Stewart/Haas: Alle Augen auf die neue Saison

(Motorsport-Total.com) - "Als das Jahr 2014 zu Ende ging, war ich einfach nur glücklich, diese Zahl nicht mehr auf dem Kalender zu sehen". Mit diesen Worten blickte der dreimalige NASCAR-Champion Tony Stewart anlässlich der Media-Tour in Charlotte noch einmal auf das verhängnisvolle vergangene Jahr zurück, das für ihn so ganz anders lief als er es sich bei der Media-Tour 2014 vorgenommen hatte.

Von seinem eigenen schweren Sprint-Car-Unfall vom 5. August 2013 in Oskaloosa, Iowa noch nicht vollständig genesen, war Stewart fast exakt ein Jahr später am 9. August 2014 beim Sprint-Car-Event in Canandaigua, New York in die tragischen Ereignisse rund um Kevin Ward Jr. verwickelt.

Nachdem sich "Smoke" im Sommer 2014 drei Wochen lang von der Bildfläche zurückgezogen hatte, um den Tod von Ward Jr. und die Anschuldigungen ihm selbst gegenüber zu verarbeiten, startet er nun mit frischem Elan in die NASCAR-Saison 2015. "Ich bin bereit, die vergangenen zwei Jahre hinter mir zu lassen und nicht mehr zurückzublicken. Ich spreche nicht mehr darüber, ich denke nicht mehr daran, ich werde einfach wieder ich selbst sein", so Stewart.

Etwaige Zweifel an seiner Motivation lässt Stewart nicht aufkommen. "Das Ganze hat meinen Willen nur noch stärker werden lassen. Ich bin nicht glücklich darüber, wie die vergangenen beiden Jahre meines Lebens gelaufen sind. Jetzt ist mein Wunsch, wieder an die alte Form anzuknüpfen, nur noch größer", so der 43-jährige Fahrer und Teammitbesitzer von Stewart/Haas Racing, der in der Saison 2011 den Titel in Personalunion gewann.

Champion Kevin Harvick: Ohne Druck zum nächsten Titel?

Während Stewart selbst in der Saison 2014 erstmals in seiner 16 Jahre umfassenden Karriere in der höchsten NASCAR-Liga ohne Saisonsieg blieb, fuhr sein im vergangenen Winter neu zum Team gekommener Kumpel Kevin Harvick auf Anhieb zum Titel. Dieser will im Hinblick auf die vor der Tür stehende Saison 2015 am bewährten Konzept festhalten.

So gilt der ursprünglich nur für den Chase 2014 vorgenommene Tausch der Boxencrews von Stewart und Harvick auch für die komplette Saison 2015. "Wir hatten einfach das Gefühl, dass die Chemie stimmt. Ich kam Ende des vergangenen Jahres richtig gut mit meinen Jungs zurecht und auch wenn ich meine eigentliche Truppe vermisse, so kommt uns dieser Wechsel unterm Strich doch allen zugute", so "Smoke".

Für Titelverteidiger Harvick ist "der Druck zweifellos weg", schließlich musste er sich in den vergangenen Wochen zum ersten Mal in seiner Cup-Karriere nicht neu motivieren, nachdem er im Jahr zuvor knapp an einem Titel gescheitert war. "Den Titel gewonnen zu haben und damit den Druck verschwinden zu sehen, ist eine richtig angenehme Sache. Genau das ist es, was ich mir vorgenommen hatte, als ich bei Stewart/Haas Racing anfing", so der Champion, der nun hofft, dass ihn der Schwung zu weiteren Titeln trägt.

Danica Patrick fährt um Vertragsverlängerung

Vom Titelgewinn kann Danica Patrick nur träumen. Die 32-jährige Ex-IndyCar-Pilotin steht vor ihrer dritten vollen Saison bei Stewart/Haas Racing und fährt um die Vertragsverlängerung. Sowohl ihr Kontrakt mit dem Team als auch ihr Vertrag mit Hauptsponsor GoDaddy.com laufen zum Jahresende aus.

Laut Teammitbesitzer Gene Haas sind die Verhandlungen über ein neues Vertragspapier mit Patrick "bereits im Gange". Der zukünftige Formel-1-Teambesitzer vergleicht Patricks erste Jahre im Sprint-Cup mit jenen von Penske-Pilot Joey Logano: "Wenn man sich vor Augen führt, wie Joey Logano die ersten Jahre bei Gibbs verbracht hat, dann ist sie meiner Ansicht nach nicht weit davon entfernt."

Loganos Karriere nahm erst in der fünften Saison - seiner ersten bei Penske - so richtig Fahrt auf. Gelingt Danica Patrick mit dem neuen Crewchief Daniel Knost (bis Oktober 2014 für Kurt Busch zuständig) ein ähnlicher Aufschwung? Angesichts der vertraglichen Situation wird es bereits die Saison 2015 zeigen müssen.

Rückendeckung für Kurt Busch

Während die ersten Rennen der Zusammenarbeit zwischen Danica Patrick und Crewchief Daniel Knost noch nicht von Erfolg gekrönt waren, funktionierte das neue Duo Kurt Busch und Crewchief Tony Gibson (bis Oktober 2014 für Patrick zuständig) auf Anhieb. Die Voraussetzungen für eine starke Saison von Busch sind auf dem Papier also gegeben, wäre da nicht die unsägliche Ablenkung in Form des nach wie vor laufenden Gerichtsprozesses.

Im Zusammenhang mit den Vorkommnissen vom 26. September 2014 in Dover bezeichnete Kurt Busch seine Ex-Freundin Patricia Driscoll vor Gericht als "ausgebildete Killerin". Driscoll im Gegenzug warf dem Stewart/Haas-Piloten "Depressionen und Alkoholabhängigkeit" vor. Das Ergebnis der unschönen Auseinandersetzung wird für die kommenden Wochen erwartet.

"Wir müssen einfach abwarten, wie die nach wie vor laufende Untersuchung ausgeht, wie die Entscheidung des Dover Police Department ausfällt", so Kurt Busch, der sich in diesem Zusammenhang der Rückendeckung durch das Team sicher sein darf: "Es ist einfach großartig, die Unterstützung von Stewart/Haas Racing zu spüren, insbesondere von Tony. Das ist sehr passend."