

"Wir haben einen Zweijahres-Vertrag und müssen nun erst einmal diese Saison abspulen", sagt Treml. "Es wäre natürlich sinnvoll, asiatische Mechaniker in das Team zu integrieren und sie auszubilden. Ohne technische Unterstützung wären sie aber nicht so rasch in die Gänge gekommen. Dafür fehlt ihnen einfach noch die Erfahrung mit dem Auto und mit dem Motorsport allgemein."

Die WTCC als mehrjährige Herausforderung

Lee stimmt zu: "Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es einige Jahre braucht, um sich in dieser Serie zurechtzufinden. Wir haben einen Zweijahres-Plan. Dieses ganze Projekt würde wenig Sinn machen, wenn wir nur ein Jahr lang am Start wären", betont der WTCC-Neuling und fügt hinzu: "Im ersten Jahr geht es daher nur um das Lernen, im zweiten Jahr wollen wir darauf aufbauen."

Von den Fähigkeiten Lees sind Engstler und Treml jedenfalls überzeugt. "Wenn man Marchy ein Testjahr in dieser Meisterschaft gönnt, dann ist er für mich ein klarer Titelanwärter", meint Engstler. "Er hat nur den Nachteil, dass er die Strecken und auch das Auto noch nicht kennt. Man hat es aber schon oft gesehen: Ein Fahrer braucht einfach ein Jahr, um die Kurse und die Serie kennenzulernen."

"Marchy muss noch etwas mehr Selbstvertrauen sammeln, zählt aber sicher zu den ganz Schnellen", findet der deutsche Rennfahrer. Teammanager Treml ergänzt: "Der Bursche hat ein riesiges Potenzial und ein großes Kämpferherz. Ich glaube, er ist einer der schnellsten Tourenwagen-Fahrer in Asien. Ich freue mich schon sehr. Ich bin überzeugt davon: Er wird 2011 eine richtig gute Leistung zeigen."

Engstler und Lee: Früher an später denken...

Engstler wäre das nicht unrecht. Der Routinier denkt nämlich bereits an die Zeit "danach" und die Zukunft seines eigenen Teams. "Ich werde nicht ewig in der WTCC fahren", sagt der 49-Jährige. "Ich bin froh, dass ich nun Toppiloten wie Kristian (Poulsen; Anm. d. Red.) und Marchy im Team habe. Ich glaube, sie können mich dann einmal sehr gut ersetzen. Darauf baue ich auch", gesteht Engstler.

"Ich sehe mich derzeit schon in der Position, junge Fahrer bestmöglich zu unterstützen - nicht nur durch meine Kontakte, sondern auch durch das fahrerische Wissen. Es geht mir darum, junge Fahrer aufzubauen, dass ich irgendwann einmal am Kommandostand stehen kann", erklärt Engstler. In naher Zukunft ist statt Kürzertreten aber eher eine Vergrößerung angesagt, wie Treml zu Protokoll gibt.

"Wir haben vor, bei den letzten vier Saisonrennen einen weiteren asiatischen Fahrer in diesem Team an den Start zu bringen. Das hängt aber natürlich auch von der Situation an der Sponsorenfront ab", meint der Engstler-Teammanager und merkt abschließend an: "Wichtig ist auf jeden Fall, dass wir mit Marchy Lee entsprechende Erfolge erringen, damit man das Ganze vernünftig promoten kann."