• 04.05.2008 05:55

  • von David Pergler

Clint Bowyer siegt in Richmond

Clint Bowyer war in Richmond der lachende Vierte, nachdem Denny Hamlin zurückfiel und Kyle Busch und Dale Earnhardt Jr. sich gegenseitig eliminierten

(Motorsport-Total.com) - Clint Bowyer hat es geschafft und hat nach einem relativ eintönigen Rennen beim spektakulären Finale beim Crown Royal 400 in Richmond seinen ersten Saisonsieg im Sprint-Cup eingefahren. Dabei profitierte er von dem unglaublichen Pech von Homtown-Hero Denny Hamlin, der in "Schumi"-Manier das Rennen bis wenige Runden vor dem Ziel beherrschte, wie selten ein Fahrer zuvor, sowie von einer Kollision zwischen Hamlins "Erben", Dale Earnhardt Jr. und Kyle Busch.

Titel-Bild zur News: Clint Bowyer

Clint Bowyer holte nach einer großen Aufholjagd in Richmond den Sieg

Das Crown Royal 400 konnte unter klaren Wetterbedingungen etwas verzögert problemlos gestartet werden und Hamlin, der zuvor noch im Nationwide-Rennen gewonnen hatte und durch seine Pole-Position beim Rennen in seiner Heimat geradezu beflügelt schien, machte sich sogleich daran, die ersten von vielen Führungsrunden zu sammeln.#w1#

Wie es auf kurzen Strecken üblich ist, standen bald die ersten Überrundungen an, der erste, der sich aus der Lead-Lap verabschiedete, war Robby Gordon. Die ersten 50 Runden passierte verhältnismäßig wenig, um nicht zu sagen gar nichts. Lediglich Michael Waltrip touchierte die Wand, blieb aber im Feld und konnte ohne Reparaturstopp weiterfahren.

Hamlin dominiert...

Denny Hamlin

Denny Hamlin konnte sage und schreibe 381 Runden lang niemand gefährden Zoom

Der spätere Rennsieger Clint Bowyer war der Senkrechtstarter der ersten Runden, er überholte innerhalb weniger Umläufe mehr als 15 Autos und das war noch nicht das Ende seiner Bemühungen. Juan Pablo Montoya fiel nach und nach zurück, dafür schob sich Dale Earnhardt Jr. in die Top 10. Nach 65 Runden setzte Johnny Sauter seinen Chevrolet nach einem Reifenplatzer in die Wand und initiierte damit die erste Caution des Tages, von der Brian Vickers als "Lucky Dog" profitierte.

Das ganze Feld bog geschlossen in die Boxengasse ab, so dass sich an den Verhältnissen nichts großartig verändern sollte. Nach wie vor führte Hamlin, während sich "Junior" wie ein Bagger voranarbeitete und innerhalb der ersten Zehn Rang um Rang gutmachte. Sein Teamkollege Gordon konnte selbiges nicht von sich behaupten, bereits im 40. Umlauf hatte ihm die Führung eine Runde aufgebrummt.

Martin Truex Jr. klagte über Bremsprobleme und nach dem Hochgeschwindigkeitsrennen in Talladega, wo man so gut wie keine Bremsen braucht, hat er sich dafür genau die falsche Strecke ausgesucht, so dass es für Earnhardt Jr. kein Problem darstellen sollte, durchzuschlüpfen. Damit lag der Hendrick-Pilot auf Platz fünf. Gebannt verfolgten die amerikanischen Fans die Fahrt ihres Lieblings, denn die Spitze bot bis dahin kaum Abwechslung.

...und dominiert...

Diese gab es zwar in Runde 128, aber nur kurz, als das Feld zum zweiten Boxenstopp zu den Mechanikern abtauchte und damit David Reutimann in Front erschien. Doch nach dessen Boxenstopp war die alte Reihenfolge wieder hergestellt: Hamlin vor Mark Martin und Kevin Harvick. Montoya, der zuletzt in Talladega Zweiter geworden war und noch im Qualifying geglänzt hat, war nach einem Dreher bis auf Rang 30 zurückgefallen.

Der Nationwide-Sieger drehte noch weiter auf: Halbzeit und der Gibbs-Pilot hatte noch immer die Führung inne und strich damit noch die fünf Bonuszähler für die meisten Führungsrunden ein. Zusätzlich hatte Hamlin noch ein beruhigendes Polster von fünf Sekunden Vorsprung auf seinen Verfolger Martin, der ebenfalls seit Start durchgehend Rang zwei bekleidete. Gut für Hamlin und seine vielen Fans vor Ort, schlecht für die Spannung.

Ein Dreher von Allmendinger leitete die nächste Caution und die nächste Boxenstopp-Phase ein. Zumindest heimste der Red-Bull-Pilot durch ein längeres Draußenbleiben 5 Punkte für eine Führungsrunde als Trostpreis ein. Das Feld bewegte sich, wie an einer Perlenkette gezogen zu den Mechanikern. Unterdessen meldete sich der zwischenzeitlich überrundete Gordon wieder auf Platz zwölf zurück und spielte dem Hendrick-Team bessere Karten in die Hände, zuvor war nämlich sogar Jimmie Johnson um eine Runde abgefallen.

