• 29.03.2010 18:39

  • von Pete Fink

Power siegt in turbulentem St. Petersburg

Polesitter Will Power gewann nach Sao Paulo sein zweites IndyCar-Rennen in Folge vor Justin Wilson - Briscoe und Castroneves runden Penske-Erfolg ab

(Motorsport-Total.com) - Wenn der Polesitter auch das Rennen gewinnt, dann könnte man eigentlich der Meinung sein, dass in der Zwischenzeit nicht viel passiert wäre. Im Fall des Honda Grand Prix of St. Petersburg wäre diese Ansicht ein riesiger Irrtum, denn die 100 Runden unter einem recht sonnigen Florida-Himmel boten am Montag einmal mehr allerbeste IndyCar-Unterhaltung.

Titel-Bild zur News: Will Power

Will Power triumphierte in St. Pete erneut, musste aber hart für seinen Sieg kämpfen

Will Power siegte nach Sao Paulo auch in St. Petersburg und krönte damit ein für den Australier nahezu perfekt verlaufenes Wochenende. Zweiter wurde ein absolut clever agierender Justin Wilson (Dreyer and Reinbold), der am Ende das Penske-Duo Ryan Briscoe und Helio Castroneves klar auf Distanz halten konnte.#w1#

Doch für Sieger Power bedeuteten die zweieinhalb Rennstunden eine ganze Menge Arbeit, denn eine zu Beginn noch nasse Strecke, permanente Überholmanöver und Führungswechsel sowie einige haarige Zwischenfälle sorgten für ein andauernd turbulentes Renngeschehen, das natürlich auch einige prominente Pechvögel sah.

Raketenstart von Marco Andretti

Ein Gewitter verhinderte am Sonntag die Durchführung des zweiten IndyCar-Rennens der Saison. Auch am Montagmorgen war die Strecke noch nass, trocknete jedoch zusehends ab. Daher verzögerten die IRL-Offiziellen den Start noch einmal um knappe 30 Minuten, damit das Feld komplett auf Slicks losfahren konnte.

Marco Andretti

Marco Andretti - hier gegen Justin Wilson - trumpfte nur zu Beginn auf Zoom

Für Milka Duno war dies zuviel: Die sichtlich überforderte Venezolanerin drehte sich gleich auf den vier WarmUp-Runden und kam im Rennen glücklicherweise nur sieben Umläufe weit. Doch auch Mike Conway (Dreyer and Reinbold) und Dario Franchitti (Ganassi) standen noch in Runde eins entgegengesetzt zur Fahrtrichtung.

Auf der nach wie vor etwas feuchten Strecke schlug zu Beginn die Stunde von Marco Andretti, der von Startplatz sechs aus binnen weniger Runden an die Spitze fuhr. Allerdings war dies nur ein frühes Strohfeuer des Andretti-Piloten, der am Ende nach insgesamt vier Boxenstopps nur Zwölfter wurde.

Briscoe mit Strategiepoker

Wenig später konterte Scott Dixon (Ganassi) den Andretti-Angriff, auf Platz drei etablierte sich Helio Castroneves, während ein defensiver Polesitter Power zunächst auf Rang vier zurückfiel. Das Penske-Duo machte mit abtrocknender Strecke weiter Boden gut und lag bald hinter Dixon auf den Plätzen zwei und drei.

Ryan Briscoe

Ryan Briscoe ging bewusst früh zum Tanken und wurde mit Platz 3 belohnt Zoom

Weiter hinten im Feld ging deren Teamkollege Ryan Briscoe, der nur von Platz 19 aus ins Rennen startete, früh zum Tanken. "Wir hatten in der Qualifikation mit falschen Reifen die Qualität des Feldes komplett unterschätzt", gestand Briscoe nach dem Rennen. "Daher war unser Plan, von Anfang an das Gegenteil von dem zu machen, was die Spitze unternahm." Das sollte am Ende aufgehen.

Vorne hatte Dixon einen komfortablen Vorsprung von fünf Sekunden herausgefahren, als es in Runde 24 die zweite Gelbphase gab. Auslöser war Takuma Sato, dessen KV-Dallara in Kurve vier plötzlich in den Reifenstapeln steckte. Weil neben Briscoe noch sieben andere IndyCar-Piloten bei einem frühen Stopp gewesen waren, wurde die Reihung nun komplett umgekrempelt.

Gelbphase ändert Renngeschehen komplett

Am Wildesten trieb dieses Strategiespiel Vitor Meira, der in seinem Foyt-Dallara gleich in zwei solcher Situationen nicht an die Box abbog. Dadurch holte sich der Brasilianer zwar jeweils einige Führungsrunden ab, musste aber kurz nach den Restarts tanken und landete am Ende auf einem absolut bedeutungslosen Rang 15.

Scott Dixon

Scott Dixon mit seiner Sichtbehinderung: Ein Extra-Stopp war nötig Zoom

Nun entstand eine Rennsituation, in der die schnellsten Autos plötzlich im Mittelfeld feststeckten. Die Zeche dafür bezahlte Ex-Leader Dixon, als er beim Restart nach einem Überholmanöver gegen Mario Moraes (KV) seinen halben Frontflügel einbüsste. Eine kuriose Situation, denn diese Hälfte bog sich nach oben und behinderte den Neuseeländer in seiner Sicht. Doch Dixon schaffte es tatsächlich noch an die Box.

