• 03.08.2015 12:20

  • von Connor de Phillippi

Die Porsche Carrera Cup Kolumne: Connor de Phillippi

Hier schreibt immer ein anderer Fahrer vom Wochenende im Porsche Carrera Cup Deutschland: Warum sich Connor de Phillippi in Spielberg wie auf einer Eisbahn fühlte

(Motorsport-Total.com) - Hallo Leute,
ich hatte an diesem Wochenende das verrückteste Rennen meines Lebens. Wir waren mit dem Porsche Carrera Cup Deutschland in Spielberg/Österreich und als ich am Sonntagmorgen aus meinem Hotelzimmer schaute, wusste ich schon: Das kann schwierig werden. Es regnete in Strömen. Eigentlich mag ich Regen im Rennen ganz gern, aber da ich im Qualifying mit Platz elf keine Top-Platzierung erzielen konnte, hatte ich bereits wilde Positionskämpfe im Mittelfeld vor Augen.

Titel-Bild zur News: Connor de Phillippi

Connor de Phillippi veranschaulicht in seiner Kolumne die Tücken eines Regenrennens Zoom

Als ich an die Strecke kam, regnete es nicht mehr. Der Asphalt im Fahrerlager war allerdings sehr nass und ich überlegte mit meinem Team, wie es wohl um 9:10 Uhr zum Rennstart sein würde. Was waren die besten Reifen für diese Witterung? Die profillosen Slicks oder die Regenreifen, die auch bei nasser Fahrbahn guten Halt auf der Strecke bieten? Wenn es langsam abtrocknen würde, käme es bei den Regenreifen zu einer Überhitzung. Bei erneutem Regen käme man mit Slicks ganz schön ins Rutschen. Jede Wetter-App sagte etwas anderes voraus. Na super!

Im Carrera Cup sind alle Fahrzeuge mit Einheitsreifen von Michelin unterwegs, insofern herrscht bei uns bei den Reifen immer Chancengleichheit. Aber Regen- oder Trockenreifen lautete die Frage aller Fragen. Die Berge rund um den 4,326 Kilometer langen Kurs sahen wolkenverhangen aus, aber mit einigen hellen Stellen. Gemeinsam mit meinem Team von Land-Motorsport entschieden wir uns für Trockenreifen. Im Vorstart sah ich auch die meisten der 24 Fahrzeuge auf Slicks.

"Wie auf Glatteis"

Als wir in die Einführungsrunde gingen, begann es plötzlich an einigen Stellen auf der Strecke zu regnen. Außerdem stand überall noch das Wasser auf der Fahrbahn und ich rutschte beim Aufwärmen der Reifen mit meinem Heck leicht gegen eine Streckenbegrenzung. Ui, dachte ich, das kann ja heiter werden. Die Lichter der Startampel gingen aus und ich merkte gleich auf den ersten Metern, dass ich kaum Grip hatte. Ich rutschte und schlitterte und so erging es auch den anderen. Man muss sich das in etwa so vorstellen, als ob man mit normalen Schuhen auf eine Eisbahn geht und dann einer sagt: Sprinte mal los. Das ist nicht so einfach.

Connor de Phillippi

Das Auto auf der nassen Fahrbahn zu kontrollieren, war eine Herausforderung Zoom

In der ersten Runde drehten sich gleich mehrere Fahrzeuge raus und das Safety-Car musste ausrücken. Ich fragte mein Team per Funk, ob wir lieber Regenreifen aufziehen wollten. Das musst du als Fahrer entscheiden, denn wir wissen nicht genau, wie es auf der Strecke aussieht, lautete die Antwort. Normalerweise fahren wir im Carrera-Cup Sprintrennen über 25 und 35 Minuten, da gibt es keinen Boxenstopp mit Reifenwechsel. Wie viel Zeit würde ich verlieren? Die anderen Fahrer fuhren auch nicht alle sofort an die Box und so wartete ich ab.

In der sechsten Runde bog ich dann doch in die Boxengasse, denn es ging nicht mehr. Das Risiko beim Regen das Auto zu verlieren und im Kies zu landen, war einfach zu groß. Als ich an die Box kam, ging alles blitzschnell. Die Mechaniker standen schon parat: Slicks runter, Regenreifen drauf und zurück auf die Strecke. Das hatte perfekt geklappt. Viel schneller als bei einigen anderen Teams wie ich später erfuhr.


Fotos: Porsche-Carrera-Cup in Spielberg


Die verbleibenden neun Runden fühlte ich mich mit meinem Auto wie neu geboren: Endlich Grip mit den Regenreifen. Ich konnte viele Fahrzeuge überholen und beendete das Rennen am Ende als Fünfter. Das hat aber richtig Nerven gekostet! Wenn ihr mal mit Straßenschuhen über eine Eisbahn lauft, denkt an mich. Beim Schreiben der Kolumne habe ich mir als US-Amerikaner helfen lassen, aber beim nächsten Rennwochenende vom 11. bis 13. September in Oschersleben könnt ihr mich gern auf deutsch ansprechen. Mittlerweile habe ich die Sprache nämlich ganz gut gelernt.

Bis dahin!

Euer Connor