• 19.11.2010 11:02

  • von Stefan Ziegler

Rien ne va plus: Crashfestival statt Qualifying in Macao

Gleich vier Rotphasen machten die Qualifikation von Macao zu einem Geduldsspiel: Yvan Muller holte sich im turbulenten Zeittraining die provisorische Pole

(Motorsport-Total.com) - "In Macao ist alles möglich", sagt man über den Klassiker im südchinesischen Meer. Und genau das wurde in der Qualifikation sehr deutlich: Gleich viermal musste die Rennleitung rote Flaggen zeigen lassen und das Zeittraining unterbrechen - immer neue Zwischenfälle stellten alle Beteiligten auf eine harte Probe. Yvan Muller (Chevrolet) meisterte diese am besten und holte die provisorische Pole.

Titel-Bild zur News: Rote Ampel

Rien ne va plus in der Spielerstadt: Gleich viermal hieß es im Qualifying "Game Over"

Nach einem Qualifikations-Marathon von über eineinhalb Stunden Dauer stand der Franzose ganz oben auf der Zeitenliste und vor Teamkollege Rob Huff (Chevrolet), Tiago Monteiro (SR), Alain Menu (Chevrolet), Norbert Michelisz (Zengo) und dem erneut sensationell fahrenden Darryl O'Young (Bamboo), der als Sechster zugleich bester Privatfahrer von Macao war. Aber der Reihe nach...

Coronel sorgt für eine frühe Rotphase

Mit einer zwölfminütigen Verspätung gingen die 27 Fahrer der Tourenwagen-WM in Einheit eins auf die Strecke, um gleich zu Beginn eine erste Richtzeit zu setzen. Dies gelang allerdings nur bedingt, denn schon nach sechs Minuten schepperte es erstmals richtig: Tom Coronel (SR) knallte mit seinem SEAT León TDI in die Barrieren der Fisherman's-Kurve und zerlegte sowohl Auto als auch Mauer.

Wer bereits an der Unfallstelle vorbei und über der Linie war, hatte seine erste Rundenzeit markiert - der Rest musste aufgrund der sofort gezeigten roten Flaggen ohne fliegende Runde zurück an die Box fahren. Chevrolet hatte bis dahin alles richtig gemacht: Rob Huff, Alain Menu und Yvan Muller belegten die Plätze eins bis drei. Die erste Bestzeit von Huff lag zunächst bei 2:32.643 Minuten.

Für Coronel und die restlichen WTCC-Piloten war nun eine lange Warterei angesagt: Der "fliegende Holländer" hatte seinen auf der linken Seite heftig demolierten Rennwagen zurück in die Boxengasse gerettet, wo sein Team fieberhaft an der Reparatur arbeitete. Ein ähnliches Bild bot sich in der vorletzten Kurve, denn dort bemühten sich die Streckenposten um die Reinigung der Rennbahn.

Priaulx und Kano im Pech - Rotphase zwei...

Und zwar eine Stunde lang, denn erst um kurz nach 17 Uhr Ortszeit und bei einsetzender Dämmerung ging es weiter - erneut nur für sechs Minuten: Dieses Mal war Andy Priaulx (BMW Team RBM) der "Übeltäter". Der dreimalige Weltmeister landete in der Zielkurve in den Reifenstapeln, riss sich dabei das linke Vorderrad ab, humpelte mit seinem BMW 320si bis zur Boxenausfahrt und parkte ihn dort.

Nur wenige Augenblicke später war Masaki Kano (Engstler) zur Stelle. Der japanische Rennfahrer legte in Kurve eins einen Dreher hin und kam just auf der Höhe von Priaulx zum Stehen - mitten auf der Fahrbahn! Weil in der Zielkurve noch immer einige Trümmerteile lagen und weil Kano überaus gefährlich positioniert war, hatte die Rennleitung keine Wahl: Die zweite Rotphase von Macao folgte.

