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  • 22.02.2013 15:44

  • von Roman Wittemeier

Dome in Le Mans: Tradition und Comeback

Die japanische Sportwagenschmiede Dome will ab 2014 wieder in Le Mans agieren: Neuer Prototyp geplant - Fotostrecke: Die bisherigen Dome-Fahrzeuge an der Sarthe

(Motorsport-Total.com) - Dome will nach der großen Pleite 2012 nur ein Jahr Pause einlegen. Die Japaner, die gemeinsam mit Pescarolo in der vergangenen Saison einen betagten S102.5 in Spa-Francorchamps und in Le Mans einsetzten, arbeiten bereits an einem Konzept für 2014. Auf Basis des S102, der seit 2008 bei einigen Rennen eingesetzt worden war, soll für die Zukunft ein neues Auto für die LMP1-Klasse gebaut werden.

Titel-Bild zur News:

Der Toyota 88C entstand in Zusammenarbeit mit Dome Zoom

"Die ersten Aerodynamiktests haben wir hinter uns. Es gab auch schon Testfahrten mit neuen Komponenten im S102.5. Schon bald werden wir ein Model des ganz neuen Prototypen fertig haben und damit dann in den Windkanal gehen", verrät Dome-Präsident Hiroshi Fushida. "Die ersten Daten sehen gut aus, beeindruckend. Derzeit arbeiten wir noch am restlichen Design des Fahrzeuges." Der neue Dome soll die Typenbezeichnung S103 bekommen.

Vom Kundeninteresse ist es abhängig, ob der Dome S103 tatsächlich jemals auf die Rennstrecken gehen wird. Ein Werksengagement schließt Fushida aktuell aus. "Wir haben keine Unterstützung durch einen großen Hersteller, sind deshalb auf Kunden angewiesen", erklärt der Japaner. "Der Wagen soll alle möglichen Antriebe aufnehmen können - egal, ob mit oder ohne Hybrid." Der Hersteller aus Maihara hat seine enge Bindung zu Toyota offenbar verloren.

Dome in Le Mans: Viele Rückschläge

Seit 1975 lebt Minoru Hayashi seinen "Kindheitstraum" - dies ist die Übersetzung des Begriffes "Dome". Der 1945 geborene Japaner begeisterte sich früh für Spielzeugautos, dann für ferngesteuerte Modelle, bevor er letztlich den Schritt zum Bau von echten Autos machte. Neben diversen Projekten im Bereich Sportwagen (unter anderem japanische Super-GTs) stand bei Dome immer die Schaffung von Le-Mans-Prototypen hoch im Kurs. Die Japaner haben eine recht umfangreiche Tradition (Fotostrecke!) in Le Mans.

1979 tauchte Dome erstmals an der Sarthe auf. Die beiden Dome Zero RL, die damals von einem Cosworth-V8 befeuert wurden, fielen aufgrund technischer Probleme jedoch frühzeitig aus. Im Folgejahr kehrte man mit einem RL80 zurück. Chris Craft und Bob Evans schleppten den futuristisch anmutenden Wagen mit dem extrem langen Heck trotz einiger technischer Probleme (unter anderem Differenzialschaden) ins Ziel: Gesamtrang 25, die erste Zielankunft in Le Mans.

1981 kehrte der Dome RL80 noch einmal zurück. Man hatte den Wagen weiter verfeinert und war sicher, die bisherigen Schwachstellen beseitigt zu haben. Allerdings traten neue Probleme auf: Zuerst wurden Craft/Evans von Elektriksorgen weit zurückgeworfen, dann gab am frühen Sonntagmorgen der Cosworth-V8 keinen Laut mehr von sich. Die Enttäuschung war groß, der Wille der Japaner aber noch größer. Hayashi und seine Mitstreiter bauten den Dome für 1982 noch einmal um.

Die Pechsträhne sollte jedoch noch nicht zu Ende gehen. Mit dem größeren 3,3-Liter-V8 von Cosworth im Heck kam der Dome RC82 weder 1982 noch 1983 ins Ziel. Dem japanischen Unternehmen ging zwar nicht die Lust am Langstreckensport verloren, aber der finanzielle Atem hatte sich erschöpft. 1984 probierten es Dorset Racing (RC82 mit 3,3-Liter-Motor) und Uchida (RC83 mit 3,9-Liter-Cosworth) mit dem Wagen aus Japan, aber kamen auch nicht an.

