Phoenix-Vorschau: Wer folgt Jeff Gordon nach Homestead?

In Phoenix kämpfen sieben Chase-Piloten um die drei noch offenen Tickets für das Finale in Homestead - Logano unter Druck, Harvick Favorit, besondere Ehre für Gordon

(Motorsport-Total.com) - Vorletzte Station im Kampf um den NASCAR-Sprint-Cup-Titel 2015: In Phoenix (Arizona) geht am Sonntag das Quicken Loans Race for Heroes 500, das letzte Rennen in der Eliminator-Round im Chase, über die Bühne. Im Mittelpunkt steht selbstredend die Frage, welche drei Piloten bei der letztmöglichen Gelegenheit ihr Ticket für die Titelentscheidung am 22. November in Homestead (Florida) lösen.

Titel-Bild zur News: Phoenix International Raceway

Das Ein-Meilen-Oval in Phoenix (Arizona) lädt zum vorletzten Chase-Rennen Zoom

Nach den ersten beiden Rennen der Eliminator-Round - Martinsville und Fort Worth - ist Jeff Gordon der einzige Fahrer, dessen Teilnahme an der Championship-Round in Homestead gesichert ist. Die drei weiteren Titelkandidaten werden am Sonntag in Phoenix ermittelt, wobei sich die Ausgangssituationen durchaus unterscheiden.

Weil Jimmie Johnson am vergangenen Sonntag auf dem Texas Motor Speedway in Fort Worth den Spielverderber für Brad Keselowski spielte und diesem das schon sicher geglaubte Homestead-Ticket im letzten Moment noch entriss, muss sich Keselowski in Phoenix mächtig strecken. Die schwierigste Ausgangslage hat aber nicht er, sondern Penske-Teamkollege Joey Logano.

Joey Logano unter Druck

Joey Logano

Für Joey Logano zählt in Sachen Finaleinzug nur eines: Der Sieg in Phoenix Zoom

Für Logano ist die Situation ebenso schwierig wie klar. Mit bereits 63 Punkten Rückstand auf den Cut - in diesem Fall der Übergang von Tabellenplatz vier zu fünf - kann sich Logano einzig und allein mit einem Sieg in Phoenix ein zweites Mal in Folge in den finalen Vierkampf fahren.

Grund für Loganos immensen Punkterückstand sind Platz 37 in Martinsville infolge des Abschusses durch Matt Kenseth und Platz 40 in Fort Worth infolge eines frühen Reifenschadens. Seine drei Siege aus den drei Rennen der Contender-Round (Charlotte, Kansas City und Talladega) nutzen dem insgesamt sechsfachen Saisonsieger überhaupt nichts, wenn es um den Einzug in die Championship-Round geht.

Nicht zwingend auf den Phoenix-Sieg angewiesen, aber auf ein absolutes Top-Ergebnis sind Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet) und Loganos Penske-Teamkollege Brad Keselowski mit 28 beziehungsweise 19 Punkten Rückstand auf den Cut. Auch Carl Edwards (Gibbs-Toyota) wäre als Tabellenfünfter Stand heute nicht für das Finale qualifiziert. Ihm fehlen jedoch nur sieben Punkte auf den vierten Tabellenplatz.

Martin Truex Jr. genießt die Rolle des Underdogs

Martin Truex Jun.

Schafft Truex Jr. das Kunststück, mit dem Furniture-Row-Chevy ins Finale zu fahren? Zoom

Dieser vierte Tabellenplatz wird aktuell von Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet) eingenommen. Das heißt nichts anderes, als dass der Einzelkämpfer aus dem in Denver (Colorado) beheimateten Privatteam Stand heute virtuell für den Titelkampf qualifiziert ist. "Zu Saisonbeginn haben alle das gleiche Ziel, nämlich zur Gruppe der vier Fahrer zu gehören, die in Homestead um den Titel kämpfen. Wir haben es geschafft, uns in Position zu bringen, dieses Ziel tatsächlich zu erreichen", bemerkt Truex Jr. stolz. Kann es für den anno 2014 so arg gebeutelten Furniture-Row-Piloten noch weiter gehen? Er selbst glaubt fest daran.

"Ich habe alle Zuversicht der Welt in das Team und in Crewchief Cole Pearn", setzt Truex Jr. fort und bekennt: "Unsere Autos sind überall schnell. Es macht einfach unheimlich viel Spaß. Wir mögen vielleicht die Underdogs sein, aber wir wissen genau, was es braucht, um es bis nach Homestead zu schaffen." Sicherheit schafft der Furniture-Row-Pilot in diesem Zusammenhang aber nur, wenn er am Sonntag in Phoenix gewinnt. Anderenfalls ist er genau wie Edwards, Keselowski und Kurt Busch auf schlechtere Platzierungen der direkten Konkurrenz angewiesen.

