Mid-Ohio: Graham Rahal siegt, Juan Pablo Montoya kocht

Graham Rahal (Rahal-Honda) bringt mit Heimsieg in Mid-Ohio Spannung in den IndyCar-Titelkampf - Tabellenführer Juan Pablo Montoya (11.) wittert Verschwörung

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Qualifying zum drittletzten Rennen der IndyCar-Saison 2015, dem Honda Indy 200 in Mid-Ohio, hatte sich Graham Rahal (Rahal-Honda) über ein angebliches Blockademanöver von Sage Karam (Ganassi-Chevrolet) beschwert. Von Startplatz 13 stand Rahal ein arbeitsreiches Rennen bevor. Als nach 90 Runden die Karierte Flagge fiel, feierte der Lokalmatador einen umjubelten Heimsieg. Für die entscheidende Wende zugunsten von Rahal sorgte im Rennverlauf ausgerechnet Karam.

Titel-Bild zur News: Graham Rahal

Graham Rahal (Rahal-Honda) feierte in Mid-Ohio einen umjubelten Heimsieg Zoom

Doch der Reihe nach: Mid-Ohio-Spezialist Scott Dixon (Ganassi-Chevrolet) verbrachte von der Pole-Position gestartet die ersten 22 Runden in Führung liegend. Nachdem sich strategiebedingt Tristan Vautier (Coyne-Honda), Justin Wilson (Andretti-Honda), Josef Newgarden (CFH-Chevrolet) und Helio Castroneves (Penske-Chevrolet) jeweils ein paar Führungsrunden abgeholt hatten, war es der von Startplatz zehn ins Rennen gegangene Tabellenführer Juan Pablo Montoya (Penske-Chevrolet), der das Zepter in die Hand nahm.

Von der 49. bis zur 67. der 90 Runden lag Montoya in Führung und schien auf dem besten Weg, seine Tabellenführung auszubauen. Doch kurz bevor der Kolumbianer seinen letzten Boxenstopp einlegen wollte, rief Ganassi-Youngster Sage Karam mit einem Dreher ausgangs Kurve 4 die dritte von insgesamt vier Gelbphasen des Rennens auf den Plan. Diese kam für Montoya zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.

Die von Graham Rahal angeführte Konkurrenz war kurz zuvor unter Grün an der Box gewesen und profitierte, als Montoya unter Gelb stoppte. Rahal musste bei den zwei letzten Restarts nur noch Justin Wilson fürchten, wehrte aber auch ohne verbliebenes Push-to-Pass-Kontingent die Angriffe des Briten ab und kreuzte nach 90 Runden als Sieger die Ziellinie.


Fotos: IndyCar in Mid-Ohio


Mit seinem zweiten Saisonsieg hat Mid-Ohio-Lokalmatador Rahal, der von Karams Dreher entscheidend profitierte, den Punkterückstand auf Tabellenführer Montoya massiv verkürzt, weil der Kolumbianer in Penske-Diensten nach seinem letzten Stopp nicht mehr als Platz elf an Land ziehen konnte.

"Abgesehen vom Indy 500 ist dieses Rennen für mich das größte im gesamten Jahr. Hier zu gewinnen, noch dazu zu einem Zeitpunkt, an dem ein Sieg dringend notwendig war, ist für mich das Größte. Es fühlt sich an, als hätte ich zum ersten Mal gewonnen", so Rahal, für den es der dritte IndyCar-Sieg nach St. Petersburg 2008 und Fontana 2015, aber vielleicht der wichtigste ist.

Wilson und Pagenaud auf dem Podest

Justin Wilson, der erst seit Milwaukee wieder im vierten Andretti-Honda sitzt, fuhr mit 3,4 Sekunden Rückstand auf Rahal Platz zwei und damit das mit Abstand beste Ergebnis seiner Teilzeitsaison nach Hause. Simon Pagenaud (Penske-Chevrolet) komplettierte nach einem schwierigen Wochenende, das ihn im Qualifying nur auf Platz 17 abschneiden sah, das Podium.

