Daytona 500: Joey Logano triumphiert unter Gelb

Joey Logano holt seinen ersten Daytona-Sieg vor Kevin Harvick - Jeff Gordons letztes Daytona 500 endet nach langer Führung mit Crash in der Schlussrunde

(Motorsport-Total.com) - Joey Logano (Penske-Ford) ist der Sieger der 57. Auflage des Daytona 500. In einem hochspannenden Restrictor-Plate-Spektakel, das in der zweiten Rennhälte rundenlanges Three-Wide-Racing im Kampf um die Führung bot, setzte sich Logano schließlich in einem Green-White-Checkered-Finale gegenüber dem amtierenden NASCAR-Champion Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet/2.) und Vorjahressieger Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet/3.) durch.

Titel-Bild zur News: Joey Logano

Gelbsucht in Daytona: Joey Logano im gelben Penske-Ford gewinnt unter Gelb Zoom

Im Jahr 2005 hatte es im Daytona 500 erstmals ein Green-White-Checkered-Finale gegeben. Die diesjährige Auflage des "Great American Race" war bereits die siebte, die in die Verlängerung ging. Nach einem Crash von Justin Allgaier (HScott-Chevrolet) und Ty Dillon (Circle-Chevrolet) in Runde 198 kam für sieben Minuten gar die Rote Flagge heraus. Als die Strecke wieder gesäubert war, ging es in die letzten zwei Runden.

Den Green-White-Checkered-Restart nahm Logano neben Denny Hamlin (Gibbs-Toyota/4.) aus Reihe eins in Angriff. Mit Clint Bowyer (Waltrip-Toyota/7.) an der hinteren Stoßstange seines Penske-Ford kam Logano auf der Außenbahn besser in die Gänge. Wenngleich Hamlin auf der Innenbahn zunächst keine Hilfe erhielt, durfte sich der spätere Sieger alles andere als in Sicherheit wiegen. Hinter Bowyer nahte "The Closer" Kevin Harvick.

Crash um Jeff Gordon bringt Logano den Sieg

Harvick passierte die Weiße Flagge für die letzte Runde als Zweiter hinter Logano und schien noch einen Schlussangriff im Köcher zu haben, als es weiter hinten im Feld krachte: Im dichten Pulk wurde Polesetter Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet/33.) von Austin Dillon (Childress-Chevrolet/14.) leicht am Heck berührt und drehte sich. Zahlreiche andere Piloten - unter anderem Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet/34.) - wurden verwickelt. NASCAR zeigte zum siebten und letzten Mal Gelb. Weil die Weiße Flagge bereits herausgekommen war, sicherte die letzte Gelbe Flagge dem gelben Penske-Ford von Logano den Sieg.

Jimmie Johnson, Denny Hamlin

Vor dem Green-White-Checkered-Finale wurde faszinierendes Pack-Racing geboten Zoom

"Ich kann es gar nicht glauben. Das ist überwältigend. Das Daytona 500, mein Gott!", ließ Logano in der Victory Lane seiner Freude freien Lauf. Für den 24-Jährigen aus dem US-Bundesstaat Connecticut ist es der neunte Sieg seiner Sprint-Cup-Karriere und der mit Abstand größte. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", so der Penske-Pilot, der während 31 der letztlich 203 Runden an der Spitze lag.

Für Teambesitzer Roger Penske ist der es der zweite Triumph beim "Great American Race", nachdem Ryan Newman im Jahr 2008 gewonnen hatte. Loganos Sieg geht durchaus als Überraschungserfolg durch. In der entsprechenden Umfrage von 'Motorsport-Total.com' wurden bis zum Rennstart nur 3,8 Prozent von knapp 500 Stimmen für einen Sieg des Penske-Youngsters abgegeben. Auf den Zweitplatzierten Kevin Harvick entfielen mit 5,3 Prozent nur unwesentlich mehr Stimmen. Den Löwenanteil (28,4 Prozent) sammelte Jeff Gordon ein.

Kevin Harvick verpasst Hattrick knapp

Während Gordon durch den Crash in der letzten Runde seine zu diesem Zeitpunkt ohnehin nur noch theoretischen Siegchancen endgültig einbüßte, ärgerte sich Loganos erster Verfolger Harvick im Ziel, dass ihm durch den finalen Crash um Gordon, Dillon und Co. die Chance auf eine Schlussattacke verwehrt wurde: "Schade, alles sah gut aus. Ich hatte auf der Gegengeraden einen kleinen Abstand, aber richtig viel Schwung." Diesen konnte Harvick aufgrund der finalen Gelbphase nicht mehr nutzen.

