• 14.11.2009 15:49

  • von Stefan Ziegler

Die WTCC-Titelkandidaten 2009: Was wäre wenn...

Gabriele Tarquini, Yvan Muller und Augusto Farfus duellieren sich in Macao um den Titel 2009: Für jeden wäre der WM-Triumph etwas Besonderes

(Motorsport-Total.com) - Treffen sich ein Italiener, ein Franzose und ein Brasilianer in Macao: Beim Finale der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) streiten sich gleich drei Piloten um den WM-Titel. Für Yvan Muller würde ein Triumph die erfolgreiche Titelverteidigung bedeuten, Gabriele Tarquini und Augusto Farfus kämen hingegen erstmals zu WM-Ehren. Doch erst einmal wollen freilich zwei Rennen absolviert werden.

Titel-Bild zur News: Yvan Muller, Gabriele Tarquini

Gabriele Tarquini und Yvan Muller sind die Topfavoriten auf den WTCC-Titel 2009

Als Tabellenführer geht Tarquini mit den besten Chancen in das entscheidende Wochenende: Der italienische SEAT-Fahrer hat nach 22 Rennen 115 Punkte auf seinem Konto, Verfolger Muller (SEAT) bringt es auf 113 Zähler. Farfus (BMW) reist mit 102 Punkten nach Macao und muss beim großen Showdown eher als Außenseiter betrachtet werden - auf dem Guia Circuit ist allerdings vieles möglich.#w1#

2005 reisten drei Titelkandidaten in die ehemalige portugiesische Kolonie, doch der WM-Führende Dirk Müller (BMW) hatte letztendlich das Nachsehen. 2006 hatten noch neun (!) Piloten Chancen auf den Titel und wieder ging der bisherige Gesamterste leer aus - Farfus. 2007 setzte sich Andy Priaulx (BMW) nach Punktgleichheit mit Muller durch. Letzterer ließ sich 2008 die Butter nicht mehr vom Brot nehmen.

Konnten 2007 noch sechs Fahrer nach dem Titel greifen, waren es 2008 nur zwei - und beide sind auch in dieser Saison wieder mit dabei. Die großen Fragen aber sind: Schafft Farfus das beinahe Unmögliche? Kann Muller seinen Titel erfolgreich verteidigen? Oder wird Tarquini erstmals Weltmeister? 'Motorsport-Total.com' hat die passenden Antworten für den jeweiligen Fall der Fälle.

Wenn Gabriele Tarquini den WM-Titel gewinnt,...

...wäre er der zweite italienische WTCC-Champion nach Roberto Ravaglia (1987).

...wäre er der vierte Tourenwagen-Weltmeister der Geschichte nach Roberto Ravaglia (1987), Andy Priaulx (2005, 2006 und 2007), und Yvan Muller (2008).

...hätte er mit Abstand den längsten Anlauf gebraucht, um Champion zu werden: In Macao bestreitet Tarquini seinen 106. und 107. Rennauftritt in der WTCC.

...wäre er mit 47 Jahren und 265 Tagen der älteste Rennfahrer, der jemals eine Weltmeisterschaft der FIA für sich entscheiden könnte. Juan-Manuel Fangio holte seinen fünften Formel-1-Titel 1947 im Alter von 46 Jahren, Derek Bell zählte bei seinem Sportwagen-Erfolg 1986 45 Lenze.

Roberto Ravaglia

1987 Tourenwagen-Champion, heute ein WTCC-Teamchef: Roberto Ravaglia Zoom

...würde ihm dies als erstem Italiener seit Teo Fabi 1991 gelingen. Tarquinis italienischer Landsmann holte sich vor 18 Jahren den WM-Titel bei den Sportwagen.

...käme er als achter italienischer Rennfahrer zu WM-Ehren. Nino Farina (1950) und Alberto Ascari (1952 und 1953) wurden Formel-1-Weltmeister, Mauro Baldi (1990) und Teo Fabi (1991) gewannen WM-Titel bei den Sportwagen, Roberto Ravaglia (1987) wurde erster Tourenwagen-Champion, Sandro Munari (1977) und Miki Biasion (1988 und 1989) holten sich die Krone in der Rallye-WM.

...wäre er der zweite Tourenwagen-Weltmeister, dessen Fahrzeug von einem Dieselmotor angetrieben wird. 2008 war das TDI-Aggregat aus dem Hause SEAT erstmals erfolgreich - mit Tarquinis Teamkollege Yvan Muller.

...wäre er der erste WTCC-Titelträger, der neben seinen zahlreichen Erfolgen im Tourenwagensport auch Rennstarts in der Formel 1 vorzuweisen hätte.

...wäre er der zweite Rennfahrer, der einem EM-Titel bei den Tourenwagen (2003) auch einen WM-Triumph folgen lassen könnte. Andy Priaulx ist der bislang letzte Europameister der Tourenwagen (2004). Der Brite sicherte sich anschließend dreimal in Folge (2005-2007) die WTCC-Krone.

...würde es ihm als erstem WTCC-Champion gelingen, in seiner Titelsaison fünf oder mehr Pole-Positions zu erzielen.

