• 07.05.2014 15:39

  • von Pete Fink

Vorschau Indy: Skandal oder Vernunft?

Von wegen Oval: Am Wochenende steigt der erste Grand Prix von Indianapolis - über die schwierige Geburt einer vielleicht sogar erfolgreichen Notlösung ...

(Motorsport-Total.com) - Kaum ein Saisonrennen der IndyCars polarisierte im Vorfeld so sehr wie der Grand Prix of Indianapolis. Ein Rundkursrennen auf dem Infieldkurs des Indianapolis Motor Speedways, dem heiligen Gral der IndyCars, wo seit über einem Jahrhundert nur links herum gefahren wird. Nun besitzt die modifizierte Infieldstrecke - neben fünf Linkskurven - auch neun Rechtskurven und wird, was die Sache noch schlimmer macht, im Uhrzeigersinn gefahren. Also in genau entgegengesetzter Fahrtrichtung wie beim Indy 500.

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Scott Dixon fuhr bei den offiziellen Testfahrten eine Bestzeit Zoom

Nun gibt es da die Fraktion der Traditionalisten, die ein Rundkursrennen der IndyCars fast schon als einen provokativen Akt empfinden, weil ihrer Meinung nach damit die überragende und einzigartige Bedeutung des Indy 500 verwässert wird. Auf der anderen Seite finden sich die eher vernunftbezogenen Akteure, die ein rationales Argument ins Feld werfen: Wenn die Teams im Monat Mai eh schon an der Strecke sind, dann lasst uns doch aus Kostengründen ein zusätzliches Rennen über 82 Runden fahren.

Es ist das klassische Spannungsfeld von nüchternen Kosten-/Nutzenrechnern auf der einen Seite und denjenigen, die das alte Ideal verfechten. Dabei liegt die Wurzel des ganzen Übels wieder einmal in der Historie verborgen: 1984 wurden zum Beispiel 117 (!) Fahrzeuge für das Indy 500 gemeldet. 87 Fahrzeuge wurden in der Gasoline Alley gezählt und 57 Piloten versuchten eine Qualifkation. Die Rookie-Tests begannen Ende April, die Freien Trainings und die Qualifikation nahmen insgesamt 16 Tage in Anspruch.

Auch das letzte Event vor dem unsäglichen Split (1995) sah noch 45 Piloten, die sich für einen der 33 Startplätze qualifizieren wollten. Es war die Zeit, in der die riesigen Tribünen für den "Pole-Day" fast annähernd so voll waren wie am Renntag selbst. Kein Mensch wäre in diesen Jahren auch nur auf die Idee gekommen, im Monat Mai ein zweites Indy-Rennen zu veranstalten. Die Show rund um das Indy 500 war einfach zu gigantisch. Aber diese Zeiten sind lange her, der Rest ist bittere und hinlänglich bekannte IndyCar-Geschichte.


Rundkurstest in Indianapolis

Piloten erwarten gute Show

Natürlich ist es auf der einen Seite nachvollziehbar, dass die Indy-Traditionalisten angesichts der Ereignisse 2014 mächtiges Zahnweh bekommen. Auf der anderen Seite ist es genauso nachvollziehbar, dass sich die Offiziellen Gedanken machen, wie der einst so unantastbare Monat Mai wieder zu altem Glanz geführt werden kann. Das anstehende Wochenende wird zeigen, ob die neue IndyCar-Führung die richtige Richtung ergriffen hat und an den richtigen Stellschrauben drehen konnte.

So wird also auf dem einst für die Formel 1 errichteten Rundkurs gefahren, der in den folgenden Jahren eine Moto-GP-Schikane bekam und nun für das IndyCar-Debüt an verschiedenen Stellen noch einmal leicht modifiziert wurde. Dazu gibt es nach Long Beach den zweiten stehenden Start der Saison 2014, die Restarts geschehen allesamt wieder im Single-File-Format. Die Renndistanz auf dem insgesamt 2,439 Meilen langen Kurs beträgt demnach 200 Meilen.

Martin Plowman

Der Brite Martin Plowman (Foyt-Honda) gibt sein Saisondebüt Zoom

Die Piloten selbst zeigten sich nach den großen Testfahrten in der vergangenen Woche sehr angetan vom neuen Layout und erwarten für den Rennsamstag durch die Bank eine gute Show. "Ich mag die Strecke", sagte Foyt-Rookie Martin Plowman. "Es gibt harte Bremszonen, an ein paar Stellen ist es richtig technisch, es gibt schnelle Kurven und es sollte auch die Chance für viele Überholmanöver geben, was den Fans sicher gefallen wird." Bleibt zu hoffen, dass die Zuschauer das Premieren-Event annehmen, denn auf dem riesigen Indianapolis Motor Speedway sieht es selbst mit 50.000 Zuschauern noch recht einsam aus ...

Der Zeitplan von Indianapolis (in MESZ):

Donnerstag:
16:00 Uhr - 16:45 Uhr: Erstes Freies Training
20:00 Uhr - 20:45 Uhr: Zweites Freies Training

Freitag:
16:00 Uhr - 16:45 Uhr: Drittes Freies Training
20:00 Uhr - 21:10 Uhr: Qualifikation

Samstag:
ab 21:30 Uhr: Grand Prix of Indianapolis