Xfinity: Regan Smith klaut Alex Tagliani den Mid-Ohio-Sieg

Mit Bump-and-Run in der vorletzten Kurve entreißt Regan Smith (JR-Chevrolet) dem Penske-Gaststarter Alex Tagliani den sicher geglaubten ersten NASCAR-Sieg

(Motorsport-Total.com) - Alex Tagliani war drauf und dran, sein erstes und möglicherweise einziges NASCAR-Rennen in dieser Saison als Sieger zu beenden. Beim Rennen der Xfinity-Serie auf dem Mid-Ohio Sports Car Course steuerte der Rundkurs-Spezialist aus Kanada wie schon im vergangenen Jahr den Penske-Ford mit der Startnummer 22. Obwohl ein komplettes Jahr ohne Fahrpraxis im NASCAR-Boliden, fuhr Tagliani am Freitag auf Anhieb auf die Pole-Position.

Titel-Bild zur News: Regan Smith

Regan Smith gewann in Mid-Ohio per Bump-and-Run gegen Alex Tagliani Zoom

Am Samstag stand beim Nationwide Children's Hospital 200 eine Renndistanz von 75 Runden auf dem Programm. Acht Gelbphasen sorgten auf der 3,634 Kilometer langen Rennstrecke, die sich über die Hügel von Lexington, Ohio windet, immer wieder für eine Unterbrechung der Renn-Action. Tagliani aber hatte sowohl das Tempo als auch die richtige Strategie, um in die Victory Lane zu fahren. Seit 2011 war es sein insgesamt vierter Start in der zweiten NASCAR-Liga für das Penske-Team und wieder einmal eine große Gelegenheit, zu triumphieren. Doch wieder einmal sollte es anders kommen.

Als in Runde sieben aufgrund des ausrollenden TriStar-Toyota von David Starr die erste Gelbphase ausgelöst wurde, führte Tagliani einen Großteil des Feldes zum ersten Boxenstopp. Der IndyCar-erfahrene Kanadier ließ nur Sprit nachtanken, während der von Startplatz zwei ins Rennen gegangene Xfinity-Tabellenführer Chris Buescher (Roush-Ford) zu denjenigen gehörte, die sofort vier neue Reifen aufziehen ließen.

Wieder einmal nichts für Tagliani...

Nachdem die Führung zwischenzeitlich an Vorjahres-Champion Chase Elliott (JR-Chevrolet) übergangen war, fanden sich Tagliani und Buescher beim dritten Restart (Runde 25) wieder im Kampf um die Führung verstrickt. Der Penske-Gaststarter zog im Keyhole (Kurve 2) innen neben den Mid-Ohio-Vorjahressieger in Roush-Diensten und griff sich so trotz seiner stärker abgefahrenen Reifen wieder die Führung. Buescher folgte Tagliani anschließend wie ein Schatten, fand aber keinen Weg vorbei.

In der zweiten Rennhälfte war es Regan Smith (JR-Chevrolet), der sich als Taglianis größter Gegner im Kampf um den Sieg herauskristallisierte. Kurz vor dem zweiten und zugleich letzten Boxenstopp (Runde 42) war Smith auf der Strecke an Buescher vorbeigegangen. Beim Stopp arbeitete seine JR-Crew einen Tick schneller als die Penske-Crew von Tagliani. Smith verteidigte bei den folgenden beiden Restarts die Führung, doch in der 61. von 75 Runden musste er sich dem Kanadier in der Anbremszone von Kurve 4 geschlagen geben.

Alex Tagliani

Mit dem Ford Mustang des Penske-Teams stand Alex Tagliani kurz vor dem Sieg Zoom

Die letzte Runde nahm Tagliani mit einem Vorsprung von rund einer halben Sekunde unter die Räder. Alles deutete auf den ersten Sieg des 41-jährigen Kanadiers bei einem offiziellen NASCAR-Rennen hin. Doch Smith machte in eben jener letzten Runde noch einmal richtig Dampf. In der vorletzten Kurve - dem sogenannten Karussell - gab er dem führenden Penske-Ford einen leichten Schubser. Das klassische Bump-and-Run-Manöver hatte Erfolg: Den abschließenden Linksknick hinter sich gebracht, kreuzte der lilafarbene JR-Chevy von Smith als Erster die Ziellinie. Dem konsternierten Tagliani blieb nach 38 Führungsrunden und Führung bis zur vorletzten Kurve nur Platz zwei.

