• 23.02.2013 10:28

Benzin im Blut - "Hans im Glück" wird 85

Als Teamkollege von Juan Manuel Fangio und Sir Stirling Moss hat Hans Herrmann Motorsport-Geschichte geschrieben - Heute wird "Hans im Glück" 85 Jahre alt

(Motorsport-Total.com/SID) - An seinem Ehrentag will es "Hans im Glück" ein wenig langsamer angehen lassen. Ein rasantes Leben hat er über Jahrzehnte geführt, ihren Spitznamen verdiente sich die Motorsport-Legende Hans Herrmann noch in den Fünfziger Jahren - in einer Zeit, in der Rennsport viel zu oft ein Spiel auf Leben und Tod war. Bei zahlreichen Unfällen kam der frühere Formel-1-Pilot mit leichten Verletzungen davon, und auch wenn es mal richtig gefährlich wurde, hatte er Glück im Unglück. Heute feiert Herrmann seinen 85. Geburtstag. Ganz gediegen diesmal, in der Abgeschiedenheit der Schweizer Berge.

Titel-Bild zur News: Hans Herrmann

Hans Herrmann: Auch mit 85 noch ein rüstiger Un-Ruheständler Zoom

In seinem Ferienhaus kommt ein privater Kreis zusammen. Kein Vergleich zu seinem 80. Geburtstag, als dem früheren Teamkollegen von Juan Manuel Fangio und Sir Stirling Moss 220 geladene Gäste im Mercedes-Museum gratulierten. Ruhe also am Feiertag, ansonsten nimmt sich der rüstige "Un-Ruheständler" nur wenige Auszeiten. "Motorsport hält jung, Hans Herrmann ist dafür das beste Beispiel", hat der frühere Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug einmal gesagt.

Herrmann, der täglich in seiner Firma für Automobilzubehör in Sindelfingen arbeitet, hat noch immer Benzin im Blut. So oft es der Terminkalender zulässt, steigt er etwa in sein altes Arbeitsgerät, den legendären Silberpfeil, und legt auch sonst noch bis zu 45.000 Kilometer im Jahr zurück.

Mercedes- und Porsche Werksfahrer

Herrmanns Stern ging in den Fünfziger Jahren auf. Als "rasender Konditor" gehörte der Schwabe damals zu den Heroen, die die Rückkehr von Mercedes in den Grand-Prix-Sport einleiteten. Seine Rennsportkarriere begann Anfang 1952 auf einem privaten Porsche 356 1500 und der Teilnahme an Bergrennen, Rallyes und Zuverlässigkeitsfahrten. Ein Jahr darauf erzielte er zusammen mit Richard von Frankenberg bei der Rallye Lyon-Charbonnieres den fünften Gesamtplatz. Nach dem Sieg 1953 bei den 1000 Meilen von Brescia nahm ihn Porsche-Rennleiter Huschke von Hanstein in die Porsche-Werksmannschaft auf.

Hans Herrmann, Huschke von Hanstein

Hans Herrmann 1959 im Gespräch mit Porsche-Rennleiter Huschke von Hanstein Zoom

Im 550 Spyder ging Hans Herrmann 1953 bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start und holte zusammen mit Helmut Glöckler auf Anhieb den ersten Platz in der 1,5-Liter-Hubraumklasse. Seine Erfolgsserie setzte er beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring fort. Am 2. August 1953 holte er nicht nur in der 1,5-Liter-Klasse den ersten Preis, sondern auch noch im Formel-2-Lauf sechs Meisterschaftspunkte.

Am nächsten Morgen klingelte dann das Telefon. "Haben Sie Lust, auch mal mit einem Rennwagen von uns zu fahren?", fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung. Es war Alfred Neubauer, der legendäre Mercedes-Rennleiter. Herrmann hatte Lust, Neubauer lud ihn zur Nachwuchsfahrerprüfung ein. Der Test ebnete Herrmann den Weg ins Cockpit eines Silberpfeils - ab der Saison 1954 gehörte er zum Mercedes-Werksteam in der Formel 1.

Erstmals in der Königsklasse war er im Juli 1954 im Einsatz. Den Großen Preis von Frankreich in Reims konnte er wegen eines Motorschadens nicht beenden. Beim Großen Preis der Schweiz platzierte er sich an Dritter, beim Großen Preis von Italien an vierter Position.

Le-Mans-Sieg Höhe- und Schlusspunkt der Karriere

Bei einem schweren Unfall im Training zum Großen Preis von Monaco 1955 schien sein Glück jäh zu enden. Doch ein Stuttgarter Arzt, ein Herz- und Kreislaufspezialist, war zufällig in der Nähe und rettete Herrmann das Leben. Fünf Monate blieb er im Krankenhaus - Mercedes hatte sich nach der Tragödie in Le Mans, bei der 82 Menschen starben, zu diesem Zeitpunkt schon vom Rennsport zurückgezogen. Vielleicht war es eine Laune des Schicksals, dass Herrmann außer Gefecht war. "Pierre Levegh, der Unglücksfahrer von Le Mans, war mein Ersatzmann", erinnert sich der Schwabe.

Hans Herrmann, Porsche 550

Sebring 1956: Hans Herrmann pilotiert den Porsche Typ 550 Spyder. Zoom

Nachdem sich Mercedes Ende 1955 vom Rennsport zurückzogen hatte, folgten für Herrmann Formel-1-Einsätze auf Maserati und BRM sowie Rennteilnahmen als Borgward-Werksfahrer (Hans Herrmann in der Formel-1-Datenbank). 1957 wurde er Vize-Europa-Bergmeister, bevor er 1959 in das Porsche-Werksteam zurückkehrte. Bei den 12 Stunden von Sebring siegte er gemeinsam mit Olivier Gendebien. 1963 verließ Herrmann Porsche und fuhr nun für den Rennstall von Carlo Abarth.

1966 kehrte Herrmann erneut in die Porsche-Werksmannschaft zurück. Er startete nicht nur bei allen großen Langstreckenrennen und Läufen zur Europa-Bergmeisterschaft, sondern führte auch unzählige Testfahrten in Weissach durch. Das Porsche-Werksteam erzielte mit den Piloten Herrmann, Jo Siffert, Vic Elford und Rolf Stommelen 1969 erstmalig für Porsche die Markenweltmeisterschaft der Prototypen.

Den krönenden Abschluss seiner Laufbahn erlebte er Jahre später wieder mit Porsche in Le Mans. 1970 gewann er im Alter von 42 Jahren mit Richard Attwood im 917 den 24-Stunden-Klassiker - und gab unmittelbar nach der Siegerehrung seinen Rücktritt bekannt. Ein Versprechen, das er seiner Frau Madeleine gegeben hatte. "Und seine Versprechen", sagt Herrmann, "muss man doch halten."

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