• 11.11.2014 01:17

  • von Pete Fink

Die vier Finalisten 2014: Denny Hamlin (3)

Kevin Harvick, Joey Logano, Denny Hamlin und Ryan Newman fahren am Sonntag um den NASCAR-Titel 2014 - 'Motorsport-Total.com' stellt sie vor

(Motorsport-Total.com) - Denny Hamlin muss im Saisonfinale der NASCAR gleich zwei Fahnen hochhalten: Er ist der einzig verbliebene Gibbs-Pilot und der einzige, der im Sprint-Cup den ersten Toyota-Titel überhaupt sicherstellen könnte. Vor allem ist er aber einer derjenigen, über dessen Homestead-Qualifikation man sich munter streiten könnte. In Phoenix gelang dem Noch-33-Jährigen (er feiert am Dienstag nach Homestead seinen 34. Geburtstag) mit Müh und Not das erste Top-5-Resultat im Chase 2014.

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin

Denny Hamlin: In Homestead konnte der Gibbs-Pilot bereits zweimal gewinnen Zoom

Auch im Saisonverlauf glänzte der schwarze Gibbs-Toyota mit der Startnummer 11 nicht gerade durch permanente Top-Leistungen. Selbst sein Frühjahrserfolg von Talladega, der ihm letztlich das Playoff-Ticket 2014 sicherte, kam nach der Kollision einiger Hinterbänkler in der letzten Runde etwas glücklich zustande: Hamlin konnte die Ziellinie unter Gelber Flagge überqueren, doch das war ihm vermutlich herzlich egal und nun steht er tatsächlich in den "Final-Four".

Aber einmal ganz abgesehen von der sportlichen Komponente: Rein menschlich sei es Denny Hamlin von Herzen gegönnt, denn kein anderer aktueller Spitzenpilot der NASCAR hatte in den vergangenen Jahren soviel Verletzungspech wie der Mann aus dem US-Bundesstaat Virginia. Im Frühjahr 2010 fuhr er einige Rennen mit einem gerissenen Kreuzband, was einen Fußballer für Monate außer Gefecht setzt. Im Vorjahr brach er sich in Fontana einen Rückenwirbel und war wochenlang zum Zuschauen verdammt.

2010 und der Beinahe-Titel

Und auch rein historisch gesehen, hat es Hamlin verdient, wieder einmal um den Titel mitzufahren. Denn er steht seit seinem Sprint-Cup-Debüt 2006 quasi regelmäßig im NASCAR-Chase, wobei 2006 besonders hervorsticht: Hamlin war der erste Rookie überhaupt, der es in die Playoffs schaffte und landete am Jahresende hinter Jimmie Johnson und Matt Kenseth gleich auf Rang drei. Noch eines zeichnet Hamlin aus: Als treue Seele fährt er seit dem Beginn seiner Sprint-Cup-Karriere für Joe Gibbs Racing und ist damit der altgedienteste Pilot im Toyota-Vorzeigeteam.

Die schwarze 11 kann zudem darauf verweisen, dass es Hamlin in jeder Saison gelang, mindestens einmal in die Victory Lane zu fahren. Seine bestes Jahr erlebte die Mannschaft 2010, als Hamlin es fast geschafft hätte, den scheinbar unbezwingbaren Jimmie Johnson zu biegen. Mit einer eigentlich unglaublichen Geschichte dahinter: Nach dem Kreuzbandriss im Januar saß Hamlin noch bis zur Osterpause im Auto, bevor er sich operieren ließ. Danach startete er eine gewaltige Siegesserie mit sechs Erfolgen in Martinsville, Texas, Darlington, Pocono, Michigan und Richmond.

Jimmie Johnson, Denny Hamlin

Denny Hamlin gegen Jimmie Johnson - das faszinierende Titelduell 2010 Zoom

Im Chase ging es zwischen den beiden hin und her, und als Hamlin das drittletzte Saisonrennen in Texas für sich entschieden hatte, lag er 33 Punkte vor Johnson. Dann folgte Phoenix und der berühmte Strategiefehler, als es gegen Rennmitte zu zwei Gelbphasen kurz hintereinander kam: Hamlin ging in Gelbphase Nummer zwei nicht zum Tanken und warf so den sicher geglaubten Sieg weg. Statt P1 und einer fast uneinholbaren Punkteführung nur Rang 12. Johnson, plötzlich nurmehr 15 Zähler zurück, witterte noch einmal seine Chance und machte in Homestead den Sack tatsächlich zu. Hamlin war bitter geschlagen.