"Das fühlt sich großartig an", jubelte Regan Smith in der Victory Lane über seinen ersten Xfinity-Sieg seit dem Auftaktrennen der Saison 2014 in Daytona und erklärte: "Das Manöver am Schluss habe ich sehr ungern durchgezogen, aber ich wurde in den vergangenen Jahren auf diesen Rundkursen so oft umgedreht. Ich habe getan, was ich tun musste." Tagliani jedenfalls war es nicht, der Smith in der Vergangenheit umgedreht hätte. Stattdessen war es Ty Dillon am vergangenen Wochenende in Watkins Glen...


Regan Smith vs. Alex Tagliani: Die letzte Runde in Mid-Ohio

"Es tut mir sehr, sehr leid für das gesamte Penske-Team. Ich wollte für diese Truppe unbedingt gewinnen", präsentierte sich Tagliani untröstlich und fügte mit Blick auf Sieger Regan Smith hinzu: "Wenn ich gewusst hätte, dass es so kommt, hätte ich ihn vorher im Rennen nicht astrein überholt, sondern ein bisschen angeschoben. Er weiß, dass ich keine Chance auf Revanche haben werde, weil ich nächste Woche nicht mitfahren werde. Ich bin innerlich gebrochen, dieses Rennen nicht gewonnen zu haben. Hoffentlich bekomme ich eine weitere Chance."

Alex Tagliani

Im Ziel bereute Tagliani, dass er Smith 14 Runden vor Schluss astrein überholt hatte Zoom

Ty Dillon, der Regan Smith am vergangenen Wochenende in Watkins Glen umgedreht und sich daraufhin den Zorn des JR-Piloten zugezogen hatte, brachte seinen Childress-Chevrolet hinter Tagliani als Dritter ins Ziel. Im Titelkampf schob er sich damit auf Tabellenplatz zwei nach vorn, weil der zuvor punktgleiche Chase Elliott Fünfter wurde. Derweil verteidigte Tabellenführer Chris Buescher mit Platz vier und dem Bonuspunkt für die Führungsarbeit seinen 24-Punkte-Vorsprung gegenüber Dillon.

"Big One" kurz vor Schluss

Hinter den Top 5 machten Elliott Sadler (Roush-Ford), Brian Scott (Childress-Chevrolet), Darrell Wallace (Roush-Ford), Dylan Lupton (Athenian-Chevrolet) und Ben Rhodes (JR-Chevrolet) die Top 10 komplett. Der in der Rookie-Wertung führende Daniel Suarez (Gibbs-Toyota) kam nach einem turbulenten Rennen, das eine Kollision mit Eric McClure in der Boxengasse beinhaltete, auf Platz elf ins Ziel.

Rundkurs-Haudegen Boris Said brachte den zweiten Gibbs-Toyota nach einem ebenso ereignisreichen Rennen als 13. über die Linie. Said war einer von fünf Piloten, die sechs Runden vor Schluss mit einem "Big One" im Keyhole die achte und gleichzeitig letzte Gelbphase herausgebracht hatten. Ebenfalls verwickelt waren Justin Marks (HScott/Ganassi-Chevrolet/15.), Kenny Habul im dritten Gibbs-Toyota (28.), Brandon Jones (Childress-Chevrolet/29.) und Tomy Drissi (JGL-Toyota/32.).

Boris Said

Boris Said war einer von zahlreichen Fahrern, die im Keyhole strandeten Zoom

Weiter geht es am kommenden Wochenende auf dem Halbmeilen-Oval in Bristol, bevor am darauffolgenden Wochenende der dritte und letzte Rundkurs der Xfinity-Saison 2015 auf dem Programm steht: Elkhart Lake. Gibt es dort entgegen der ursprünglichen Planung doch noch eine weitere Chance für Alex Tagliani im Penske-Ford mit der Startnummer 22?

Die Top 10 aus Mid-Ohio:

01. Regan Smith (JR-Chevrolet)
02. Alex Tagliani (Penske-Ford)
03. Ty Dillon (Childress-Chevrolet)
04. Chris Buescher (Roush-Ford)
05. Chase Elliott (JR-Chevrolet)
06. Elliott Sadler (Roush-Ford)
07. Brian Scott (Childress-Chevrolet)
08. Darrell Wallace (Roush-Ford)
09. Dylan Lupton (Athenian-Chevrolet)
10. Ben Rhodes (JR-Chevrolet)

Die Top 10 der Gesamtwertung (21/33 Rennen):

01. Chris Buescher - 765 Punkte
02. Ty Dillon - 741
03. Chase Elliott - 740
04. Regan Smith - 714
05. Elliott Sadler - 705
06. Darrell Wallace - 665
07. Daniel Suarez - 658
08. Brian Scott - 643
09. Brendan Gaughan - 642
10. Ryan Reed - 587