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Atlanta: Kahne bezwingt Kenseth - beide stehen im Chase

Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet) gewinnt nach zwei Green-White-Checkerd-Anläufen in Atlanta und steht im Chase - Danica Patrick mit bisher bestem Ergebnis

(Motorsport-Total.com) - Das Oral-B USA 500 auf dem Atlanta Motor Speedway gestaltete sich in der Nacht von Sonntag auf Montag über weite Strecken der Distanz zu einer Solofahrt von Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet). Von der Pole-Position aus gestartet, legte Harvick eine ähnlich dominante Vorstellung hin wie schon im Nationwide-Rennen 24 Stunden zuvor, bei dem er sich seinen dritten Saisonsieg in der zweiten NASCAR-Liga sicherte.

Titel-Bild zur News: Kasey Kahne

Erster Saisonsieg für Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet) Zoom

Doch im Sprint-Cup-Rennen klappte es für Harvick trotz 195 Führungsrunden nicht mit dem dritten Saisonsieg. Zwei Green-White-Checkered-Anläufe hatten zur Folge, dass der Sieger statt nach den ursprünglich geplanten 325 Runden erst nach 335 Runden feststand. Dieser hieß nicht Harvick, sondern Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet).

Dabei schien zunächst auch Kahne der so sehnsüchtig erwartete erste Saisonsieg im letzten Moment noch durch die Finger zu rinnen. Beim Restart nach Gelbphase acht (Kollision zwischen Brad Keselowski und Josh Wise) übernahm Kahne die Führung, doch als er in der 324. Runde die Weiße Flagge für den letzten Umlauf bereits in Sichtweite hatte, gab es noch einmal Gelb.

Zwei Green-White-Checkered-Anläufe

Auslöser war eine Kollision zwischen Kyle Busch (Gibbs-Toyota/16.) und Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet/23.). Nach einem Missverständnis über die Linienwahl wurde Truex Jr. von Busch in die Mauer geschickt. Daraufhin stieg der Furniture-Row-Pilot unmittelbar vor dem Gibbs-Piloten voll in die Eisen. Ein Versuch, Busch noch in einen Dreher zu schicken, scheiterte. In der Boxengasse setzten die beiden nach dem Rennen ihren Zweikampf fort - dort dann auf verbaler Ebene.

Kasey Kahne, Matt Kenseth

Zieleinlauf nach Verlängerung: Kasey Kahne vor Matt Kenseth und Denny Hamlin Zoom

An der Spitze jedenfalls wurde Kahnes Vorsprung durch die Kollision Busch/Truex Jr. eingedampft. Statt in der 325. Runde die Karierte Flagge zu sehen, bog das gesamte Feld unter Gelb zum letzten Boxenstopp ab. Bei diesen wurden Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) und Paul Menard (Childress-Chevrolet) nur mit zwei frischen Reifen wieder auf die Bahn geschickt. Der als Spitzenreiter hereingekommene Kahne war mit vier frischen Pneus nur Fünfter hinter den ebenfalls rundum neu bereiften Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) und Harvick.

Der erste Green-White-Checkered-Anlauf ging gründlich schief. Menard kam auf der Außenbahn nicht in die Gänge. Der Childress-Pilot ließ seine Reifen zu stark durchdrehen - ein Phänomen, das im gesamten Rennverlauf von den jeweils auf der Außenbahn losfahrenden Piloten zu beobachten war. Während Kenseth als Spitzenreiter in Turn 1 einbog, wurde der auf der Außenbahn von Reihe zwei losgefahrene Harvick zwischen Menard und dem von hinten angreifenden Joey Logano (Penske-Ford/14.) eingeklemmt und landete in der Mauer.

Kasey Kahne und Matt Kenseth lösen das Chase-Ticket

Beim zweiten Green-White-Checkered-Anlauf lautete die Reihenfolge Kenseth und Hamlin in Reihe eins, Kahne und Danica Patrick in Reihe zwei. Die Stewart/Haas-Pilotin war beim Restart zuvor Siebte, fand dann im Zuge des Chaos um Harvick die Lücke und raste auf Position vier nach vorn. Den letzten Restart gewann Kenseth, doch mit nur zwei frischen Reifen war der Gibbs-Pilot noch lange nicht der Sieger.

Kasey Kahne

Kasey Kahne steht dank des Atlanta-Sieges im Chase, Matt Kenseth dank der Punkte Zoom

Der von Position drei losgefahrene Kahne ließ den von zwei losgefahrenen Hamlin erwartungsgemäß alt aussehen, ging auf die Außenbahn und auf dieser in den Turns 3 und 4 an Spitzenreiter Kenseth vorbei. Wenige Sekunden später passierte der Hendrick-Pilot die Weiße Flagge und eine Runde später die Karierte Flagge: Der erste Saisonsieg und damit das Chase-Ticket für Kahne.

"Ich hasse es, dass es bei mir jedes Jahr auf Atlanta/Richmond hinausläuft, aber jetzt stehen wir im Chase. Der letzte Restart war entscheidend, keine Frage", atmete Kahne in der Victory Lane durch. Für den Fahrer des Hendrick-Chevy mit der Startnummer 5 war es der erste Triumph seit Pocono im August 2013 und mit Blick auf die in zwei Wochen beginnenden NASCAR-Playoffs ein enorm wichtiger. "Auch wenn es bei uns in diesem Jahr nicht so lief wie gewünscht, haben wir nie aufgegeben. Jetzt sind wir dabei", so die Ansage des vierten Fahrers im Team von Rick Hendrick.

