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SS4-6: Loeb bewahrt kühlen Kopf

Sebastien Loeb liegt nach dem ersten Tag der Rallye Spanien in Führung - Jari-Matti Latvala und Sebastien Ogier verlieren viel Zeit - Nachtprüfung erntet Kritik

(Motorsport-Total.com) - Am Nachmittag der ersten Etappe zur Rallye Spanien hatte sich der Staub weitestgehend und die Verfolger von Spitzenreiter Sebastien Loeb konnten zunächst voll angreifen. Ford-Pilot Jari-Matti Latvala machte von den besseren Bedingungen als am Vormittag direkt auf der ersten Prüfung des Nachmittags Gebrauch und eroberte die Führung, welche er auf der letzten Prüfung des Tages (SS6) nach einem Reifenschaden bei Dunkelheit allerdings wieder abgeben musste.

Nach sechs von 18 Wertungsprüfungen zum vorletzten WRC-Lauf der Saison liegt Loeb 30,6 Sekunden vor Latvala. "Das war ein harter Tag", zeigte sich der Rekordweltmeister erschöpft. "Am Vormittag hatten meine Verfolger mit dem Staub zu kämpfen. Am Nachmittag war es aber kein Vorteil mehr, als Erster auf die Strecke gehen zu müssen."

Titel-Bild zur News: Sebastien Loeb

Sebastien Loeb liegt nach der ersten Etappe in Spanien in Führung


Fotos: WRC: Rallye Spanien


Mikko Hirvonen im zweiten Ford Fiesta RS WRC des Werksteams ist mit einer knappen Minute Rückstand auf Loeb Dritter, nachdem sich Sebastien Ogier im zweiten Werks-Citroen auf SS5 einen Reifenschaden einfing und auf den vierten Rang zurückfiel.

Die MINI-Piloten Dani Sordo und Kris Meeke belegen nach dem ersten Tag die Plätze fünf und sechs vor dem Stobart-Ford-Duo Mads Östberg und Henning Solberg. Jewgeni Nowikow liegt bei seiner ersten Rallye am Steuer eines Citroen DS3 WRC weiterhin auf Rang neun. Matthew Wilson im dritten Stobart-Ford komplettiert die Top 10.

SS4: Latvala übernimmt die Führung

Auf der zweiten Überfahrt der 26 Kilometer langen "Pesells"-Prüfung (SS4) büßte "Straßenfeger" Loeb zunächst mehr als 13 Sekunden auf seinen direkten Verfolger Latvala ein und verlor folgerichtig seine Führung an den Finnen in Diensten des Ford-Werksteams.

Latvala absolvierte die Prüfung knapp vier Sekunden schneller als Ogier und sicherte sich seine erste Bestzeit der Rallye. Neben Ogier schob sich auch Hirvonen noch zwischen Latvala und Loeb, für den es nur zur viertbesten Zeit reichte. "Der Grip ist nicht konstant. Das macht das Fahren sehr schwierig", klagte Loeb. MINI-Pilot Sordo reihte sich hinter dem Franzose auf Rang fünf ein und klang wesentlich zufriedener. "Die Prüfung hat mir gut gefallen und ich bin glücklich mit dem Handling des Fahrzeugs", so der Spanier.

SS5: Reifenschaden wirft Ogier zurück

Wie schon am Vormittag bildete "Terra Alta" (SS5) mit knapp 36 Kilometern auch am Nachmittag die längste der drei Prüfungen. Die fünfte Prüfung war neben SS2 - der ersten Überfahrt von "Terra Alta" - die einzige Prüfung der ersten Etappe, welche teilweise über Asphalt führte.

Ogier, der sich nach SS4 bis auf 2,5 Sekunden an Teamkollege Loeb heran gearbeitete hatte, verlor aufgrund eines Reifenschadens neun Kilometer nach dem Start von SS5 und anschließendem Radwechsel rund eineinhalb Minuten und fiel im Klassement auf den fünften Rang noch hinter Hirvonen und Sordo zurück.

Die Bestzeit auf SS5 holte sich erneut Latvala, der die Prüfung mit dem wechselhaften Belag acht Sekunden schneller als Loeb absolvierte. "Ich habe es auf den Asphaltstücken so ruhig wie möglich angehen lassen und die Reifen so gut es ging geschont", verriet der Finne sein Erfolgsgeheimnis. Teamkollege und Landsmann Hirvonen gelang dies nicht. Im Gegenteil: "Meine Reifen haben auf Asphalt überhitzt, da ich sie zu hart rangenommen habe." Auf den punktgleich nach Spanien angereisten Loeb verlor Hirvonen so weitere elf Sekunden, rückte jedoch dank des Pechs von Ogier nach fünf Prüfungen auf Rang drei nach vorn.

