Le-Mans-Held plant Rennfahrschule für behinderte Sportler

Frederic Sausset möchte seinen Erfolg mit anderen teilen: Bis zu 30 Menschen mit Behinderung können dem vierfach amputierten Le-Mans-Ankommer nacheifern

(Motorsport-Total.com) - Mit seiner erfolgreichen Teilnahme an den 24 Stunden von Le Mans 2016 hat sich Frederic Sausset einen Lebenstraum erfüllt. Doch der vierfach amputierte Motorsportfreak will sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Nachdem er seinen persönlichen Kampf nach schwerer Krankheit gewonnen und das prestigeträchtigste Autorennen der Welt erfolgreich beendet hat, will er dasselbe nun anderen mit demselben Schicksal ermöglichen: Er gründet ein Rennfahrprojekt für Menschen mit Behinderung.

Titel-Bild zur News: Christophe Tinseau, Frederic Sausset, Jean-Bernard Bouvet

Frederic Sausset (Mitte) ruht sich nicht auf den Lorbeeren der Zielankunft aus Zoom

Sausset, dessen Projekt der erste Garage-56-Einsatz war, der die Zielflagge beim 24-Stunden-Rennen auf dem Circuit de la Sarthe gesehen hat, will bis 2020 einen Fahrer mit Behinderung nach Le Mans bringen. Unter dem Motto "A Steering Wheel for All" ("Ein Lenkrad/Cockpit für alle") werden bis zu 30 Kandidaten einem Auswahlprozess unterzogen werden, aus dem drei Finalisten hervorgehen werden.

Für das Projekt hat der Franzose, der nach einem schweren bakteriellen Infekt im Jahre 2012 alle seine Gliedmaßen verloren hatte, bereits zahlreiche prominente Unterstützer gefunden: Die FIA, der Le-Mans-Veranstalter ACO, die französische Motorsportbehörde FFSA und das Department Loir-et-Cher (südöstlich von Le Mans gelegen) haben ihre Unterstützung bereits zugesagt. Beim Le-Mans-Testtag am 4. Juni 2017 wird das Unterfangen offiziell präsentiert werden.

"Das ist ein echtes Abenteuer, das mir sehr am Herzen liegt", sagt der 48-Jährige, dessen emotionale Zieldurchfahrt in Le Mans leider vom Toyota-Drama völlig überlagert wurde, gegenüber 'Endurance Info'. Und er hatte den Plan schon im Kopf, als sein erstes Projekt SRT41 noch gar nicht zu Ende war: "Ich habe erstmals darüber im April 2016 nachgedacht, vor meiner Le-Mans-Teilnahme." Es dabei zu belassen, wäre für ihn zu schade gewesen: "Ich liebe die Motorsport-Welt einfach. Jean Todt hat sich der Initiative direkt angeschlossen. Er sagte mir, dass ich die ideale Person sei, das Projekt in Gang zu bringen und hat mich überzeugt, den Plan weiter zu verfolgen."

Auf der ganzen Welt können sich Kandidaten für ein Le-Mans-Cockpit bis 2020 bewerben und sich bis Ende 2017 auf dem Bugatti-Circuit in Le Mans präsentieren. Aufsicht führen dabei Sausset selbst und sein Freund und Fahrercoach Christophe Tinseau, der sich den umgebauten Oreca 03 mit Sausset (und Jean-Bernard Bouvet) geteilt hatte. Sechs Piloten werden aus den Bewerbern ausgewählt und in einem Auswahlprozess auf drei reduziert. Diese drei Piloten werden dann in ein langfristiges Vorbereitungsprogramm mit Sausset und Tinseau absolvieren und schließlich am Rennen teilnehmen.

Christophe Tinseau, Frederic Sausset

Sausset sah im umgebauten Oreca 03 als erster Garage-56-Teilnehmer das Ziel Zoom

"Das 'Steering Wheel for All'-Projekt wird Grenzen im Motorsport überschreiten", verspricht Frederic Sausset. "Wir werden alles dafür tun, dass die Kandidaten das höchstmögliche Niveau erreichen." Das Projekt soll auch für Ingenieure und Mechaniker mit Behinderung zugänglich sein. Details werden bei der offiziellen Eröffnung des Projekts im Juni bekanntgegeben.