Priaulx nutzte diese Unterbrechung, um seinen nur noch dreirädrigen BMW in aller Ruhe um den Guia Circuit und hinein in die Boxengasse zu manövrieren. Dort machten sich die RBM Mechaniker über den Havaristen her. Die Reste des Zwischenfalls von Kano waren inzwischen beseitigt, Bindemittel gestreut und grüne Flaggen gezeigt - bei immer schlechteren Sichtverhältnissen ging es weiter...

...und noch eine Unterbrechung

Erneut nur kurz, denn gleich zwei parallel stattfindende Zwischenfälle sorgten für Rotphase drei: Sergio Hernández (Proteam), der Führende in der Privatierwertung, verunfallte im Streckenteil Maternity und kam entgegen der Fahrtrichtung und am rechten Kursrand zum Stehen. Nur drei Kurven weiter schlug Kristian Poulsen (Poulsen) an der Mauer an und strandete schließlich in der Paiol-Ecke.

Nach einer weiteren Unterbrechung und bei zwingend einzuschaltenden Scheinwerfern stellten sich die verbleibenden Piloten den restlichen sieben Minuten der Qualifikation. Fünf Minuten ging alles gut, dann stand erneut Coronel neben der Spur: Der Niederländer war im zweiten Sektor plötzlich nur noch mit drei Rädern unterwegs und musste sein Fahrzeug abstellen - mitten auf der Straße, wieder Rot.

Die ursprünglich auf 30 Minuten angesetzte Qualifikation war zu diesem Zeitpunkt bereits über eineinhalb Stunden alt, weshalb die Rennleitung bei 1:37 Minuten vor dem endgültigen Ablauf der Zeit den Fahrbetrieb einstellen ließ. Inzwischen war die Dämmerung beinahe schon der Nacht gewichen. Die Autos wurden daraufhin ins Fahrerlager gelenkt und dort unter Parc-Fermé-Bedingungen geparkt.

Macao-Qualifying: Fortsetzung folgt...

Und wer hat nun eigentlich die Pole-Position inne? Niemand, denn noch ist die Qualifikation nicht abgeschlossen. Die Rennleitung hatte am späten Abend von Macao ein Einsehen mit den Fahrern und ihren Teams und verschob Q2 kurzerhand auf den - für die WTCC eigentlich rennfreien - Samstag. Wann die Top 10 dann ins Lenkrad greifen werden, steht bislang noch nicht fest.

Klar ist indes das Klassement nach vielen Unfällen, vier Rotphasen und wenigen problemlosen Runden: Yvan Muller (Chevrolet) sicherte sich in 2:31.948 Minuten die provisorische Pole-Position vor Rob Huff (Chevrolet/+ 0,375 Sekunden) und Tiago Monteiro (SR/+ 0,468). Alain Menu (Chevrolet/+ 0,861) und Norbert Michelisz (Zengo/+ 1,065) komplettieren die Top 5 der ersten Quali-Einheit.

Auf Rang sechs landete Darryl O'Young (Bamboo/+ 1,249), der damit zugleich bester Privatier ist. Der in Hongkong wohnhafte Rennfahrer krönte sein bisheriges Wochenende mit einer erneut starken Leistung und klassierte sich vor Gabriele Tarquini (SR), Andy Priaulx (BMW Team RBM), Augusto Farfus (BMW Team RBM) und Lokalmatador André Couto (SR), der erstmals ein Dieselauto fährt.

Macao-Neuling Fredy Barth (Sunred) schrammte um 0,176 Sekunden an den Top 10 und damit an der Teilnahme in Q2 vorbei, seine Markenkollegen Michel Nykjaer (Sunred) und Tom Coronel (SR) folgten auf den Plätzen. Hinter Sergio Hernández (Proteam) wurde Colin Turkington (WSR) als 15. gewertet, Franz Engstler (Engstler) erzielte Rang 16. Wiechers-Pilot Mehdi Bennani kam als 17. über die Linie.