Matt Kenseth musste sich im Kampf um den Atlanta-Sieg zwar geschlagen geben, doch mit Platz zwei löste auch der Gibbs-Pilot sein Ticket für den Chase. "Der erste Green-White-Checkered-Restart war richtig gut, der zweite war okay, aber nicht mehr ganz so gut", so Kenseths Analyse der entscheidenden Schlussphase. Gibbs-Teamkollege Denny Hamlin brachte direkt dahinter Platz drei ins Ziel. Platz vier ging nach einem unauffälligen Rennen an den amtierenden NASCAR-Champion Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) vor Carl Edwards, der mit seinem Roush-Ford im Rennverlauf ebenso wenig in Erscheinung getreten war.


Fotos: NASCAR in Atlanta


Platz sechs für Danica Patrick

Hinter den Top 5 brachte Danica Patrick Platz sechs und damit das bisher beste Ergebnis ihrer Sprint-Cup-Karriere über die Linie. "Unglaublich, dieses Rennen fühlte sich an als wäre es 700 Meilen lang. Gegen Rennmitte lag mein Auto richtig gut, dann wieder nicht mehr ganz so gut, aber am Schluss passte es. Beim vorletzten Restart lag ich auf Platz sieben und kam durch. Nach einigen Rennen, in denen wir ein gutes Auto hatten, aber kein Ergebnis nach Hause brachten, tut das richtig gut", so Patrick, die damit im Endergebnis die Stewart/Haas-Truppe anführte.

Danica Patrick

Bestes Karriere-Ergebnis und bester Stewart/Haas-Vertreter: Danica Patrick Zoom

Und Harvick? Der Polesitter musste sich nach seinen 195 Führungsrunden infolge des Crashs beim vorletzten Restart mit Platz 19 zufriedengeben. "Die 20 und die 27 (Kenseth und Menard) hatten nur zwei frische Reifen drauf und kamen nicht so recht in die Gänge. Als die 22 (Logano; Anm. d. Red.) von hinten kam, hing ich schon in der Mauer", so Harvick. Der schwer enttäuschte Stewart/Haas-Pilot merkte zudem an: "Unsere Autos sind immer schnell, aber heute haben wir bei jedem Boxenstopp Positionen verloren."

Ausfall für Tony Stewart beim Comeback

Grund dafür war die Tatsache, dass Boxenplatz Nummer eins und zwei in Atlanta asphaltiert sind, während alle anderen mit Betonbelag versehen sind. So hatten Harvick und der jeweils direkt hinter ihm stoppende Marcos Ambrose (Petty-Ford/42.) bei jedem Stopp große Probleme, die nötige Traktion zu finden. Kurt Busch kam im dritten Stewart/Haas-Chevy nicht über Platz 13 hinaus, nachdem er zunächst von einem zerfetzten linken Hinterreifen zurückgeworfen und anschließend von Gelbphase sieben (Kleinteile auf der Strecke) auf dem falschen Fuß erwischt wurde.

Tony Stewart

Tony Stewarts emotionale Rückkehr endete mit einem Ausfall nach Reifenschaden Zoom

Teamboss Tony Stewart, der an diesem Wochenende erstmals seit dem Watkins-Glen-Qualifying wieder im Auto saß, begann stark, stand am Ende aber mit leeren Händen da. Von Startplatz zwölf schoss "Smoke" in den ersten drei Runden auf der Außenbahn bis auf Platz fünf nach vorn. In Runde 122 hatte auch er eine Begegnung mit Kyle Busch.

Beim Einbiegen auf die Gegengerade wurde Busch auf einer Bodenwelle nach außen getragen und erwischte dabei den vorderen Kotflügel von Stewart. Der Rückkehrer in den Sprint-Cup musste zwecks Reparatur mehrmals die Box aufsuchen und fiel weit zurück. 50 Runden später war nach einem Reifenschaden vorn rechts und Abflug in die Mauer von Turn 2 endgültig Feierabend für Stewart.

Clint Bowyer rutscht aus den Chase-Rängen

Für eine Teilnahme am Chase muss Stewart am kommenden Wochenende in Richmond gewinnen. Das notwendige Okay für einen potenziellen Playoff-Platz hat er am Freitag von NASCAR-Präsident Mike Helton zugesprochen bekommen. Doch Stewart ist nicht der Einzige, für den es am kommenden Wochenende Alles oder Nichts heißt. Auch Clint Bowyer (Waltrip-Toyota), der in Atlanta nach langer Reparaturpause (gebrochener Schalthebel) nur 38. wurde, ist nach aktuellem Stand der Dinge nicht im Chase dabei.

Clint Bowyer

Clint Bowyer fehlen 23 Punkte oder ein Sieg zum Einzug in den Chase Zoom

Gleiches gilt für Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet), der als Achter zwar in den Top 10 ins Ziel kam, was derzeit aber ebenfalls nicht reicht. Ruhiger schlafen können indes Ryan Newman (Childress-Chevrolet) und Greg Biffle (Roush-Ford) nach den Plätzen sieben und zehn.

Tabellenführer bleibt sowohl in der Punktewertung als auch in der Setzliste für den Chase Jeff Gordon. In Atlanta war für den Hendrick-Piloten nicht mehr als Platz 17 zu holen, nachdem er in der Anfangsphase auf Rang zwei hinter Harvick liegend mit einem Reifenschaden vorn links in die Mauer gekracht war und seinen Rückstand von zwei Runden bis zum Green-White-Checkered-Finale nicht mehr aufholen konnte.

Das letzte und entscheidende Rennen im Kampf um die zwei verbleibenden Chase-Plätze geht am kommenden Wochenende in Richmond über die Bühne. Auf dem 0,75 Meilen langen Short-Track wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag unter Flutlicht gefahren. Es ist schon jetzt davon auszugehen, dass es extrem heiß hergehen wird...