...und dominiert...

Jimmie Johnson , Juan Pablo Montoya

The Big One - für einige Piloten war das Rennen schon bald beendet Zoom

Kurz darauf wurde das Feld etwas durcheinander gewürfelt: J.J. Yeley touchierte die Wand und löste einen klassischen Big One aus. Opfer dieser Massenkollision waren unter anderem der amtierende Meister Johnson, Ex-Champion Matt Kenseth, der im Rennen ohnehin nicht vom Glück verfolgte Montoya und Tabellenleader Jeff Burton. Der Kolumbianer musste wenig später aufgeben.

Aufgrund der weit verstreuten Wrackteile entschloss sich die Rennleitung, die rote Flagge zu zücken, um die Strecke gründlich saubermachen zu können. Nach dem Neustart setzte Hendrick-Pilot Gordon seine Aufholjagd fort und schob sich auf Platz fünf vor, während Hamlin nach wie vor in Führung lag.

Etwa zwei Drittel des Rennens waren absolviert und Michael McDowell sowie A.J. Allmendinger gerieten sich in die Quere und landeten beide in der Streckenbegrenzung. Wieder einmal bog das Führungsfeld in die Boxen ab. Die Top 10 blieb konstant, hinter Hamlin machten die beiden Hometown-Hero-Jäger Busch und "Junior" Druck. Unweit davon lauerten Tony Stewart und Gordon.

...und verliert doch alles

Hamlins Aufgabe wurde durch Nachzügler, die nicht überrundet werden wollten, etwas erschwert und erlaubte seinen Verfolgern weiter aufzuschließen, noch immer hatte er aber seit dem Start so gut wie durchgehend die Führung inne. Doch Busch und Earnhardt Jr. hatten weniger Augen für den Führenden, als für einander, beide beharkten sich eng um Platz zwei und ihr Krieg sollte noch Folgen haben. Jamie McMurray traf die Wand und war damit endgültig aus dem Rennen.

Dann begann das große Drama für den bis dahin überlegen führenden Hamlin: Über Funk klagte der große Dominator des Wochenendes über einen schleichenden Plattfuß. Im Nu war "Junior" am Heck des Nationwide-Siegers und vorbei. Was nach einer traumhaften Nacht von Start-Ziel-Sieg und einem Sprint-Cup-Nationwide-Doppelschlag aussah, entpuppte sich als ein Alptraum.

Dale Earnhardt Jun.

Dale Earnhardt Jr. schlittert von Kyle Busch angeschubst ins Verderben Zoom

Der Toyota, der so ungefährdet das Rennen beherrschte, fiel nach 381 (!) Führungsrunden zum Entsetzen der Fans des Lokalmatadoren immer weiter zurück. Nun hatte "Junior" das Zepter inne und nach der durch Hamlins Plattfuß ausgelösten Caution lagen nur noch wenige Umläufe zwischen ihm und dem Ende seiner großen Durststrecke.

Hinter Earnhardt lauerte Busch, auch der Gibbs-Pilot wollte unbedingt den Gibbs-Piloten beerben. Parallel fegten sie um den engen Kurs. Die Fans waren nach dem bis dahin recht langweiligen Rennen von den Sitzen gesprungen. Sollte dies endlich der große Tag des Hendrick-Piloten werden? Die Begeisterung über die Führung von "Junior" war überall zu spüren.

Crash der Superstars

Dann passierte es: Heissporn Busch legte zu viel Eifer an den Tag und schickte seinen Kontrahenten in einen Dreher. Earnhardt kreiselte in die Wand und in den USA dürften viele Fäuste gegen den Tisch gedonnert sein. Denn der Hendrick-Pilot schleppte seinen waidwunden Chevy Richtung Box, Nutznießer des ganzen Getümmels war nun Bowyer, der unauffällig auf Platz drei nach vorne gefahren war und nun auf eins lag.

Clint Bowyer

Im Ziel drehte der Gewinner Clint Bowyer die traditionellen Siegerdonuts Zoom

Kyle Busch hatte durch sein ungestümes Manöver den ersten Platz verloren, konnte sich aber noch vor dem drittplatzierten Mark Martin behaupten. So siegte der Chevrolet mit der Startnummer 07 am furiosen Ende eines ansonsten recht eintönigen Rennens. Tony Stewart erreichte immerhin Platz vier, während Champion Johnson mit 10 Runden Rückstand sich auf Position 30 ins Ziel schleppte. Für den abgekämpften Earnhardt Jr. reichte es immerhin noch zu Rang 16.

"Wir haben aus dem Unglück anderer unser Glück gewonnen, aber unser Chevrolet war den ganzen Tag schnell. Es ging ganz schön wild zu", jubelte ein glücklicher Bowyer im Ziel, der zwar vom Pech der anderen profitiert hat, aber den Sieg durch seine entschlossene Fahrt von Startplatz 31 voll verdiente.