• 21.11.2011 02:11

  • von Pete Fink

Gigantenduell: Tony Stewart schlägt Carl Edwards!

Tony Stewart hat es tatsächlich geschafft: In einem geschichtsträchtigen Finale bezwang er Carl Edwards und holte sich seinen dritten NASCAR-Titel!

(Motorsport-Total.com) - Geht es noch dramatischer? Vermutlich nicht. Nach 36 langen Punkterennen lagen Tony Stewart und Carl Edwards am Ende gleichauf. 2.403 zu 2.403 Punkte lautet die nackte NASCAR-Mathematik, aber die Dramatik des Ford 400 von Homestead kann selbst dieser Gleichstand nicht widerspiegeln. Trotzdem: Zum ersten Mal in der über 60-jährigen NASCAR-Geschichte entschied der Tie-Breaker über den Titel. Stewart gewann inklusive Homestead fünf Saisonrennen, Edwards nur eines, und das bedeutet: "Smoke" holte sich seine dritte NASCAR-Meisterschaft!

Titel-Bild zur News: Tony Stewart

Ein Wahnsinnsrennen: Tony Stewart ist der neue NASCAR-Champion

Es war die erwartete Titelschlacht zweier NASCAR-Giganten. "Wenn dieses Rennen nicht in die Geschichte eingeht, dann weiß ich auch nicht weiter", lautete das erste Statement des neuen Champions Stewart, womit er der gesamten NASCAR-Gemeinde aus der Seele sprach. Knapp fünf Stunden dauerte das Mega-Duell zweier fast gleichwertiger Piloten. Stewart gewann in Homestead, Edwards wurde Zweiter.

Während Polesitter Edwards vorne fast unbehelligt seine Kreise zog, erlebte Stewart gleich mehrere Malheure. Von einem zwischenzeitlichen 40. Platz (!) aus musste sich der entfesselt fahrende Stewart/Haas-Boss einige Male an die Spitze zurückkämpfen. Regenunterbrechungen, Missgeschicke in der Box, Reifen- und Benzinpoker, aber auch das Fallen der Gelbphasen trugen dazu bei, dass sich Stewart und Edwards am Ende ein direktes Duell auf der Strecke liefern konnten.


Fotos: NASCAR in Homestead


Dabei behielt Stewart in einem langen und nervenaufreibenden Green-Flag-Run über 37 Runden die Nase um 1,306 Sekunden vor Edwards. "Tony hat uns heute fair geschlagen", lautete die extrem sportliche Gratulation des Roush-Piloten. "Diese Nacht gehört ihm. Ich habe alles gegeben, was in mir steckte. Und wenn ich schon nicht gewinnen kann, dann möchte ich wenigstens der beste Verlierer sein, den die NASCAR jemals gesehen hat." Diesen Titel hat sich Edwards am Sonntagabend in jedem Fall gesichert.

Edwards dominiert - Stewart kämpft

Doch der Reihe nach: Für Stewart begann das Rennen denkbar ungünstig. Er sammelte vermutlich ein Teil des früh mit Getriebeschaden ausgeschiedenen Kurt Busch (Penske-Dodge; 34.) auf, das ihm ein Loch vorne in den Kühlergrill schlug. Glücklicherweise ging gerade ein kleiner Schauer über dem Homestead-Oval nieder, weshalb seine Stewart/Haas-Crew unter Gelb genug Zeit für die nötigen Reparaturarbeiten hatte. Auch Gelbphase zwei (Runde 34) musste die Mannschaft zur Reparatur nutzen - Stewart war in der Folge zeitweise bis auf Rang 40 zurückgeworfen worden.

Tony Stewart

Die Stewart-Crew mit Schwerstarbeit: Ein frühes Loch im Kühlergrill Zoom

Polesitter Edwards dominierte unterdessen nach Belieben. Der Roush-Pilot ließ sich auch nicht durch frühe Strategiespiele der Konkurrenz aus dem Konzept bringen, sondern holte sich mit einer superschnellen Startnummer 99 seine Führung regelmäßig zurück. Pechvogel Stewart stürmte derweil wie eine Ein-Mann-Büffelherde durch das enge Mittelfeld und tauchte bereits in Runde 57 wieder unter den Top 15 auf.

Als in Runde 78 die ersten Green-Flag-Stopps anstanden, hatte sich Edwards einen Vorsprung von zwei Sekunden auf Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; 5.) herausgearbeitet, während Stewart auf Position zwölf lauerte. Drei Motorschäden im Ford-Lager (David Ragan und Marcos Ambrose, später noch Greg Biffle) sorgten genauso für einiges Stirnrunzeln im Edwards-Camp wie dessen Reifenverschleiß. Jäger Stewart wiederum hatte sich in Runde 100 bis auf Platz fünf (!) nach vorne gefahren.

Als kurz darauf ein zweiter Regenschauer über dem "Sunshine-State" niederging, stand plötzlich der entthronte NASCAR-Champion Jimmie Johnson mit Motorenproblemen an der Box. Damit war auch klar, dass die Saison 2011 für den 36-jährigen Hendrick-Piloten zur schlechtesten seiner gesamten Sprint-Cup-Karriere wurde. Johnson (32.) landete in der Gesamtwertung auf Rang sechs - so weit hinten wie seit seinem Debüt in der Saison 2002 noch nie.