Kevin Harvick: Finaleinzug wie 2014 mit Sieg auf der Paradestrecke?

Der glasklare Favorit auf den Phoenix-Sieg und damit den direkten Einzug ins Finale ist Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet). Als aktueller Tabellendritter mit zehn Punkten Vorsprung auf den Cut befindet sich der Vorjahreschampion virtuell erneut im Titelrennen. Um das Ticket für Homestead abzusichern, ist Harvick auf seiner absoluten Paradestrecke Phoenix nicht einmal auf den Sieg angewiesen. Schon Platz zwei genügt ihm, um die Titelverteidigung tatsächlich in Angriff nehmen zu dürfen.

Kevin Harvick

Kevin Harvick siegte in Phoenix bereits siebenmal, zuletzt im März dieses Jahres Zoom

Ungeachtet des winzigen Sicherheitspolsters wäre ein neuerlicher Phoenix-Sieg von Harvick freilich keine Überraschung. Von den sechs zurückliegenden Rennen auf dem Ein-Meilen-Oval in der Wüste Arizonas hat der amtierende NASCAR-Champion nicht weniger als fünf gewonnen, davon zuletzt vier in Folge. Speziell die Siege im Frühjahr 2014, im Herbst 2014 und im Frühjahr 2015 waren alles andere als Zufallstreffer, lag Harvick in diesen Fällen doch von jeweils 312 Runden deren 224, 264 und nochmals 224 in Führung.

"Er stellt in Phoenix einfach alle in den Schatten. Sein Setup und die Art und Weise, wie er diese Strecke fährt, bilden die perfekte Kombination. Man muss beinahe darauf hoffen, dass er einen Fehler macht", fasst Kurt Busch, der zweite Titelkandidat in Reihen von Stewart/Haas Racing, die seit Jahren erdrückende Phoenix-Überlegenheit seines Teamkollegen Harvick in Worte.


NASCAR in Phoenix

Und was sagt Harvick selbst in Vorausschau auf den nächsten Auftritt auf seiner Paradestrecke? "Offensichtlich haben wir in Phoenix schon vieles richtig gemacht. Das Schwierige in diesem Sport ist aber der Umstand, dass sich die Bedingungen ständig verändern. Die Reifen werden stetig weiterentwickelt. Hinsichtlich der Außentemperaturen weiß man nie, was einen erwartet. Das wirkt sich natürlich auf die Balance aus und darauf, wie viel Abtrieb das Auto produziert." So kommt der insgesamt siebenmalige Phoenix-Sieger zum Schluss: "Man muss jedes Mal so an die Sache herangehen, als hätte man noch nie gewonnen. Man muss das Setup des Autos so hinbekommen, dass es sich richtig gut anfühlt."

Ebenfalls nicht zwingend auf den Phoenix-Sieg angewiesen ist Kyle Busch (Gibbs-Toyota). Dem 30-Jährigen, der im Sommer nach monatelanger Verletzungspause so überzeugend ins Cockpit des Toyota Camry mit der Startnummer 18 zurückgekehrt ist, genügt am Sonntag ein dritter Platz, um das Ticket für den Titelkampf am darauffolgenden Sonntag sicherzustellen. Nur einer befindet sich in einer noch komfortableren Position: Jeff Gordon.

Phoenix International Raceway wird zum Jeff Gordon Raceway

Der Phoenix International Raceway wird für einen Tag zum Jeff Gordon Raceway

Ehre für Jeff Gordon: Die Strecke in Phoenix trägt am Sonntag einmalig seinen Namen Zoom

Der in wenigen Tagen vom Dasein des aktiven NASCAR-Piloten zurücktretende Gordon darf sich in Phoenix zurücklehnen und zum vorletzten Mal die Ehrungen anlässlich seiner Abschiedstour entgegennehmen. Diesmal würdigt man die Karriere des 44-jährigen Kaliforniers damit, indem man den Phoenix International Raceway für den Rennsonntag einmalig in Jeff Gordon Raceway umbenennt.

"Wir dachten an so etwas wie die Übergabe der Schlüssel für die Stadt an einen Athleten. Doch wie man schon am Layout unserer Rennstrecke sieht, sticht Phoenix immer auf seine Art heraus", erklärt Phoenix-Streckenchef Bryan Sperber die nur für den Sonntag gültige Namensänderung des Ein-Meilen-Ovals mit seinem markanten Knick auf der Gegengerade, dem berühmt-berüchtigten "Dogleg".

