Zwei- vs. Vierzylinder: Ist die Ducati anstrengender zu fahren?

Aggressive Gasannahme und kräftezehrender Charakter: Strengt das Fahren der Ducati Panigale im Vergleich zur Vierzylinder-Konkurrenz mehr an?

(Motorsport-Total.com) - Seit dem Beginn der Serie treffen in der Superbike-WM hoch drehende Vierzylindermaschinen auf drehmomentstarke Zweizylinder. Aktuell müssen sich die 1.000er-Vierzylinder mit den 1.200er-Zweizylindern messen. Nach dem Aus bei EBR ist Ducati der einzige Hersteller, der auf das V2-Konzept setzt. Damit dürfte ab 2019 aber Schluss sein, denn das neue V4-Superbike steht bereits in den Startlöchern. Da die Vierzylinder seit einigen Jahren in der Überzahl sind, genießen die Ducatis Exotenstatus. Der Charakter der über 220 PS starken Panigale unterscheidet sich deutlich von der Konkurrenz. Wir sprachen mit zwei Fahrern, die sowohl Zwei- als auch Vierzylindermaschinen fuhren und gingen der Frage auf den Grund, ob die V2-Bikes anstrengender zu fahren sind.

Titel-Bild zur News: Marco Melandri

Der V2-Motor der Ducati entfaltet seine Kraft nicht so linear wie die Vierzylinder Zoom

Davide Giugliano fuhr bereits vier verschiedene Superbikes in der WSBK. Beim Gaststart 2011 und seinem Debüt in der Saison 2012 saß der Italiener auf einer Ducati 1198R. 2013 fuhr er eine Aprilia RSV4. Von 2014 bis 2016 ging Giugliano für das Ducati-Werksteam an den Start und pilotierte die Ducati Panigale. Zuletzt startete der Italiener mit der Honda Fireblade. Vom drehmomentstarken V2 bis zum Screamer-Reihenvierzylinder hat er somit bereits alles gefahren.

"Die Motorräder unterscheiden sich deutlich. Die Ducati hat durch den V2 eine andere Drehmomentkurve. Es ist schwierig, die Maschinen zu vergleichen. Ich habe sehr viel Erfahrung mit der Charakteristik der Ducati. Mit der Honda muss ich noch weitere Erfahrungen sammeln", erklärt Giugliano im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Nach einigen Überlegungen kommt er zu der Erkenntnis: "Ich würde sagen, die Honda ist einfacher zu fahren durch den Vierzylindermotor."

Giuglanos Platz bei Ducati wurde in diesem Jahr von Landsmann Marco Melandri übernommen. Der routinierte Italiener sammelte in seiner WSBK-Karriere ebenfalls zahlreiche Erfahrungen. Von der Yamaha R1 über die BMW S1000RR zur Aprilia RSV4 bis zur Ducati Panigale konnte er die unterschiedlichen Konzepte sehr gut miteinander vergleichen.

Davide Giugliano

Davide Giugliano fuhr 2012, 2014, 2015 und 2016 für Ducati Zoom

Ist die Panigale durch den großen V2-Motor ruppiger und anstrengender zu fahren? "Ich denke, wenn die Abstimmung stimmt, dann lässt sich die Panigale genau so einfach fahren wie andere Motorräder", erklärt Melandri. "Das Motorrad kann anstrengend zu fahren sein, wenn die Abstimmung nicht gut ist und die Maschine unruhig wird. Mit einem nicht perfekten Set-up wird das Motorrad sehr unruhig, selbst auf den Geraden. Dann ist es wirklich schwierig. Doch dieses Problem gibt es mit vielen Motorrädern."