• 31.12.2009 13:40

  • von Stefan Ziegler

Die Saisonbilanz 2009 (4): Lada

Ein spannendes Rennjahr in der Tourenwagen-WM ist abgeschlossen: 'Motorsport-Total.com' nimmt die Protagonisten unter die Lupe - Heute: Lada

(Motorsport-Total.com) - Vor Saisonbeginn kennen Ehrgeiz und Motivation keine Grenzen, doch am Jahresende können freilich nur ein Rennfahrer und ein Team die begehrten Titel in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) abstauben. Aber welcher Rennstall hat sich in der abgelaufenen Saison besonders hervorgetan und wie war es um das Abschneiden der deutschen Teilnehmer bestellt? 'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf das Rennjahr 2009 und nimmt die Protagonisten unter die Lupe. Heute: Lada.

Titel-Bild zur News: James Thompson

James Thompson und das Lada-Team wussten 2009 durchaus zu überraschen

Das schwierige erste Jahr ist geschafft: Lada stellte sich 2009 der Herausforderung WTCC und schlug sich dabei durchaus achtbar. Erstmals überhaupt trat der russische Rennstall als offizielles Werksteam auf den Plan und schickte drei Fahrzeuge in die 24 Sprintrennen der Saison - am Jahresende standen schließlich die erhofften ersten WM-Punkte zu Buche. Das Debüt ist geglückt.#w1#

Thompson bringt Lada deutlich voran

Wurde die Mannschaft um Teamchef und Pilot Viktor Shapovalov anfangs noch etwas belächelt, so verdiente sich Lada im Saisonverlauf zweifelsohne den Respekt und die Anerkennung von Fans und Fahrerlager. Spätestens mit Neuzugang James Thompson und der Einführung des neuen Lada Priora, der zur Saisonmitte das betagte 110-Modell ersetzte, ging es bei den Russen spürbar voran.

Jaap van Lagen, Kirill Ladygin, James Thompson

Mit James Thompson (rechts) und dem Priora kam der Erfolg für das Lada-Team Zoom

"Ohne die technische Entwicklungsarbeit von 'Thomo' stünde das Team vermutlich weiterhin auf den Startplätzen 20 abwärts", meint 'Eurosport'-Kommentator Uwe Winter, der für 'Motorsport-Total.com' die Leistung der WTCC-Rennställe analysiert. Thompson, ehemaliger Titelträger in der Britischen Tourenwagen-Meisterschaft (BTCC) und routinierter WM-Fahrer, half Lada gewaltig auf die Sprünge.

Dem 35-Jährigen wurde unmittelbar nach seiner Verpflichtung die Ehre zuteil, den neuen Priora-Rennwagen erstmals im Renntrimm zu bewegen, wobei Thompson schon beim zweiten Event erstmals in den Top 10 vorstellig wurde - das Warmup von Brands Hatch sollte aber mehr als nur ein kleiner Fingerzeig werden, denn nur wenige Wochen später durfte Lada über WM-Punkte jubeln.

Die ersten WM-Punkte gab's in Imola

Zunächst musste das jüngste Werksteam der Tourenwagen-WM allerdings einen herben Rückschlag einstecken: Van Lagen hatte die Zielflagge schon im Blick, als er in Oschersleben sensationell auf Rang fünf liegend in die letzte Kurve einbog - Nicola Larini (Chevrolet) drückte den Niederländer aber noch von der Piste und aus den Punkterängen. Doch dadurch wurde die Punktepremiere nur vertagt.

Jaap van Lagen, Kirill Ladygin

Das Debüt des Priora läutete in Porto den Abschied des betagten 110-Modells ein Zoom

Nur zwei Wochen später bescherte Thompson seinem Team den ersten großen Erfolg, indem er im italienischen Imola gleich zweimal als Sechster abgewinkt wurde - Lada hatte im zehnten Anlauf endlich die ersten "richtigen" WM-Zähler erobert. Alles nur eine Frage der Technik oder hat sich der Einfluss von Thompson doch so stark ausgewirkt, dass die Russen nun Punktekandidaten sind?

TV-Kommentator Winter erläutert: "Der Fortschritt und das Einfahren der ersten WM-Punkte sind weniger dem Modellwechsel auf den Priora, als auf ein paar Basics zurückzuführen. Man nehme einen ehrgeizigen und solventen Teamchef - Shapovalov - und ein Fahrzeug mit Restpotential. Der Motor ist alt, aber bewährt, und noch einigermaßen leistungsstark", hält der WTCC-Experte fest.