Jeff Gordon jedenfalls ist gespannt darauf, wer sich auf der einmalig nach ihm benannten Strecke für den Titelkampf in Homestead qualifiziert und somit für ihn selbst zum Gegner auf dem Weg zum erfolgreichen Abschluss des "Drive for Five" wird. Für den Rennsieg in Phoenix hat Gordon zwei ganz heiße Tipps. "Als wir hier vor wenigen Wochen testen waren, war Martin Truex Jr. extrem schnell. Harvick war beim Test nicht dabei, aber wir können wohl davon ausgehen, dass auch er am Wochenende sehr schnell sein wird", sagt Gordon und fügt hinzu: "Ich bin froh, nicht in der Situation zu sein, dieses Rennen gewinnen zu müssen."

Sprint-Cup-Debüt für Ryan Ellis

Ryan Ellis

Xfinity- und Truck-Pilot Ryan Ellis tritt erstmals in der NASCAR-Topliga an Zoom

43 Meldungen liegen für das 35. von 36 Rennen der Sprint-Cup-Saison 2015 vor. Im Gibbs-Toyota mit der Startnummer 20 springt erneut Erik Jones für den gesperrten Matt Kenseth ein. Im Circle-Chevrolet (Startnummer 33) gibt Ryan Ellis sein Debüt in der NASCAR-Topliga. Bei 49 Starts in den NASCAR-Ligen zwei und drei (Xfinity-Serie und Truck-Serie) hat es 26-Jährige aus dem US-Bundesstaat Virginia noch nicht in die Top 10 geschafft.

Die Grüne Flagge zum Quicken Loans Race for Heroes 500 fällt am Sonntag gegen 20:45 Uhr MEZ. Die 500 im Renntitel steht in diesem Fall für Kilometer, denn die Renndistanz auf dem Ein-Meilen-Oval in der Wüste Arizonas beträgt gerade einmal 312 Runden. Motorvision TV überträgt ab 20:00 Uhr live. Die Kommentatoren sind Stefan Heinrich und Lenz Leberkern.

Der Zeitplan für Phoenix (MEZ):

Freitag, 13. November:
20:00 Uhr: Erstes Freies Training

Samstag, 14. November:
00:45 Uhr: Qualifying in drei Segmenten
02:30 Uhr: Truck-Rennen
17:30 Uhr: Zweites Freies Training
20:30 Uhr: Happy-Hour
22:00 Uhr: Xfinity-Rennen

Sonntag, 15. November:
20:45 Uhr: Quicken Loans Race for Heroes 500 (312 Runden; ab 20:00 Uhr live auf Motorvision TV)

Die Meldeliste für Phoenix:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford) - C
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) - C
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota) - C
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota) - C
18. 20 Erik Jones (Gibbs-Toyota)
19. 22 Joey Logano (Penske-Ford) - C
20. 23 Jeb Burton (BK-Toyota)
21. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) - C
22. 26 J.J. Yeley (BK-Toyota)
23. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
24. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
25. 32 Joey Gase (FAS-Ford)
26. 33 Ryan Ellis (Circle-Chevrolet)
27. 34 Brett Moffitt (Front-Row-Ford)
28. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
29. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
30. 40 Landon Cassill (Hillman-Chevrolet)
31. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet) - C
32. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
33. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
34. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
35. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
36. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
37. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
38. 55 David Ragan (Waltrip-Toyota)
39. 62 Timmy Hill (Premium-Chevrolet)
40. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet) - C
41. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
42. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
43. 98 Ryan Preece (Premium-Ford)

Alle Phoenix-Sieger auf einen Blick:

2015: Kevin Harvick / ...
2014: Kevin Harvick / Kevin Harvick
2013: Carl Edwards / Kevin Harvick
2012: Denny Hamlin / Kevin Harvick
2011: Jeff Gordon / Kasey Kahne
2010: Ryan Newman / Carl Edwards
2009: Mark Martin / Jimmie Johnson
2008: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2007: Jeff Gordon / Jimmie Johnson
2006: Kevin Harvick / Kevin Harvick
2005: Kurt Busch / Kyle Busch
2004: Dale Earnhardt Jr.
2003: Dale Earnhardt Jr.
2002: Matt Kenseth
2001: Jeff Burton
2000: Jeff Burton
1999: Tony Stewart
1998: Rusty Wallace
1997: Dale Jarrett
1996: Bobby Hamilton
1995: Ricky Rudd
1994: Terry Labonte
1993: Mark Martin
1992: Davey Allison
1991: Davey Allison
1990: Dale Earnhardt
1989: Bill Elliott
1988: Alan Kulwicki