118 Überholmanöver in 267 Runden

Die Regenpause dauerte knapp 75 Minuten und danach sollte die Spannung noch einmal massiv an Fahrt aufnehmen. Kevin Harvick (8.) zockte sich beim Boxenstopp mit nur zwei neuen Reifen in Front, doch beim Restart kam sein Childress-Chevy nicht vom Fleck. Außen profitierten Gordon und Stewart und zogen vorbei. In Runde 123 kam, was kommen musste: Stewart übernahm tatsächlich die Führung im Rennen und in der virtuellen Gesamtwertung! Um einen einzigen Punkt!

Carl Edwards

Carl Edwards lag insgesamt 109 von 267 Runden in Front Zoom

Edwards Reaktion folgte prompt: Er attackierte Jeff Gordon in Runde 130 und schnappte sich Rang zwei. Damit lagen die beiden Kontrahenten in der virtuellen Punktetabelle sogar gleichauf - was für ein Thriller! Drei Gelbphasen binnen kurzer Zeit ließen das Pendel zwischen den beiden Kontrahenten einige Male hin und her schwingen. Zweimal wurde Stewart dabei durch nicht optimale Stopps um jeweils acht Positionen zurück geworfen, doch "Smoke" fuhr sich am Sonntagabend die sprichwörtliche Seele aus dem Leib. Nach 267 Runden hatte er nicht weniger als 118 Überholmanöver gezeigt!

Bis Runde 200 herrschte dann Ruhe. Edwards hatte im folgenden Green-Flag-Run wieder die Führung übernommen, Stewart kämpfte sich auf Platz zwei zurück. Dann begann eine weitere Runde der Boxenstopps unter Grüner Flagge. Doch während Edwards plangemäß zum Tanken abbog, setzte die Stewart/Haas-Crew alles auf eine Karte: Stewart wurde angewiesen, sein Tempo zu drosseln und Sprit zu sparen. Crewchief Darian Grubb wollte seinen letzten Stopp soweit hinauszögern, dass die Startnummer 14 mit dieser Ladung Benzin bis ins Ziel kommen würde.

37 Runden lang: Stewart gegen Edwards

Ein unglaubliches strategisches Risiko. Doch Stewart tat, wie es ihm befohlen wurde und bog erst in Runde 210 zum Tanken und für vier neue Reifen ab. Als er wieder auf die Strecke fuhr, war er 15. und hatte fast eine Runde Rückstand auf Edwards. Keiner weiß, wie dieser Poker ausgegangen wäre, denn in Runde 211 begann es erneut zu regnen. Edwards ging an die Box und ließ sich zwei neue Reifen aufziehen.

Im Gegensatz zur Regenpause gegen Rennmitte beschloss NASCAR, nicht die Rote Flagge zu schwenken. Das Feld drehte also seine Runden unter Gelb und hinter dem Pace-Car. Damit schloss die Rennleitung auch ein Benzinfinale aus, denn als es in Runde 229 wieder losging, war klar, dass sowohl Stewart als auch Edwards mit ihren Spritladungen zu Ende fahren konnten.

Beim Restart 37 Runden vor Schluss war Stewart Dritter, Edwards Fünfter. Wieder einmal ließ "Smoke" dabei nichts anbrennen und zog innen an Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 23.) und Brad Keselowski (Penske-Dodge; 20.) vorbei. Die beiden waren nicht an der Box gewesen. Sie setzten auf eine späte Gelbphase, die nicht mehr kommen sollte und fielen nach einem Zusatzstopp weit zurück.

Freudentränen im strömenden Regen

Dann begann das Finale: Auch Edwards hatte die Konkurrenz schnell kassiert und machte nun Jagd auf Stewart. Dessen Vorsprung pegelte sich zwischen 0,8 und 1,3 Sekunden ein. Doch egal, was Verfolger Edwards auch unternahm, Stewart hatte immer einen Konter auf Lager. "Darian hat mir ab diesem Zeitpunkt immer nur den Abstand zu Carl durchgegeben", schilderte Stewart. Und: Er hatte vier neue Goodyear-Gummis drauf, Edwards nur deren zwei.

Tony Stewart, Carl Edwards

Verfolgungsjagd über 37 Runden: Tony Stewart gegen Carl Edwards Zoom

Selbst als der 40-Jährige auf einige Überrundete auflief, war er immer Herr des Geschehens und holte sich seinen fünften Sieg im zehnten Chase-Rennen! "Das war sicher eines meiner besten Rennen, wenn nicht sogar das Beste", urteilte Stewart. Mit dieser Selbsteinschätzung war der nunmehr dreifache NASCAR-Champion (2002, 2005 und 2011) nicht alleine.

"Das was du und Carl heute und im ganzen Chase gezeigt haben, war einfach unglaublich", lautete das Lob von NASCAR-Präsident Mike Helton, als er Stewart neben dem Pokal auch den Meisterscheck in Höhe von 6,5 Millionen US-Dollar überreichen konnte. Dies alles übrigens wieder im inzwischen erneut strömenden Regen von Südflorida, der einige Freudentränen - zum Beispiel nach einem Anruf von Stewart-Idol A.J. Foyt - kaschieren konnte. Selbst der Wettergott ließ es also zu, dass dieses denkwürdige Finale zwischen zwei Regenschauern ausgetragen werden konnte. Wahrscheinlich ist Petrus auch ein NASCAR-Fan...

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