Der nächste Zwischenfall ereignete sich in Runde 46, als am Panther-Dallara von Dan Wheldon beim Anbremsen auf Turn 1 die rechte hintere Radaufhängung brach. Wheldon rauschte fast ungebremst in das mittlerweile überrundete Moraes-Auto hinein. Ein heftiger Abflug, bei dem beide Piloten glücklicherweise unverletzt blieben.

Franchitti und Viso im Pech

Natürlich gab es erneut Gelb und nachdem die Meute an der Tankstelle war, lag Will Power vor Justin Wilson und Ernesto Viso. Platz vier hatte Simona de Silvestro inne, die auch in ihrem zweiten IndyCar-Rennen aufzeigen sollte. Heimlich, still und leise hatte sich Danica Patrick (Andretti) auf Platz sechs nach vorne geschlichen, direkt hinter ihr lauerte Franchitti.

Dario Franchitti

Dario Franchitti ließ vor allem gegen Rennende ordentlich fliegen Zoom

Und der Schotte hatte erneut Pech. Während er sich beim Restart einen Plattfuß einfing und zum zweiten Mal außerplanmäßig an die Box musste, gab sich sein Teamkollege Dixon dahinter äußerst angriffig: Erst kassierte er Patrick, kurze Zeit später de Silvestro.

In Runde 64 steuerte Ernesto Viso auf Platz drei liegend die Box zu seinem zweiten und planmäßig letzten Stopp an. Just in dem Moment kollidierten im andauernd heiß umkämpften Mittelfeld Mike Conway und Rafael Matos (Luczo Dragon). Da nun das gesamte Feld ebenfalls zum Service fahren würde, bedeutete dies eine ideale Ausgangsposition für den Venezolaner.

Drei Vorfälle fast simultan

Lediglich Foyt-Pilot Meira führte seinen zweiten sinnlosen Strategie-Stint vor, war aber kurz nach dem Restart endgültig aus der Entscheidung. Dann wurde es erst so richtig turbulent: Viso lag in Front vor Power, Wilson, Briscoe, Dixon und Castroneves, als er in Runde 73 mit einem Getriebeschaden plötzlich langsamer wurde. Das Aus für Pechvogel Viso.

Simona de Silvestro

Pech für Simona de Silvestro: Rundenrückstand nur wegen einer Kollision Zoom

Gleichzeitig kappelten sich de Silvestro und Graham Rahal (Sarah Fisher Racing) - übrigens nicht zum ersten Mal - in Turn 1. Rahal übertrieb es ein wenig, drehte die Schweizerin um und fuhr ihr zu allem Überfluss noch über den Frontflügel. Das alles geschah im Kampf um Platz acht. De Silvestro würgte ihr Auto ab und landete am Ende mit einer Runde Rückstand auf Platz 16.


Fotos: IndyCars in St. Petersburg


Fast parallel touchierte Dixon in der Verfolgergruppe erst die Innenseite von Turn 9 und wurde folgerrichtig außen in die Mauer von Turn 10 geschleudert. Das endgültige Aus für den Ganassi-Piloten, der jedoch sofort eingestand, dass er in St. Petersburg "gleich zwei blöde Fehler" gemacht hatte.

Damit war das Finale vorbereitet: Power lag an der Spitze, dahinter befand sich Wilson im Penske-Sandwich. In dieser Gelbphase wechselte Alex Tagliani (FAZZT) keine Reifen und kam als Fünfter auf die Strecke zurück. Danica Patrick auf den schnell abbauenden Reds lag auf Platz sechs vor Matos, Rahal, Kanaan und Franchitti.

Jede Menge IndyCar-Power

Power hielt sich in den letzten 20 Runden erfolgreich Wilson vom Hals und gewann in St. Petersburg letztlich souverän. Briscoe und Castroneves holten die Plätze drei und vier vor einem am Ende entfesselt fahrenden Dario Franchitti, der in zehn Runden noch fünf Positionen gutmachen konnte.

Will Power

Zweites Rennen, zweiter Sieg: Will Power hat allen Grund zum Jubeln Zoom

"Ich habe es in der ersten Runde verbockt", erklärte der Schotte. "Dann hatte ich noch einen Plattfuß. Daher nehme ich den fünften Platz gerne mit." Danica Patrick landete am Ende hinter Tagliani (6.) auf einem von ihr so ungeliebten Straßenkurs auf Rang sieben. "Ich war zu Beginn viel zu konservativ", erklärte Patrick nach einem cleveren Rennen. Immerhin war sie in St. Pete nicht nur beste Pilotin, sondern auch bester US-amerikanischer Teilnehmer.

Für Will Power war die Tampa Bay natürlich "ein perfektes Wochenende", das dem Australier nun einen satten Vorsprung von 44 Punkten einbrachte. Das bemerkte auch Helio Castroneves: "Vorne ist eigentlich alles ganz eng beieinander", sagte der Brasilianer und fügte mit Blick auf die IndyCar-Meisterschaft an: "Es gibt nur eine Menge Power da vorne. Wir müssen aufpassen, dass das nicht zuviel Power wird."

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