Jimmie Johnson bezwingt Texas-Dominator Brad Keselowski

312 Führungsrunden reichen Brad Keselowski nicht zum Sieg in Fort Worth: Jimmie Johnson bezwingt ihn fair - Reifenschäden sorgen für Spannung im Chase

(Motorsport-Total.com) - Brad Keselowski (Penske-Ford) drückte dem AAA Texas 500 auf dem Texas Motor Speedway in Fort Worth scheinbar nach Belieben seinen Stempel auf. Von der Pole-Position gestartet verbrachte er sage und schreibe 312 der 334 Rennrunden auf Platz eins. Vier Runden vor Schluss aber zog Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) auf der Innenbahn der Gegengerade unwiderstehlich vorbei und kreuzte wenige Minuten später als Sieger die Ziellinie.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Johnson siegte zum sechsten Mal in Fort Worth, zum vierten Mal in Folge im Herbst Zoom

Im Titelkampf spielt Johnson keine Rolle mehr, allerdings verwehrte er Chase-Pilot Keselowski mit seiner Schlussattacke das schon sicher geglaubte Ticket für die Championship-Round in zwei Wochen in Homestead. Somit steht nach zwei von drei Rennen der Eliminator-Round weiterhin nur Martinsville-Sieger Jeff Gordon als Finalteilnehmer fest.

Der sechsmalige NASCAR-Champion Jimmie Johnson, der sich mit einem Angriff auf Titel Nummer sieben bis zur Saison 2016 gedulden muss, ist nun auch sechsmaliger Sieger auf dem Texas Motor Speedway. Nachdem er im April dieses Jahres bereits das Frühjahrsrennen für sich entschieden hat, gewann er nun zum vierten Mal in Folge das Herbstrennen. Dominator Brad Keselowski verteidigte sich nach dem letzten Restart zunächst beinhart gegen Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet), wehrte sich anschließend nach Leibeskräften gegen die Angriffe von Johnson, musste sich aber geschlagen geben.

Ohne Berührung: Jimmie Johnson ringt Brad Keselowski nieder

Brad Keselowski, Jimmie Johnson

Fairer Kampf um den Sieg: Jimmie Johnson gegen Brad Keselowski Zoom

Johnson probierte im Bemühen, Keselowski die Führung abzunehmen, mehrere Linien. Anders als beim Kampf um den Kansas-Sieg zwischen Matt Kenseth und Joey Logano vor drei Wochen ging es diesmal ohne Berührung. "Ich fahre einfach gerne sauber gegen die Jungs. Als ich sah, dass er die obere Linie dichtmachte, habe ich es halt unten probiert. Das hat funktioniert", so die simple Erklärung von Sieger Johnson, der nach seinem ersten Sieg seit Ende Mai in Dover hinzufügte: "Toll, dass die 48 wieder in der Victory Lane steht." In Johnsons Sprint-Cup-Karriere ist es Sieg Nummer 75, womit ihm nun nur noch einer auf die Marke des siebenmaligen Champions Dale Earnhardt fehlt.

Während Johnson ganze sechs Führungsrunden genügten, um sich den Sieg zu sichern, muss sich Keselowski nach langer Führung mit Platz zwei zufriedengegeben. "Die 48 hatte einen Mega-Run, war viel schneller. Ich konnte nicht mehr gegenhalten. Ich habe alles gegeben", so das Geständnis des Penske-Piloten, dem nur die Erkenntnis bleibt: "Nächste Woche müssen wir gewinnen." Statt des schon sicher geglaubten Homestead-Tickets hat Keselowski auf Platz sechs der aktuellen Chase-Tabelle nun 19 Punkte Rückstand auf den (möglicherweise) rettenden vierten Platz.

Darauf, den Finaleinzug über die Punkte zu schaffen, sollte sich Keselowski am kommenden Wochenende freilich ebenso wenig verlassen Kurt Busch. Der Stewart/Haas-Pilot wurde in Fort Worth nach einem problembehafteten Rennen (Rückversetzung ans Ende der Führungsrunde in Umlauf 150, weil zwei Radmuttern fehlten) zwar Siebter. Neben Keselowski klassierten sich aber auch die Titelkonkurrenten Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet/3.), Kyle Busch (Gibbs-Toyota/4.) und Carl Edwards (Gibbs-Toyota/5.) vor dem älteren Busch-Bruder. Dieser hatte nach seinem unverschuldeten Martinsville-Crash ohnehin reichlich Punkte Rückstand. Aktuell fehlen ihm 28 Punkte auf den vierten Tabellenplatz.

Kevin Harvick: Platz drei nach zwei Reifenschäden

Kevin Harvick, Brad Keselowski

Kevin Harvick musste das Feld gleich zweimal von hinten aufrollen Zoom

Bemerkenswert ist nach den 334 Runden in Fort Worth, die von neun Gelbphasen gekennzeichnet waren, vor allem der dritte Platz von Kevin Harvick. Der Vorjahreschampion fing sich auf Platz zwei liegend gleich zweimal einen Reifenschaden (Runde 36 und Runde 281) ein und fiel ans Ende der Führungsrunde zurück beziehungsweise beim zweiten Mal sogar aus der selbigen heraus.