Kevin Harvick

Kevin Harvick startete nach zwei Siegen Ende 2014 mit Platz zwei in die Saison 2015 Zoom

So musste sich der amtierende Champion in Diensten von Stewart/Haas Racing nach seinen beiden Siegen bei den beiden abschließenden Rennen der Saison 2014 in Phoenix und Homestead diesmal mit Platz zwei zufriedengeben. Hinter Harvick lief Dale Earnhardt Jr. nach 32 Führungsrunden als Dritter ein. In der zweiten Rennhälfte hatte es zunächst lange danach ausgesehen als könne "Junior" seinen Vorjahressieg beim wichtigsten Rennen der NASCAR-Saison wiederholen.

Doch beim Restart nach Gelbphase fünf (Runde 176) patzte Earnhardt Jr. Statt auf der Innenbahn zu bleiben, zog er nach oben. Weil ganz außen zahlreiche andere Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange herangerauscht kamen, fand sich "Junior" plötzlich in der mittleren Spur wieder - allein. "Da habe ich einfach eine schlechte Entscheidung getroffen. Ich hätte geduldig bleiben und unten bleiben sollen", nahm es der NASCAR-Publikumsliebling auf die eigene Kappe.

Logano wiederum wählte beim letztlich entscheidenden Restart bewusst die Außenbahn, um so direkt vor Clint Bowyer platziert zu sein. "Clint Bowyer war heute einfach der beste Pusher da draußen", so der Sieger in Anspielung auf den Push, mit dem ihm der Waltrip-Pilot in Runde 190 am bis dahin führenden Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) vorbeigeschoben hatte.


Fotos: NASCAR: Daytona 500, Rennen


Aufholjagd von Jimmie Johnson nach Fehler der Boxencrew

Johnson musste sich nach 39 Führungsrunden mit Platz fünf zufriedengeben, weil er im Green-White-Checkered-Finale keine entscheidenden Akzente mehr setzen konnte. "Die letzten beiden Restarts haben für uns nicht so gut geklappt. Natürlich würde ich lieber in der Victory Lane stehen, aber es trotzdem ein starker Tag", bilanzierte der sechsmalige NASCAR-Champion und zweimalige Daytona-500-Sieger.

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson fing sich eine Strafe ein, weil die Hendrick-Crew zu hastig agierte Zoom

Weil er beim ersten Green-Flag-Stop mit einer Drive-Through-Penalty belegt wurde, musste sich Johnson anschließend vom Ende des Feldes wieder nach vorn durcharbeiten. "Es gibt keinen Grund, Trübsal zu blasen", so das Urteil von "Six-Pack" nach Platz fünf. Grund für die Durchfahrtsstrafe war die Tatsache, dass sich Johnsons Crew zu früh über die Boxenmauer begeben hatte.

Das neue Überwachungssystem der NASCAR mit HD-Kameras auf dem Dach der Haupttribüne hatte den Regelverstoß aufgedeckt. Neben Johnson wurden unter anderem auch Carl Edwards (Gibbs-Toyota/23.) und der in den Schlusscrash verwickelte Kyle Larson ertappt. Beide waren in der Boxengasse etwas zu zügig unterwegs.

Top 10 für zwei Ein-Wagen-Teams, Top 20 für Busch-Vertreter

Die Top-10-Platzierungen machten schließlich andere Fahrer unter sich aus. Hinter den Top 3 Logano, Harvick und Earnhardt Jr. sowie Hamlin und Johnson überraschte Casey Mears aus dem Ein-Wagen-Team von Germain Racing mit Platz sechs. Nach einem Motorschaden im ersten Budweiser-Duel am Donnerstag hatte Mears stundenlang zittern müssen, ob er es überhaupt ins Starterfeld für das Daytona 500 schaffen würde. Für Logano-Pusher Bowyer reichte es unterm Strich nur zu Platz sieben vor dem einmal mehr sehr gut aufgelegten Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet/8.) sowie Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet/9.) und Greg Biffle (Roush-Ford/10.).