Schlechte Toyota-Saison

Er und sein gesamtes Gibbs-Team fielen 2011 in ein tiefes Loch, was damit endete, dass Crewchief Mike Ford seinen Hut nehmen musste und durch Darian Grubb ersetzt wurde. Grubb wiederum hatte gerade den NASCAR-Titel mit Tony Stewart gewonnen und sollte dem Hamlin-Team wieder frischen Wind einhauchen. In der Tat setzte es 2012 auch fünf Saisonsiege, aber das Titelduell Johnson/Keselowski musste sich Hamlin in der Beobachterrolle mitansehen. Mehr als Gesamtrang sechs war nicht drin. Fast ein wenig zu wenig.

Durch die schlimme Rückenverletzung war 2013 dann ein verschenktes Jahr, das wenigstens einen versöhnlichen Abschluss fand, als Hamlin das Saisonfinale von Homestead gewinnen konnte. War das ein Weckruf? Es sah fast so aus. Die schwarze 11 gewann in Daytona das Sprint-Unlimited und ihr Budweiser-Duel. Im Daytona 500 verhinderte einzig Dale Earnhardt Jr. den kompletten Hamlin-Durchmarsch, der im Februar Zweiter wurde.

Denny Hamlin

Der schlimmste Unfall seiner Karriere: Denny Hamlin in Fontana 2013 Zoom

Doch dann kam nicht mehr viel. Nicht nur von Hamlin, vor allem schwächelten die japanischen Toyota-Triebwerke aus dem kalifornischen Costa Mesa. Neben dem glücklichen Hamlin-Sieg staubte nur Kyle Busch in Fontana ab, als sich Jimmie Johnson und Jeff Gordon im Finale mit Reifenproblemen verabschiedeten. Oder anders formuliert: Aus eigener Kraft fuhr 2014 eigentlich kein einziger Toyota Camry in die Victory Lane. Und trotzdem steht Hamlin nun im Homestead-Finale?

Gute Homestead-Statistik

Genau darin liegt viel Kritik am neuen Chase-System verborgen, denn die nackten Zahlen sprechen eigentlich nicht für eine verdiente Titelchance der Toyota-Armada. Chevrolet gewann 2014 bislang 19 Saisonrennen, Ford immerhin deren 14. So ist Toyota, wen wundert es, das ganz klare Schlusslicht der Herstellerwertung 2014, was Hamlin durch seine durchaus überraschende Final-Qualifikation wenigstens ein wenig kaschieren kann.

Privat ist der lange Schlacks seit vielen Jahren mit seiner Lebensgefährtin Jordan Fish zusammen, seit Januar 2013 haben sie mit dem kleinen Taylor James Hamlin Nachwuchs bekommen. Ein enger Hamlin-Kumpel ist Golfprofi Bubba Watson, der 2012 den originalen General Lee kaufte, das Filmauto aus "Dukes of Hazzard". Hamlin schenkte seinem Kumpel daraufhin einen seiner Helme plus Rennanzug, damit Watson den 1969er-Dodge angemessen bekleidet fahren kann. Wenn er denn möchte.

Denny Hamlin, Matt Kenseth, Kyle Busch

Denny Hamlin, Kyle Busch und Matt Kenseth bringen es auf zwei Saisonsiege Zoom

Rein von der Papierform her, müsste Hamlin in Homestead eigentlich als Favorit gelten, denn er gewann das Saisonabschluss-Rennen in den Jahren 2009 und 2013 gleich zweimal. Damit ist er der einzige Homestead-Gewinner der "Final-Four". Wenn da nicht die schwache Form der Toyota-Truppe wäre. Hamlins Top-Resultate kamen zudem in erster Linie auf den großen Superspeedways wie Daytona und Talladega zustande, obwohl er selbst von sich sagt, ein Short-Track-Junge zu sein. Was ihm in Homestead natürlich auch nichts bringt.

Die Hamlin-Statistik:

325 Sprint-Cup-Starts
24 Siege
91 Top-5-Platzierungen
153 Top-10-Platzierungen
20 Pole-Positionen
7.030 Führungsrunden
60.611.646 US-Dollar an Preisgeldern
2010 Vize-Champion
2006 Gesamtdritter