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Kanaan: "Ich war bekannt dafür, dieses Rennen zu verlieren"

Tony Kanaan streifte beim zwölften Indy-500-Start nicht zuletzt dank Alex Zanardi sein Pech ab und darf sein "hässliches Gesicht" auf der Borg-Warner-Trophy anbringen

(Motorsport-Total.com) - Tony Kanaan hat sein zweites großes Ziel als Rennfahrer endlich erreicht. Den IndyCar-Titel gewann der Brasilianer bereits in der Saison 2004 für Andretti/Green Racing. Seit Sonntag ist er auch Sieger der berühmten 500 Meilen von Indianapolis. Bei seinem zwölften Start in Indy kreuzte der stets gut gelaunte Südamerikaner am Steuer seines KV-Chevrolet mit der Startnummer 11 die berühmte "Yard of Bricks" als Erster.

Titel-Bild zur News: Tony Kanaan

Tony Kanaan darf sein Konterfei endlich auf der Borg-Warner-Trophy anbringen Zoom

"Ich habe es geschafft und kann nun endlich mein hässliches Gesicht auf dieser Trophäe anbringen", witzelt Kanaan in Anspielung auf die Tradition, wonach das Konterfei des Indy-500-Siegers auf der überdimensionalen Borg-Warner-Trophy aufgebracht wird. Mit Blick auf seine Pechsträhne, die ihn das Indy 500 in den Jahren 2002 bis 2012 einmal auf Platz fünf, einmal auf Platz vier, zweimal auf Platz drei und einmal auf Platz zwei beenden sah, fügt der mittlerweile 38-Jährige hinzu: "Ich war jahrelang bekannt dafür, dieses Rennen zu verlieren. Jetzt bin ich bekannt dafür, dieses Rennen gewonnen zu haben."

Der Schlüssel zum Sieg, den er dank des Abflugs von Vorjahressieger Dario Franchitti (Ganassi-Honda) in Runde 198 schließlich im Bummeltempo unter Gelb nach Hause brachte, lag für Kanaan in seiner Ruhe im Cockpit, die nicht zuletzt durch die Stimme von KV-Mitbesitzer Jimmy Vasser am Funk ausgestrahlt wurde. "Ich war ganz ruhig. Doch bei den elf Anläufen, die ich hier zuvor genommen habe, war das genauso. Als es diesmal in die letzten sechs Runden ging und ich nicht in Führung lag, dachte ich: 'Hey, das könnte dein Tag werden'", so "TK" mit seinem typischen Grinsen.

Beim letzten Restart war es diesmal der amtierende IndyCar-Champion Ryan Hunter-Reay (Andretti-Chevrolet), der sich in der von Kanaan wohl vertrauten Position befand. "Ich war schon oft in der Situation, dass ich beim letzten Restart in Führung lag. Heute war mir klar, dass ich so schnell wie möglich an die Spitze kommen musste, um gerüstet zu sein, falls es noch einmal Gelb geben würde", rekapituliert der Brasilianer den letzten Neustart, den er als Zweiter unter die Räder nahm und sagt: "Es ist schon witzig. Die Gelbe Flagge war heute mein bester Freund."


Fotos: Tony Kanaan, Indy 500, 97. Indy 500


Jimmy Vasser, neben Kevin Kalkhoven einer der beiden Teambesitzer von KV Racing, war im Anschluss an die Siegesfahrt seines überaus populären Schützlings den Tränen nahe. "Ich selbst habe es als Fahrer nie geschafft, dieses Rennen zu gewinnen. Also musste ich den richtigen Kerl für diese Aufgabe einstellen. Er ist so unglaublich beliebt. Ich habe es noch nie erlebt, dass die Leute nach dem Rennen derart lange auf ihren Sitzen ausgeharrt haben, um ihm zuzuwinken, als er mit dem Pace-Car vorbeikam", spricht Vasser die Ehrenrunden des Siegers auf dem geschichtsträchtigen 2,5-Meilen-Oval an.

Seinen ganz persönlichen Glücksbringer hatte Kanaan bereits vor dem Start von seinem ehemaligen Teamkollegen und langjährigen Kumpel Alex Zanardi erhalten: Der Italiener überließ dem IndyCar-Routinier, der am Sonntag in Indianapolis sein 201. Rennen bestritt, für ein paar Stunden die Goldmedaille, die er im Sommer 2012 bei den Paralympics in London gewonnen hat. Das Edelmetall verfehlte seinen Zweck nicht. "Wenn es nicht funktioniert hätte, dann hätte ich die Medaille wohl verkaufen müssen", scherzte Zanardi.