Denny Hamlin gewinnt dramatischen Chase-Auftakt in Chicago

Dreher, Rundenrückstand, und doch Sieger: Denny Hamlin triumphiert mit kaputtem Knie beim Chase-Auftakt 2015 - Nerven zahlreicher Chase-Piloten liegen blank

(Motorsport-Total.com) - Mit einem Dreher in der zweiten Rennrunde die erste Gelbphase ausgelöst und ans Ende des Feldes zurückfallen, zwischenzeitlich eine Runde hinter der Spitze gelegen, aber am Ende strahlender Sieger in der Victory Lane: Das ist die Kurzzusammenfassung des äußerst kurzweiligen Auftaktrennens zum Chase der NASCAR-Sprint-Cup-Saison 2015 aus der Sicht von Denny Hamlin (Gibbs-Toyota).

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin

Mit Chicago-Sieg das Ticket für die Contender-Round gelöst: Denny Hamlin Zoom

Dass Hamlin, der sich seit einigen Tagen mit einem Kreuzbandriss im rechten Knie herumschlägt, das MyAFibRisk.com 400 auf dem Chicagoland Speedway gewinnen würde, hätte nach der zweiten von 267 Rennrunden wohl niemand geglaubt. Von Startplatz 29 ins Rennen gegangen, ging Hamlins Versuch, in Turn 3 der zweiten Runde A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet) zu überholen, schief. Während Allmendinger nach Kontakt hinten links einen Dreher mit viel Glück und Können verhindern konnte, gelang Hamlin dies nicht. Der Gibbs-Pilot drehte sich, löste damit die erste Gelbphase aus und fiel ans Ende des Feldes zurück.

Wenig später fing sich Hamlin sogar eine Runde Rückstand ein, was nicht zuletzt am unglaublich hohen Tempo seines Gibbs-Teamkollegen Kyle Busch lag. Nach einigen Führungsrunden von Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet) hatte der jüngere Busch-Bruder die erste Rennhälfte scheinbar nach Belieben im Griff. Doch bei einem diskussionswürdigen Restart in Runde 145 kam Kyle Busch als Spitzenreiter auf der Außenbahn nicht so recht in die Gänge.

Diskussionswürdig war der Restart deshalb, weil Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) auf der Innenbahn einen vermeintlichen Frühstart hinlegte. Die NASCAR-Offiziellen untersuchten den Vorfall, auch mittels einer an diesem Wochenende erstmals eingesetzten zusätzlichen Kamera im Bereich der Restart-Zone. Gordon kam ohne Strafe davon, hatte nach 41 Führungsrunden in einem der stärksten Rennen seiner Abschiedssaison aber unterm Strich ebenso wenig vorzuweisen wie Kyle Busch. Während der Gibbs-Pilot nach besagtem Restart nur noch einmal kurz an der Spitze gesichtet wurde und trotz 121 Führungsrunden nur Neunter wurde, ritten Gordon und Crewchief Alan Gustafson in der letzten Gelbphase die falsche Strategie.


Diskussionswürdiger Restart von Jeff Gordon

Die letzte Gelbphase - es war die sechste des Tages - kam acht Runden vor Schluss aufgrund von Kleinteilen heraus, die Matt DiBenedetto (BK-Toyota) im Zuge eines Mauerkusses auf der Strecke verteilt hatte. Spitzenreiter war zu diesem Zeitpunkt Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet). Er blieb genau wie seine beiden Verfolger Jeff Gordon und Denny Hamlin auf der Bahn, während die Piloten ab Rang vier ein letztes Mal in die Boxengasse einbogen, um für die letzten Runden unter Grün frische Reifen abzuholen.

Jeff Gordon

Jeff Gordon präsentierte sich aggressiv und schnell, um doch nur 14. zu werden Zoom

Es kam wie es kommen musste. Mit ihren älteren Reifen hatten Kurt Busch und vor allem Jeff Gordon beim Restart keine Chance. Denny Hamlin, dessen letzter Reifenwechsel sich nach jenen von Kurt Busch und Gordon zutrug, nutzte die Gelegenheit und schnappte sich die Führung. In den verbleibenden Runden ließ der Gibbs-Pilot trotz älterer Reifen als sie die meisten seiner Gegner zur Verfügung hatten, nichts mehr anbrennen. Mit gerade einmal neun Führungsrunden holte sich Hamlin tatsächlich den Sieg.

Gibbs-Doppelerfolg ja, aber Hamlin vor Edwards?

Entscheidend im Zusammenhang mit Hamlins Aufholjagd nach vorübergehendem Rundenrückstand war die Tatsache, dass er seinen vorletzten Boxenstopp so lange hinausgezögert hatte, bis in Runde 192 eine Gelbphase (Kleinteile auf der Strecke) ausgerufen wurde. Die Spitze hatte kurz vor der Gelbphase unter Grün tanken müssen. So holte sich Hamlin die verlorene Runde zurück, tankte bequem unter Gelb und machte auch in der letzten Gelbphase sowie beim letzten Restart alles richtig.