In Abwesenheit der Gebrüder Kurt und Kyle Busch fuhren deren jeweilige Ersatzpiloten Regan Smith für Stewart/Haas Racing und Matt Crafton für Joe Gibbs Racing in die Top 20. Smith hatte erst tags zuvor im Xfinity-Rennen den ersten Überschlag seiner Karriere glimpflich überstanden und kam beim Sprint-Cup-Saisonauftakt auf Platz 16 ins Ziel. Ob er weiterhin den Ersatzmann für den auf unbestimmte Zeit gesperrten Kurt Busch spielen wird, steht noch nicht fest. Der amtierende Truck-Champion Crafton, der den im Xfinity-Rennen schwer gecrashten Kyle Busch vertrat, kam bei seinem Sprint-Cup-Debüt auf Platz 18 ins Ziel. Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevy) trat in ihrem dritten Daytona 500 nie in Erscheinung und wurde als 21. abgewinkt.

Jeff Gordon: Starker Abschied vom Daytona 500

Unterdessen zeigte Jeff Gordon in seinem 23. und letzten Daytona 500 eine starke Vorstellung. Von der Pole-Position gestartet lag der viermalige NASCAR-Champion für insgesamt 87 Runden an der Spitze des Feldes und holte sich damit zum Abschied erstmals bei einem Daytona 500 den Bonuspunkt für die meisten Führungsrunden. In der zweiten Rennhälfte konnte Gordon die Verfolger aber nicht mehr so souverän auf Distanz halten wie es ihm in den ersten 100 Runden gelungen war. Der Crash in der letzten Runde hatte zur Folge, dass der Kalifornier schließlich nur auf Platz 33 gewertet wurde. Dennoch hatte er im ersten Rennen seiner Abschiedstour jede Menge Spaß.

Jeff Gordon

87 Lead-Laps, aber Crash in der Schlussrunde für Jeff Gordon Zoom

"Ich genieße jeden Moment. Natürlich habe ich die erste Hälfte des Rennens mehr genossen als die zweite. Es gab einen Restart, bei dem ich mich für die Außenbahn entschied, diese aber nicht in Schwung kam. Ab diesem Zeitpunkt ging es nur noch darum, wieder nach vorn zu kommen. Schade, denn ich dachte wirklich, wir hatten eine Chance, dieses Rennen zu gewinnen. Glückwunsch an Joey Logano. Ich kann nur sagen, ich habe es genossen. Diese letzten Runden werde ich aber nicht vermissen. Da ging es einfach verrückt zu", so Gordon in Anspielung auf das intensive Three-Wide-Racing auf dem 2,5-Meilen-Oval mit um 31 Grad überhöhten Kurven.

Ausfälle für die Ex-Champions Brad Keselowski und Tony Stewart

Ex-Champion Brad Keselowski (Penske-Ford) musste bereits nach 400 der 500 Meilen mit Motorschaden die Segel streichen. "Schade, ich war gerade drauf und dran, in die Top 5 vorzustoßen, da flog mir der Motor um die Ohren", so der Penske-Teamkollege von Sieger Logano. Auf dem Öl des hochgegangenen Ford-Triebwerks krachten Restrictor-Plate-Spezialist Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet/27.) und der amtierende Vize-Champion Ryan Newman (Childress-Chevrolet/38.) ineinander und musste ihre Hoffnungen auf einen zweiten Sieg beim "Great American Race" begraben.

Brad Keselowski

Im Penske-Ford von Brad Keselowski verrauchte in Runde 161 der Motor Zoom

Auch Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) fand in seinem 17. Daytona 500 nicht den Weg in die Top 10, geschweige denn in die Victory Lane. In Runde 41 driftete "Smoke" aufgrund der Luftturbulenzen im Pulk an die Außenmauer. Rookie Ryan Blaney (Wood-Ford) und der zweimalige Daytona-500-Sieger Matt Kenseth (Gibbs-Toyota/35.) konnten dem Zwischenfall kurz nach Turn 4 nicht ausweichen. Ihre Autos trugen leichte Kampfspuren an der Karosserie davon.

Am Auto von Stewart waren die Schäden indes größer. Die Spur stimmte nach dem Mauerkontakt nicht mehr. So war für den dreimaligen NASCAR-Champion nicht mehr als Platz 42 zu holen. Ryan Blaney wurde schließlich als 39. gewertet, weil am Wood-Ford in Runde 176 der Motor kollabierte.

Der zweite Sprint-Cup-Saisonlauf steigt anders als in den vergangenen vier Jahren nicht in Phoenix, sondern in Atlanta. Auf dem superschnellen 1,5-Meilen-Oval im US-Bundesstaat Georgia wird am kommenden Sonntag das Folds of Honor QuikTrip 500 ausgetragen.