Der P4/5 soll nach Le Mans!

(Motorsport-Total.com) - Seit Anfang 2011 begeistert der wunderschöne P4/5 des US-Multimillionärs James Glickenhaus die Fans an der Nürburgring-Nordschleife. Unter dem Teamnamen Scuderia Glickenhaus und unter Leitung des erfahrenen Projektchefs Paolo Garella rennt das Fahrzeug in der Experimentalklasse der VLN. Im ersten Jahr war man konventionell unterwegs, seit dieser Saison läuft der P4/5, der in Anlehnung an die legendären Ferrari-Le-Mans-Autos entstanden ist, mit einem KERS.

© Garella/Scuderia Glickenhaus

Erste Studie vom P4/5 in LMP1-Version: So könnte die Flunder aussehen Zoom

"Wir sind langfristig hier", hatte Ferrari-Fan Glickenhaus kürzlich angekündigt. Die Zukunft des Projektes wird vermutlich jedoch nicht in der Eifel, sondern an der französischen Sarthe liegen. Glickenhaus, der zahlreiche Le-Mans-Fahrzeuge von Ferrari in seiner privaten Sammlung hat, ist großer Le-Mans-Fan. Der Amerikaner wollte mit seinem aktuellen P4/5 im Jahr 2011 den 56. Startplatz vom ACO bekommen, wurde aber abgewiesen.

2014 soll es funktionieren. Unter Federführung seines Motorsportberaters Paolo Garella soll der P4/5 als LMP1-Auto aufgebaut werden. "Die Idee hat James schon vor Jahren gehabt", schildert Garella im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Wir haben uns die Regeln des ACO angeschaut und festgestellt, dass 2014 ein idealer Einstiegs-Zeitpunkt für ein Privatprogramm in der LMP1 sein könnte. Dass die Hybridtechnologie dort so in den Vordergrund rückt, war für James der Antrieb, nun ernsthaft ein LMP-Projekt zu starten."

Glickenhaus reizt das Flair in Le Mans, ganz zu schweigen von der Tradition seines Lieblingsmodells auf der Langstrecke. Die Ideen des Amerikaners soll Garella nun umsetzen. "Meine Rolle ist nicht die eines Technikchefs, sondern ich bin derjenige, der die Zutaten zusammenstellt, die nötig sind. Ich muss die passenden Leute finden und die Kooperationen mit den Partnern organisieren. James hat die Idee, ich setze es dann um."

In einem ersten Schritt muss nun die Finanzierung auf die Beine gestellt werden. "Der Bau des Autos dürfte rund zehn Millionen Euro kosten", sagt Garella. "Aber das ist nicht der größte Kostenpunkt. Die Logistik wird viel teurer kommen." Glickenhaus und Garella planen den Einsatz des P4/5 nicht nur in Le Mans, sondern in der gesamten WEC-Saison 2014. "Man muss das machen, wenn man in Le Mans fahren will. Außerdem ist es Unsinn, ein solches Auto zu bauen und dann nur in Le Mans fahren zu lassen."

Das spektakuläre Projekt soll nicht als Experimental-Fahrzeug laufen, sondern als regulärer Starter in der Langstrecken-WM. "Das hat den Vorteil, dass man uns keine besonderen Auflagen erteilen kann, sondern wir - wie jeder andere - auf Grundlage des Reglements alles tun dürfen", erklärt der Italiener. Ein aktuelles Gedankenmodell: "Wir kooperieren vielleicht mit einem LMP2-Chassishersteller und könnten uns dann Entwicklungskosten teilen. Bezüglich Chassis liegen LMP1 und LMP2 ab 2014 wenig weit auseinander."

Im Augenblick laufen erste Gespräche mit potenziellen Partnern auf dem Weg in Richtung Le Mans. "Wir haben im Rahmen des VLN-Projektes interessante Kooperationen. Natürlich sind dies jetzt unsere ersten Ansprechpartner", sagt Garella. Die ersten Rendering-Grafiken vom LMP1-Modell sind auffällig rot. "Nein, nein", lacht Garella, "es ist kein Zeichen für ein mögliches Ferrari-Engagement. Die haben wirklich überhaupt nichts damit zu tun."

Die Mannschaft von Glickenhaus und Garella hat auf der Nordschleife viele Fan-Herzen erobert. Nun soll diese Faszination in zwei Jahren nach Frankreich getragen werden. "Le Mans ist die Queen aller Langstreckenrennen. Neben all den Traditionen und Geschichten ist es das fortschrittliche Reglement, das uns ganz besonders reizt. Es geht uns nicht nur um den Einsatz von KERS, sondern wir halten auch die neue Energieformel für erstklassig", so Garella.