SS6: Latvala schmeißt bei Dunkelheit die Führung weg

Die abschließenden 18,5 Kilometer der ersten Etappe, die "Les Garrigues"-Prüfung, führte die Piloten schließlich durch die Dunkelheit, wovon sich die wenigsten der WRC-Asse begeistert zeigten. "Es ist unglaublich schwer, bei Staub und Dunkelheit zu fahren", klagte Latvala, der nach einem Reifenschaden mehr als 30 Sekunden und damit seine Führung einbüßte. "Ich habe einige der auf der Straße liegenden Steine getroffen und einen Plattfuß erlitten. Dabei habe ich viel Zeit verloren." Der Finne schloss SS6 unterm Strich mit 46 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Loeb als Fünfter ab.

Ogier verlor als Zweiter zwar nur zehn Sekunden auf seinen Citroen-Teamkollegen, fand es nach seinem Reifenschaden auf der vorangegangenen Prüfung aber "schwierig, die Motivation aufrechtzuerhalten". Immerhin konnte sich der Franzose im Klassement wieder an Sordo vorbei auf Rang vier nach vorn arbeiten. Für Hirvonen waren "auch der auf vier Minuten vergrößerte zeitliche Abstand zwischen den einzelnen Fahrzeugen nicht genug", wie er angesichts der Sichtprobleme durch Dunkelheit und Staub nach der drittschnellsten Zeit und weiterem Zeitverlust auf Loeb zu Protokoll gab.

Stobart-Pilot Ostberg brachte die Sorgen der Probleme der Piloten auf der letzten Prüfung des ersten Tages wohl am besten auf den Punkt. "Es ist einfach schrecklich. Du kannst die Straße nicht sehen. Ich bin überall angeschlagen, obwohl ich es vernünftig angehen lassen wollte. Wenn du allerdings blöd genug bist, bei dieser Prüfung anzutreten, fällt es schwer, Vorsicht walten zu lassen." Auch MINI-Pilot Meeke sparte nicht mit Kritik und verwies darauf, die Organisatoren bereits während der gesamten Woche darauf hingewiesen zu haben, die Nachtprüfung nicht auszutragen. "Wir haben mehrfach anklingen lassen, bei diesen schwierigen Bedingungen nicht bei Dunkelheit zu fahren, aber es war nichts zu machen", so der Brite.

Solberg und Block wollen am Samstag wieder starten

Wenn die WRC-Piloten am Samstagmorgen die zweite Etappe in Angriff nehmen, werden aller Voraussicht nach auch die beiden Privatiers Petter Solberg (Citroen) und Ken Block (Ford) wieder mit von der Partie sein. Beide waren bereits auf der ersten Prüfung des Tages mit demselben Stein kollidiert und mussten die erste Etappe mit beschädigten Fahrzeugen aufgeben. "Der Staub hat die Sicht schwierig gemacht", berichtete Solbergs Co-Pilot Chris Patterson. "Wir haben eine Linkskurve etwas zu stark geschnitten und haben auf der Innenseite einen Betonblock, den wir nicht sehen konnten, mitgenommen. Daraufhin ist die Felge gebrochen."

Den nachfolgenden Ford-Piloten Block konnte das Duo Solberg/Patterson nicht mehr warnen. "Es war an dieser Stelle sehr eng und gefährlich, was Handzeichen für die nachfolgenden Fahrzeuge leider unmöglich gemacht hat", bedauert Patterson. "Wir haben daraufhin ein paar kleinere Steine vor den großen Stein gelegt und damit wohl zumindest ein paar Fahrer warnen können." Für den US-Amerikaner kam diese Maßnahme indes zu spät. Block zog sich bei der Kollision eine beschädigte Lenkung am Fiesta RS WRC zu und plant genau wie Solberg, die Rallye am Samstag unter SupeRallye-Regularien wieder aufzunehmen. Anders als die erste Etappe führen Nummer zwei und drei ausschließlich über Asphalt.

Der als S-WRC-Spitzenreiter in den Nachmittag gegangene Ford-Pilot Nasser Al-Attiyah konnte seine Führung auch auf der jeweils zweiten Überfahrt der drei Prüfungen verteidigen. Juho Hänninen legte nach dem frühen Ausfall von Titelkonkurrent Ott Tänak eine ruhigere Gangart an den Tag, belegt jedoch weiterhin Rang zwei im S-WRC-Klassement vor Craig Breen und Martin Prokop, dem verbliebenen Piloten im Kampf um den S-WRC-Titel.

Gesamtwertung nach 6 von 18 Sonderprüfungen (Top 10):

01. Sebastien Loeb (Citroen) 1:44.06,3 Stunden
02. Jari-Matti Latvala (Ford) +30,6 Sekunden
03. Mikko Hirvonen (Ford) +54,2
04. Sebastien Ogier (Citroen) +1.45,3 Minuten
05. Dani Sordo (MINI) +2.02,7
06. Kris Meeke (MINI) +2.52,8
07. Mads Östberg (Ford) +3.03,1
08. Henning Solberg (Ford) +3.11,6
09. Jewgeni Nowikow (Citroen) +4.24,8
10. Matthew Wilson (Ford) +5.16,8