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  • 29.09.2014 08:41

  • von Roman Wittemeier

Der nächste Porsche-Schritt: Gewicht sparen

Porsche will zum kommenden Jahr das Fahrzeuggewicht des 919 senken: Spielraum für den Aufstieg in die 8MJ-Hybridklasse schaffen - Simulator im Feintuning

(Motorsport-Total.com) - Die ersten vier Rennen der diesjährigen WEC-Saison haben eindeutig gezeigt, dass Porsche mit dem 919 Hybrid auf einem guten Weg ist. Bereits im Jahr des Comebacks lag die Werksmannschaft aus Weissach mit dem brandneuen LMP1-Fahrzeug in Le Mans phasenweise in Führung, in Austin hatte man realistische Siegchancen. Im kommenden Jahr will das Team um Superstar Mark Webber in allen Rennen der Langstrecken-WM aus eigener Kraft siegfähig sein.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber soll Porsche bei der weiteren Entwicklung des Simulators helfen Zoom

"Unsere hoch komplexen Systeme funktionieren sehr gut. In diesem Bereich fühlen wir uns bestätigt", sagt Porsche-LMP-Leiter Fritz Enzinger im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Die Audi-Konzernschwester hatte sich für einen kleinen Turbomotor, ein doppeltes Hybridsystem und selbst entwickelte Batterien als Speicher entschieden. "Unsere Leute hatten da einen riesigen Berg zu bewältigen, haben aber alles fantastisch abgearbeitet. Die Batterien, die wir selbst bauen, haben kaum mal Defekte. Das ist erstaunlich."

Die Lithium-Ionen-Zellen kommen vom Spezialisten A123, wo sich Porsche das exklusive Zugriffsrecht für das Produkt gesichert hat. In Weissach musste ein Team aus Batteriespezialisten zusammengestellt werden - ohne dass es bislang einen Personalmarkt im Bereich Motorsport in diesem Segment gegeben hat. "Die haben wir uns aus dem Engineering von Porsche geholt", sagt Enzinger. "Die haben eine großartige Lernkurve gezeigt und viel Freude an dem Projekt. Da ist wirklich eine hervorragende Bindung zwischen Motorsport und Entwicklung entstanden."

Im kommenden Jahr will man das System "aufbohren", Porsche will 2015 in der 8MJ-Klasse fahren. Grundlage dafür sind wichtige Änderungen am Chassis des 919. "Wir haben im Hinblick auf das kommende Jahr schon einige Bereiche ausgemacht, wo wir noch einiges verbessern können. Vor allem beim Gewicht ist uns da noch etwas gelungen. Das ist sehr wichtig", sagt der LMP1-Leiter von Porsche. "Wenn man zu viel Gewicht herumschleppt, wirkt sich das auf die gesamte Performance aus."

Der 919 speckt ab, der Simulator lernt hinzu

"Sparen kann man in einigen Bereichen, aber da geht es dann zum Beispiel auch ans Monocoque. Das kann man natürlich nicht im Saisonverlauf angehen", meint Enzinger, dessen Fachleute bereits um jedes Gramm kämpfen. "Beim Gewicht machen wir den nächsten Schritt. Das ist unser oberstes Ziel. Ich werde keine konkrete Kilogrammzahl nennen, aber es ist schon einiges. Wenn man zu viel mitschleppt, dann schlägt sich das auf das Tempo nieder. Man kann für jede Strecke hochrechnen, wie viel das ausmacht."

"Irgendwann wird es beim Gewichtsparen richtig teuer. Da analysiert man genau, in welchen Bereichen sich die Investition lohnt", erklärt der Österreicher den Kampf ums optimale Kampfgewicht. "Man schaut sich genau an, wie viel Euro die Ersparnis an verschiedenen Stellen kostet. Da sagt der eine: 'Bei mir kosten 800 Gramm die Summe X', beim anderen kostet es vielleicht weniger. Da muss man auch auf die Kosten schauen."

Jani enzinger Dumas

Wünschen sich den ersten Sieg noch 2014: Neel Jani, Fritz Enzinger und Romain Dumas Zoom

An anderer Stelle sind die Fahrer bei der weiteren Entwicklung gefragt. Die Saison 2014 hat gezeigt, dass Toyota offenbar im Bereich Simulation sehr gut aufgestellt ist. Die Japaner waren in den ersten Trainings eines Rennwochenendes stets aus dem Stand schnell, konnten dann aber im Vergleich weniger zulegen. Bei Porsche gab es im Vergleich zur Konkurrenz offenbar stets mehr zu lernen in den ersten Sessions - in Bezug auf Setup, Betriebsstrategie und Reifennutzung.

"Da haben wir noch viel Arbeit. So etwas braucht seine Zeit", sagt Mark Webber, der viel Erfahrung mit der Entwicklung realistischer Simulationen mitbringt. "Bei Red Bull haben wir drei Jahre gebraucht, um es wirklich gut hinzubekommen und zufrieden zu sein. Simulatoren sind eine komplizierte und aufwändige Geschichte. Die Technologie steckt eigentlich noch in den Kinderschuhen. Erst in den vergangenen zwei oder drei Jahren sind wirklich gute Dinge passiert."