Dank der letzten Gelbphase, die 24 Runden vor Schluss vom überzeugenden Matt-Kenseth-Ersatz Erik Jones (Gibbs-Toyota/12.) auf den Plan gerufen wurde, holte Harvick den Rundenrückstand noch auf. Im Schlussspurt fing er unter anderem noch Martin Truex Jr. ab. Der Furniture-Row-Pilot war einer der ganz wenigen Fahrer im Rennen, die Langzeitspitzenreiter Brad Keselowski bei einem Restart Paroli bieten konnten. Nachdem der Penske-Pilot den Angriff aber nachdrücklich abgewehrt hatte, fiel Truex Jr. noch bis auf Platz acht zurück.

In der Chase-Tabelle hält Truex Jr. aktuell den vierten Platz mit vier Punkten Rückstand auf Kyle Busch, drei Punkten Rückstand auf Kevin Harvick und sieben Punkten Vorsprung auf Carl Edwards. Dieser vierte Tabellenplatz würde Truex Jr. nach aktuellem Stand der Dinge zwar für das Ticket für das Finale in Homestead reichen, doch gewinnt am kommenden Wochenende in Phoenix einer der weiter hinten rangierenden Chase-Piloten, dann reicht Tabellenplatz vier eben nicht mehr.

Joey Logano braucht nach Reifenschaden den Phoenix-Sieg

Joey Logano

Joey Logano: Nach drei Siegen in der Contender-Round nun zweimal Frust Zoom

Der Phoenix International Raceway ist die absolute Paradestrecke von Kevin Harvick. Ausgerechnet auf dieser ist nun Joey Logano (Penske-Ford) auf den Sieg angewiesen. Eine Woche nach dem rustikalen Revanchefoul von Matt Kenseth in Martinsville schob Logano in Fort Worth schon früh im Rennen Frust.

Bereits in Runde zehn erlitt der Penske-Pilot einen Reifenschaden hinten links, musste zwecks Reparatur für mehrere Runden in die Garage abbiegen und wurde schließlich nur als 40. gewertet. Loganos Rückstand von 63 Punkten auf den vierten Tabellenplatz ist in einem Rennen nicht mehr aufzuholen. In Phoenix hilft ihm nur noch ein Sieg, um sich das Ticket für Homestead zu sichern.

"Mir ist einfach der linke Hinterreifen um die Ohren geflogen, was weitere Beschädigungen zur Folge hatte. Wir geben aber nicht auf. Jetzt müssen wir halt in Phoenix gewinnen", klingt Loganos Statement zum Rennausgang in Fort Worth ähnlich dem seines Penske-Teamkollegen Brad Keselowski. Was das Thema Reifenschäden betrifft, so waren Logano und Kevin Harvick nur die ersten in einer langen Liste von Fahrern, die sich mit diesem Problem herumschlugen.


Fotos: NASCAR in Fort Worth


Beim exklusiven NASCAR-Reifenlieferanten Goodyear vermutet man im Fall Logano "möglicherweise eine etwas zu aggressive Einstellung des Luftdrucks im linken Hinterreifen", wie Goodyear-Rennleiter Greg Stucker noch während des Rennens wissen ließ. Die Empfehlung des Reifenherstellers für den linken Hinterreifen lautete für dieses Wochenende 1,45 bar. Nach Logano fingen sich auch Ryan Newman (Childress-Chevrolet/22.) und Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet/37.) Reifenschäden hinten links ein. Bei Trevor Bayne (Roush-Ford/39.) war es der rechte Hinterreifen, für den die Luftdruck-Empfehlung von Goodyear 3,38 bar lautete.

Neben dem Ausloten der Limits des Luftdrucks kam erschwerend hinzu, dass die beiden Freien Trainings am Samstag nach nächtlichen Regenfällen abgesagt werden mussten. Entsprechend wenig Zeit blieb den Teams für die Erarbeitung eines vernünftigen Renn-Setups. So landeten im Rennverlauf Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet/6.) und Ryan Blaney (Wood-Ford/43.) nach Reifenschäden vorn rechts gar an der Mauer. Zumindest "Junior" erholte sich davon und fuhr noch eine Top-10-Platzierung nach Hause.

Was die Situation im Chase betrifft, so fällt am kommenden Wochenende in Phoenix die Entscheidung darüber, welche drei Fahrer am darauffolgenden Wochenende in Homestead gegen Jeff Gordon um den Titel des NASCAR-Sprint-Cup-Champions 2015 fahren werden. Die Tatsache, dass das Ein-Meilen-Oval in der Wüste von Arizona die absolute Paradestrecke von Kevin Harvick ist, macht die Aufgabe für Joey Logano, Kurt Busch und Brad Keselowski alles andere als einfacher...