Denny Hamlin

Nach diesem Dreher in Runde zwei rollte Hamlin das Feld von hinten auf und siegte Zoom

Auf Platz zwei hinter Hamlin kam dessen Gibbs-Teamkollege Carl Edwards ins Ziel. Auch er fing sich früh im Rennen eine Runde Rückstand ein. Grund war eine Geschwindigkeitsübertretung in der Boxengasse und eine daraus resultierende Durchfahrtsstrafe. Als Hamlin bis Runde 192 draußen bleiben konnte, war Edwards einer der wenigen, denen dies auch gelang. So holte sich auch "Cousin Carl" die verlorene Runde zurück.

Ein Doppelerfolg von Joe Gibbs Racing beim Chase-Auftakt ist nach den Vorstellungen der vergangenen Wochen nicht die große Überraschung. Dass es nach den Ereignissen der Anfangsphase des Rennens aber Hamlin und Edwards waren, die für den Doppelerfolg sorgten, war nun wirklich nicht zu erwarten.

Rabenschwarzer Chase-Auftakt für Kevin Harvick

Kurt Busch kämpfte sich mit seinen alten Reifen trotz nicht optimalem letzten Restart noch als Dritter ins Ziel. Die Plätze vier und fünf gingen an die gänzlich unauffällig auftretenden Ryan Newman (Childress-Chevrolet/4.) und Matt Kenseth (Gibbs-Toyota/5.). Die beiden ebenfalls über weite Strecken unauffällig agierenden Penske-Piloten Joey Logano (6.) und Brad Keselowski (8.) sowie Langzeitspitzenreiter Kyle Busch (9.) waren bei Rennende die weiteren Chase-Piloten in den Top 10.

Restart in Chicago: Jimmie Johnson vs. Kevin Harvick

Die Restarts hatten es beim Chase-Auftakt in Chicago gleich mehrmals in sich Zoom

Unterdessen sprang für Jeff Gordon, nachdem er beim letzten Restart durchgereicht wurde, nur Platz 14 hinter seinen beiden Hendrick-Teamkollegen Jimmie Johnson (11.) und Dale Earnhardt Jr. (12.) sowie Martin Truex Jr. (13.) heraus. Dass Johnson die Top 10 verpasste, lag nicht zuletzt an einer Kollision, die sich beim Restart in Runde 135 zutrug. Es handelte sich um den Restart vor dem diskussionswürdigen Restart mit Kyle Busch und Jeff Gordon - und auch dieser war bereits diskussionswürdig.

Johnson, der auf der Innenbahn hinter Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) lag, wurde von seinem Hintermann Joey Logano auf den Apron (den flachen, aber asphaltierten Randstreifen) geschoben. Beim Versuch, sich vor Turn 1 wieder einzureihen kam es zur Berührung von Johnsons Hendrick-Chevy und Harvicks Stewart/Haas-Chevy. Das Ende vom Lied: Bei Harvick schleifte das verbogene Kotflügelblech ein paar Runden lang am linken Hinterreifen, bevor der Reifen aufgeschlitzt wurde und der NASCAR-Champion von 2014 und Langzeittabellenführer von 2015 rückwärts in der Mauer landete.

Es war ein Spiel auf dünnem Eis, dass Harvick und Crewchief Rodney Childers spielten und es ging nach hinten los. Mit 58 Runden Rückstand wurde Harvick nur als 42. gewertet und befindet sich damit nach dem ersten von drei Rennen der Challenger-Round im Chase in einem tiefen Punkteloch. Als Verursacher dafür sah Harvick ganz klar Johnson und ging ihm deshalb nach dem Rennen kurzerhand an die Wäsche. Man darf gespannt sein, wie das Privatduell zwischen dem Hendrick-Star und dem Toppiloten aus dem Hendrick-Kundenteam Stewart/Haas Racing am kommenden Wochenende weitergehen wird...


Kollision Jimmie Johnson vs. Kevin Harvick beim Restart

Das zweite Rennen der Challenger-Round ist das Sylvania 300 auf dem flachen Ein-Meilen-Oval in Loudon im US-Bundesstaat New Hampshire. Matt Kenseth reist als neuer Spitzenreiter der Punktewertung an, gefolgt von seinen drei Gibbs-Teamkollegen Denny Hamlin, Carl Edwards und Kyle Busch. Hamlin hat jedoch den unschätzbaren Vorteil, dass er dank seines Chicago-Sieges als einziger Fahrer schon jetzt sicher für die am 10. Oktober in Charlotte beginnende Contender-Round qualifiziert ist. Die Zeit bis dahin könnte er eigentlich nutzen, um seine für den Winter geplante Operation am gerissenen rechten Kreuzband vorzuziehen...


Fotos: NASCAR in Chicago


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