• 11.05.2008 05:19

  • von Pete Fink

Die Kyle-Busch-Show von Darlington

Kyle Busch bestimmte in Darlington das Geschehen deutlich, und ließ weder Carl Edwards, noch Jeff Gordon und Dale Earnhardt Jr. eine Siegchance

(Motorsport-Total.com) - Ein nagelneuer Asphalt, keine Unebenheiten mehr auf der Strecke und deswegen superschnell - so präsentierte sich der Darlington Raceway beim Dodge Challenger 500, das in der Nacht von Samstag auf Sonntag in eine wahre Materialschlacht für Mensch und Maschine ausarten sollte.

Titel-Bild zur News: Kyle Busch

Kyle Busch dominierte das Darlington-Rennen fast nach Belieben

Kyle Busch bestritt das Rennen mit Sicherheit nicht in schonender Art und Weise. Der Joe-Gibbs-Pilot zeigte sich jedoch auch von einem zwischenzeitlichen Rückschlag wegen eines Problems mit den Radmuttern unbeeindruckt, und holte sich nach Atlanta und Talladega seinen dritten Sprint-Cup-Saisonsieg vor Carl Edwards (Roush-Ford) und Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet).#w1#

Edwards klebte beim gestrigen Nationwide-Rennen von Darlington schon in Runde eins in der Mauer, und in der Sprint-Cup-Ausgabe einen Tag später dauerte gerade einmal einen Umlauf länger, bis erneut einer der Big Names die Safer-Barrier von South Carolina testete: Ausgerechnet der Nationwide-Sieger von gestern, Tony Stewart, wurde von Elliott Sadler in die Wand geschoben, und Stewart bedankte sich bei Evernham-Piloten dafür prompt mit einem nach oben zeigenden Daumen.

Die Ideallinie auf dem 1,366 Meilen langen Oval von Darlington führte auch nach der Neu-Asphaltierung eng an der oberen Streckenbegrenzung entlang, was die Sprint-Cup-Piloten reichlich in Anspruch nahmen. So gab es nach zwölf der 367 Runden bereits sieben Fahrzeuge, die die berühmten Darlington-Stripes an die Mauer gemalt hatten.

Kyle Busch gegen Greg Biffle

Elliott Sadler Tony Stewart

Elliott Sadler und Tony Stewart gerieten schon in Runde zwei aneinander Zoom

Weitere fünf Umläufe später hatte sich Kyle Busch auf Position zwei nach vorne geschoben, und lag nun direkt im Heck seines Richmond-Konkurrentens Dale Earnhardt Jr. Doch eine Wiederholung der Ereignisse aus Virginia blieb aus, denn Earnhardt zeigte beim folgenden Überholmanöver keinerlei Gegenwehr - dazu war es noch viel zu früh im Rennen.

Etwas über 28 Sekunden benötigten die Piloten für eine Runde, und wie aggressiv überlegen der Toyota Camry von Kyle Busch in der Folge zu Werke ging, verdeutlicht die Tatsache, dass er drei Zehntelsekunden schneller war als Polesetter Greg Biffle, der sich wieder auf Platz zwei nach vorne geschoben hatte.

Doch auch der Joe-Gibbs-Pilot übertrieb es kurze Zeit später, als er bei der anstehenden Überrundung von Juan Pablo Montoya feststeckte. Etwas entnervt verlor Busch kurzzeitig die Contenance und schrammte - wie zuvor auch der Kolumbianer - die Mauer entlang, was der alte Darlington-Fuchs Biffle ausnutzte, und seinen Roush-Ford wieder an die Spitze manövrierte.

Darlington-Stripes gab es auch weiterhin reichlich, aber keine Gelbphasen, weswegen nach 71 Runden ein kompletter Durchlauf von Servicestopps unter Grüner Flagge beendet war. Die neue Reihenfolge lautete: Kyle Busch vor Greg Biffle, dahinter bereits mit einem Respektabstand von fast zehn Sekunden Dale Earnhardt Jr.

Kyle Busch fällt zurück

Kyle Busch Dale Earnhardt Jr.

Kyle Busch gegen Dale Earnhardt Jr. - ein nur allzu bekanntes Duell Zoom

Um die 60 Runden betrug das Benzinfenster beim Dodge Challenger 500, und auch eine Spritperiode später beharkten sich die beiden Dominatoren der Anfangsphase mitunter heftig. Kyle Busch boxte sich in gewohnt aggressiver Manier an die Spitze, während Biffle - in der NASCAR-Garage als extrem umsichtiger Pilot bekannt - nicht ganz freiwillig zurücksteckte.

Interessanterweise lamentierte der Führende heftig über seine "jämmerlichen Bremsen", was ihn jedoch nicht daran hinderte, eine schnelle Runde nach der anderen in den frischen Asphalt von Darlington zu brennen. Auch eine Debris-Gelbphase brachte ein neues Element ins Spiel, denn in der Box übernahm nun Earnhardt Jr. die Führung vor Biffle und Jeff Gordon. "Junior" ließ sich nur zwei frische Goodyear-Reifen aufziehen, was auf dem neuen Belag problemlos zu funktionieren schien.