1985: Toyota verleiht Dome den passenden Schub

Besserung trat erst ein, als Toyota sich für das Jahr 1985 an die Seite von Dome stellte. Der große Automobilbauer plante ein eigenes Le-Mans-Programm, wollte sich aber zunächst noch etwas zurückhalten. Unter der Flagge von Tom's wurde der LC85 bei Dome entwickelt und mit einem 2,1-Liter-Turbo von Toyota ausgestattet. Siehe da: Nakajima/Sekiya/Hoshino fuhren solide auf Platz zwölf. Der endgültige Abschied aus dem Tal der Tränen? Nein.

Schon 1986 knüpfte man wieder an die Tradition der technischen Ausfälle an. Beide Dome 86C blieben im Verlauf des Rennens stehen. Selbst als Toyota das Zepter übernahm und im Folgejahr den 87C einsetzte, wurde es nicht besser: Doppelausfall. Erst 1988 erlebten Dome und Toyota etwas, was zuvor noch nie vorgekommen war. Lees/Sekiya/Hoshina und Barilla/Ogawa/Needell brachten tatsächlich beide Autos über die volle Laufzeit von 24 Stunden. Fortan verstärkte Toyota sein Engagement weiter, Dome hielt sich als Entwickler im Hintergrund.

Großes Experiment 2005: Dome probierte einen Hybridantrieb aus Zoom

Erst im Jahr 2000 kam wieder neuer Schwung die die Bude. Dome verkündete den Bau eines neuen Prototypen für Le Mans. Der S101 entpuppte sich ab dem Shakedown im Frühjahr 2001 als schnelles Auto. Man schaffte in der Vorqualifikation an der Sarthe Platz vier mit Lammers/Hillebrand/Crevels, im Rennen schoss man sogar sofort auf Rang zwei nach vorn. Ein Unfall beendete die großen Träume jedoch, das zweite Dome-Auto (von Goh unter dem Titel Den Bla Avis eingesetzt) litt unter technischen Problemen am Antrieb.

Lammers und sein Team "Racing for Holland"

In jener Zeit entstand eine innige und lang anhaltende Verbindung zwischen Dome und dem niederländischen Nationalteam ("Racing for Holland") von Jan Lammers. Der frühere Formel-1-Pilot setzte den S101 weiterhin ein, wurde schon 2002 mit Platz acht an der Sarthe belohnt. 2003 wurde man Sechster, 2004 und 2005 lief man auf Rang sieben ein. Anschließend begann das, was viele Jahre später zum Hybriderfolg von Toyota auf der Langstrecke führen sollte.

Dome rüstete den S101 mit einem Hybridantrieb aus, wagte das große Experiment im Motorsport. Wie kaum anders zu erwarten, zahlte man Lehrgeld. Es hagelte Ausfälle, sodass man mit dem Nachfolgemodell S101.5 im Jahr 2007 zunächst wieder auf den konventionellen Antrieb durch einen Judd-V10 zurückgriff. Die 5,5-Liter-Wumme schob den Prototypen mit Lammers/Bleekemolen/Hart an Bord immerhin wieder ins Ziel beim 24-Stunden-Klassiker. 2008 debütierte der neue Dome S102 in Le Mans.

Jan Lammers

Jahrelanger Dome-Kunde: Jan Lammers und sein Team "Racing for Holland" Zoom

Die Japaner absolvierten nach vielen Jahren endlich mal wieder einen Werkseinsatz. Allerdings waren die Mittel begrenzt. Der Wagen offenbarte großes Potenzial, kam aber mit Kataoka/Tachikawa/Ito nur auf Rang 25 ins Ziel. Das wunderschöne Coupé verschwand schnell von der Bildfläche - aber nicht in einer Garage. Toyota nutzte das Chassis zur Erprobung seines neuen Hybridantriebs. Ein Teil der aktuellen TS030-Erfolge sind den zahllosen Testrunden des S102 zu verdanken. Die Version S102.5, die Dome mit Pescarolo 2012 einsetzte, war als ehemaliger Testträger nicht für einen echten Renneinsatz geeignet.