Gabriele Tarquini

Tabellenführer: Gabriele Tarquini hat beim Finale in Macao die besten Karten Zoom

...wäre er der zweite Weltmeister, der seit dem Debüt der "neuen" WTCC 2005 am Start ist. Andy Priaulx (2005, 2006 und 2007) war von Anfang an dabei, Yvan Muller (2008) stieß erst 2006 zum Teilnehmerfeld.

...würde er sich zum ersten WTCC-Titelträger aufschwingen, der in seiner WM-Karriere bereits auf einem anderen Fahrzeugfabrikat unterwegs war: Andy Priaulx (2005, 2006 und 2007) fährt schon immer BMW, Yvan Muller (2008) hielt SEAT stets die Treue - Tarquini gab 2005 für Alfa Romeo Gas und wechselte 2006 zu SEAT.

...hätte es Tarquini seinem Vorgänger Yvan Muller (2008) gleichgetan und die WM-Führungsposition nach dem ersten Rennwochenende später auch in den Titel umgemünzt.

Wenn Yvan Muller den WM-Titel gewinnt,...

...wäre er erst der zweite Rennfahrer, dem eine Titelverteidigung in der WTCC gelänge. Andy Priaulx schaffte dieses Kunststück gleich zweimal (2006 und 2007).

...würde er als erst vierter Franzose mindestens zwei WM-Titel in Folge erreichen. Alain Prost (1985 und 1986) war in der Formel 1 erfolgreich, Jean-Louis Schlesser (1989 und 1990) siegte bei der Sportwagen-WM im Doppelpack und Sébastien Loeb (2004, 2005, 2006, 2007, 2008 und 2009) krönte sich zu Beginn des neuen Jahrtausends zum Rallye-Champion schlechthin. Didier Auriol (1994) kam "nur" einmal zu WM-Ehren.

...wäre er mit 40 Jahren und 98 Tagen der älteste WTCC-Champion, dem eine Titelverteidigung gelänge. Als Andy Priaulx 2007 seinen dritten und bis dato letzten WM-Titel errang, war er 33 Jahre und 102 Tage alt.

...würde sich die Geschichte wiederholen: Schon 2008 waren Muller und Gabriele Tarquini punktgleich in die Saison gestartet - wobei Muller in der Endabrechnung schließlich Platz eins belegte, obwohl Tarquini zwischendurch die Führung inne hatte.

Yvan Muller

Yvan Muller hatte 2009 keine einfache Saison, doch die Titelchancen sind da Zoom

...wäre er der einzige spätere Titelgewinner, der bereits nach dem ersten Rennwochenende an der Tabellenspitze lag.

...bliebe Muller der einzige Weltmeister, dessen Siegerfahrzeug von einem Dieselmotor angetrieben wurde.

...hätten französische Rennfahrer in diesem Jahr zwei der drei FIA-Weltmeisterschaften für sich entschieden: Muller die Tourenwagen-WM und Sébastien Loeb die Rallye-WM.

Wenn Augusto Farfus den WM-Titel gewinnt,...

...wäre er im Alter von 26 Jahren und 80 Tagen der bislang jüngste Tourenwagen-Weltmeister und würde damit Roberto Ravaglia (1987) ablösen. Der italienische WTCC-Teamchef war bei seinem Titelgewinn 30 Jahre und 173 Tage alt.

...hätte er mit Abstand die meisten Rennen gebraucht, um sich die Startnummer eins zu verdienen: In Macao absolviert Farfus sein 107. und 108. WM-Sprintrennen.

...wäre er der erste brasilianische Tourenwagen-Weltmeister.

...wäre er der erste Tourenwagen-Champion, der zuvor ausschließlich Titel im Formelsport gesammelt hat.

...wäre er der vierte Tourenwagen-Weltmeister der Geschichte nach Roberto Ravaglia (1987), Andy Priaulx (2005, 2006 und 2007), und Yvan Muller (2008).

...wäre er der erste brasilianische Motorsport-Weltmeister seit Ayrton Senna (1991). Das große Formel-1-Idol sicherte sich vor 18 Jahren seinen dritten und letzten Formel-1-Titel, ehe er 1994 tödlich verunglückte.

Augusto Farfus

Diese Perspektive muss Augusto Farfus zweimal zeigen, wenn er den Titel will Zoom

...würde er als fünfter brasilianischer Rennfahrer eine Weltmeisterschaft der FIA für sich entscheiden. Emerson Fittipaldi (1972 und 1974), Nelson Piquet (1981, 1983 und 1987) und Ayrton Senna (1988, 1990 und 1991) waren in der Formel 1 erfolgreich, Raul Boesel (1987) holte den Titel bei den Sportwagen.

...wäre es BMW erstmals gelungen, die Fahrerkrone der WTCC wieder zurückzuerobern.

...wäre er der zweite Weltmeister, der seit dem Debüt der "neuen" WTCC 2005 am Start ist. Andy Priaulx (2005, 2006 und 2007) war von Anfang an dabei, Yvan Muller (2008) stieß hingegen erst 2006 zum Teilnehmerfeld.

...wäre er der erste Titelträger, der vor seinem großen Triumph schon für einen anderen WTCC-Hersteller unterwegs war: Andy Priaulx (2005, 2006 und 2007) fährt schon immer BMW, Yvan Muller (2008) hielt SEAT stets die Treue - Farfus fuhr anfangs erst für Alfa Romeo und wechselte 2007 zu BMW.