Kyle Busch hingegen fand sich urplötzlich nur noch auf Position 24 wieder. Bei seinem Boxenstopp machten sich einige Radmuttern selbstständig, und der bisherige Dominator wurde beim Restart an das Ende der längsten Schlange strafversetzt.

Vorne machte Biffle nun kurzen Prozess mit "Junior", an dem noch vor Rennhalbzeit auch Martin Truex Jr. (DEI-Chevrolet) vorbei zog, der sich langsam, aber sicher von Startplatz 22 aus nach vorne geschoben hatte. Ebenfalls eine starke Vorstellung bot Travis Kvapil (Yates-Ford), der sich hinter den Hendrick-Zwillingen Jeff Gordon und Jimmie Johnson auf Position sechs einnisten konnte.

Biffle in Problemen - Kyle Busch übernimmt

Greg Biffle

Greg Biffle war der große Pechvogel des Darlington-Abends Zoom

Fernab der Spitze gab es in Darlington auch ein Rennen im Rennen um den so wichtigen Platz 35 der Ownerwertung: Dave Blaney (Bill-Davis-Toyota) präsentierte sich stark in den Top 10, während Sam Hornish Jr. seinen Penske-Dodge nach einem frühen Mauerkontakt lädierte hatte, und nun viele Runden Rückstand aufwies. In einer virtuellen Tabelle hatte Blaney über 100 Punkte auf Hornish Jr. gut gemacht - und lag nun seinerseits auf Platz 35.

Doch die größte Gefahr für Biffle lauerte wohl in Person von Kyle Busch, der nach 180 Runden bereits wieder in den Top 10 auftauchte - oder in der Zuverlässigkeit seines Roush-Fords. Denn Biffle begann plötzlich Vibrationen an die Box zu melden, was sich jedoch zunächst durch vier neue Reifen kurieren lies.

Doch kurze Zeit später musste der bis dato führende Ford Fusion in die Garage geschoben werden. Nicht zum ersten Mal in der aktuellen Sprint-Cup-Saison hatten sich die Räder am Biffle-Ford lose vibriert, ein Phänomen, über das sich im weiteren Rennverlauf übrigens alle fünf Roush-Piloten beschwerten.

Damit gab es 115 Runden vor Schluss ein völlig neues Bild an der Spitze, und das wurde nun kurzzeitig von der versammelten Hendrick-Armada bestimmt. Jeff Gordon, Dale Earnhardt Jr. und Jimmie Johnson hatten jedoch Kyle Busch im Nacken sitzen, der nun in gewohnt aggressiver Manier über das komplette NASCAR-Dream-Team herfiel.

Ownerwertung: Blaney zieht an Hornish vorbei

Dave Blaney

Bill-Davis-Pilot Dave Blaney ist beim Coca-Cola 600 sicher qualifiziert Zoom

In seinem Schlepptau befand sich einer, von dem man im bisherigen Rennverlauf nichts gesehen hatte, der im anstehenden Finale jedoch plötzlich seine Karten auf den Tisch legte: Carl Edwards stürmte nun auf Platz zwei nach vorne, Gordon, Earnhardt und ein nach wie vor extrem gut aufgelegter Dave Blaney bildeten 60 Runden vor dem Ende die Top 5.

Keine Gelbphase bedeutete zementierte Positionen, und da auch das Benzinfenster gerade ausreichend war, blieben die ersten vier Plätze bis zum Ende unverändert. Kyle Busch dominierte Darlington fast nach Belieben, und gewann vor Carl Edwards, Jeff Gordon und Dale Earnhardt Jr. Rang fünf ging an David Ragan vor Matt Kenseth (beide Roush-Ford), Siebter wurde Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) vor Travis Kvapil (Yates-Ford), Dave Blaney und Jeff Burton (Childress-Chevrolet).

In der Sprint-Cup-Gesamtwertung gab es auf den ersten drei Positionen keine Veränderungen: Kyle Busch führt vor Jeff Burton und Dale Earnhardt Jr. Jeff Gordon und David Ragan stießen in die Top 12 hinein, aus denen im Gegenzug die beiden Dodge-Piloten Ryan Newman (Penske) und Kasey Kahne (Evernham) herausfielen.

Im Kampf um Platz 35 der Ownerwertung hingegen gab es eine wichtige Veränderung, denn Dave Blaney überholte mit seinem neunten Platz von Darlington Penske-Pilot Sam Hornish Jr. Der Bill-Davis-Toyota hat nun 824 Ownerpunkte aus seinem Konto, und steht damit beim Coca-Cola 600 in Charlotte sicher im Feld, während Hornish (36.; 806 Punkte) wieder in die Qualifikation muss.