Neue Wege dank neuem Stammfahrer

"Mit der Verpflichtung eines erfahrenen und schnellen Piloten wie James Thompson hat man einen großen Schritt nach vorne gemacht", findet Winter. "'Thomo' konnte Shapovalov überzeugen, eine Menge Geld in die Fahrwerksentwicklung mit KW zu investieren und die zahlreichen, bereits eingekauften Fahrwerke eines weiteren deutschen Herstellers nur im dritten Lada aufzubrauchen."

Kirill Ladygin

Lernphase: Kirill Ladygin war 2009 auch ab und an neben der Ideallinie zu finden Zoom

"Dank des Kompensationsgewichts mit leichtem Fahrzeug, in Verbindung mit einem schmerzfreien Haudegen wie 'Thomo', ist der Sprung in die Punkte auf kurvenreichen Strecken machbar", erklärt Winter und fügt an: "Wetterkapriolen wie im Qualifying von Oschersleben begünstigen da auch mal Jaap van Lagen, dessen erste Punkte dort von Larini auf unfaire Art und Weise verhindert wurden."

Und Ladygin? Der russische Rennfahrer beschäftigte sich 2009 vorrangig damit, Erfahrungen im Rennbetrieb zu sammeln und sich weiter mit der WTCC vertraut zu machen - ob der 31-Jährige in der neuen WM-Saison wieder mit dabei sein wird, ist derzeit aber noch nicht zweifelsfrei geklärt. Dass das Lada-Team 2010 auf die bisherigen Ergebnisse aufbauen will, wird indes zumindest erwartet.

Positives Saisonfazit bei Teamchef Shapovalov

Nicht umsonst gibt sich Teamchef Shapovalov betont zufrieden mit den diesjährigen Errungenschaften: "Diese Saison war voller Hoch- und Tiefpunkte", sagt der 44-Jährige. "Am Jahresbeginn hatten wir das Ziel ausgegeben, und ständig verbessern zu wollen und zum Saisonende in die Punkte zu fahren. Wir befinden uns vollkommen auf Kurs", gibt das Teamoberhaupt von Lada zu Protokoll.

Jaap van Lagen, James Thompson, Felix Porteiro

Noch macht die Technik nicht immer mit: In Okayama gab's keine Punkte für Lada Zoom

"James holte in Imola zwei fantastische sechste Plätze, Jaap war sehr nahe dran, in Oschersleben einen fünften Rang einzufahren und in Okayama hätten wir die Positionen fünf und acht einnehmen können", so Shapovalov rückblickend. "Uns ist klar, dass wir noch einiges zu tun haben. Wir werden weiter hart arbeiten und ich bin mir sicher, dass die neue Saison für uns sehr interessant wird."

Nicht zuletzt auch deswegen, weil 2010 weniger Werkswagen als bisher im Starterfeld vertreten sein werden: BMW hat sein Aufgebot auf zwei Autos reduziert und SEAT könnte einen ähnlichen Weg wählen. "Da die Anzahl der Werksfahrzeuge insgesamt rückläufig sein dürfte, erhöhen sich die Chancen für die Underdogs, in die Punkteränge zu fahren", meint Winter. Shapovalov wird's freuen...¿pbvin|64|2179|wtcc|0|1pb¿

Das Rennjahr von Lada in Zahlen

Fahrer:
# 18 Jaap van Lagen (Niederlande)
# 19 Kirill Ladygin (Russland)
# 20 Viktor Shapovalov (Russland)
# 36 James Thompson (Großbritannien; ab Porto)

Fahrzeug:
Lada 110 2.0 (bis Brands Hatch)
Lada Priora (ab Porto)

Siege: 0
Doppelsiege: 0
Podien: 0
Pole-Positions: 0
Schnellste Runden: 0
Führungsrunden: 0

Platzierung in der Gesamtwertung (Team):
04. Lada - 83 Punkte

Platzierung in der Gesamtwertung (Fahrer):
17. James Thompson - 6 Punkte

Nicht gewertet, da keine Punkte:
Jaap van Lagen, Kirill Ladygin, Viktor Shapovalov

Wie geht es 2010 weiter?

Laut WTCC-Promoter Marcello Lotti wird Lada der Rennserie erhalten bleiben. Aber: "Die Meldungen, die wir aus Russland hören, stimmen nicht sehr optimistisch, da die Zukunft von Lada als Automobilhersteller sehr düster aussieht", erläutert TV-Experte Winter. "Inwiefern Shapovalov genügend eigenes Geld in die Hand nimmt, um dieses ehrgeizige Projekt voranzutreiben, bleibt abzuwarten."