Graham Rahal, Justin Wilson, Simon Pagenaud

Das Mid-Ohio-Podium: Graham Rahal, Justin Wilson und Simon Pagenaud Zoom

Während Polesetter Scott Dixon die Chance auf einen sechsten Mid-Ohio-Sieg schon durch das Timing der zweiten Gelbphase verpasste und Vierter wurde, machte Ganassi-Teamkollege Tony Kanaan als Fünfter die Top 5 des drittletzten Saisonrennens komplett.

Die Top 10 wurden von Tristan Vautier, Ryan Hunter-Reay (Andretti-Honda), Jack Hawksworth (Foyt-Honda) sowie Carlos Munoz und Marco Andretti (beide Andretti-Honda) vervollständigt. Marco Andrettis Serie, als einziger Pilot im bisherigen Saisonverlauf jede einzelne Rennrunde zurückgelegt zu haben, hat damit weiter Bestand.

Fragwürdiger Dreher von Sage Karam

Unterdessen wittert Juan Pablo Montoya nach Platz elf ob des Drehers von Sage Karam Verschwörung. "Als die anderen zum Boxenstopp kamen, mussten sie von da an viel Benzin sparen und hätten ohne Gelbphase wohl Probleme gehabt. Es ist schon seltsam, dass alle anderen an die Box kamen und Sage sich dann gedreht hat. Ich weiß nicht, ob er es mit Absicht gemacht hat, aber ich habe gehört, dass es ziemlich sonderbar war", so Montoyas erste Reaktion.

Sage Karam

Sage Karam brachte die Caution heraus, die Juan Pablo Montoya die Siegchance nahm Zoom

Mit etwas Abstand schiebt der weiterhin an der Spitze der Gesamtwertung liegende Kolumbianer hinterher: "Wir haben heute alles in unserer Macht stehende getan. Das Rennen lief für uns genau so, wie es hätte laufen sollen. Leider kam rund 25 Runden vor Schluss eine Gelbphase heraus, die wir überhaupt nicht brauchten. Einigen kam diese Gelbphase sehr gelegen, anderen nicht."

Die Rennleitung hat eine Untersuchung des Drehers von Karam angekündigt. Man will sowohl das Timing als auch die Art und Weise der kurios anmutenden Aktion genau unter die Lupe nehmen. Mit dem Ergebnis der Untersuchung ist am Mittwoch zu rechnen. Montoya nutzt dies im Nachhinein wohl auch nichts mehr. Dem Penske-Piloten bleibt nichts anderes übrig, als nach vorn zu blicken. "Jetzt geht es nach Pocono, wo ich im vergangenen Jahr gewonnen habe", zeigt sich der Penske-Pilot kämpferisch, nachdem der erste Frust verflogen ist.

Montoyas Tabellenführung auf neun Punkte geschrumpft

Karam war nicht der einzige Fahrer, der im Verlauf der 90 Runden auf der Berg-und-Talbahn im US-Bundesstaat Ohio für Aufregung sorgte. Charlie Kimball (Ganassi-Chevrolet/23.) war gleich in drei Kollisionen verwickelt. Der Mid-Ohio-Sieger des Jahres 2013 legte sich mit Will Power (Penske-Chevrolet/14.), Ryan Briscoe (Schmidt-Honda/18.) und Rodolfo Gonzalez (Coyne-Honda/20.) an. Takuma Sato (Foyt-Honda) musste das 100. IndyCar-Rennen seiner Karriere nach einem Abflug in der 61. von 90 Runden vorzeitig beenden.

Graham Rahal, Juan Pablo Montoya

Graham Rahal ist Tabellenführer Juan Pablo Montoya dicht auf die Pelle gerückt Zoom

In der Gesamtwertung hat Montoya zwei Rennen vor Schluss der Saison nur noch neun Punkte Vorsprung auf Rahal. Dixon ist mit 34 Punkten Rückstand auf den Kolumbianer Tabellendritter und hat ebenfalls noch alle Chancen auf den Titel. Beim Saisonfinale in Sonoma (30. August) werden doppelte Punkte vergeben, wodurch sich rein theoretisch sogar alle Fahrer bis zum Tabellenzehnten Simon Pagenaud noch im Titelrennen befinden.

Das vorletzte Rennen der IndyCar-Saison 2015 steigt in drei Wochen auf dem "Tricky Triangle" in Pocono, wo Matt Kenseth am Sonntag im Zuge eines dramatischen Spritpokers das NASCAR-Rennen gewonnen hat.

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