Texas-Rodeo: Johnson ringt Keselowski nieder

Jimmie Johnson weist Brad Keselowski nach hartem Kampf auf dem Texas Motor Speedway in die Schranken und vergrößert seinen Punktevorsprung

(Motorsport-Total.com) - Der Kampf um den NASCAR-Titel 2012 ist nach dem achten von zehn Chase-Rennen endgültig ein Duell zwischen Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) und Brad Keselowski (Penske-Dodge). Im AAA Texas 500 auf dem Texas Motor Speedway schenkten sich die beiden Sprint-Cup-Titelanwärter absolut nichts und kämpften mit harten Bandagen um den Sieg. Den Ausschlag gaben letztlich Johnsons vier frische Reifen gegenüber deren zwei von Keselowski in den Schlussrunden.

Titel-Bild zur News: Brad Keselowski, Jimmie Johnson

Jimmie Johnson bezwang Brad Keselowski beim letzten Restart Zoom

Als Marcos Ambrose seinen Petty-Ford 25 Umläufe vor Ablauf der geplanten 334-Runden-Distanz mit einem Reifenschaden in die Mauer setzte, entschied sich Keselowski als einziger für nur zwei frische Reifen und übernahm die Führung. Dieser strategische Kniff wurde notwendig, nachdem der genau wie Hendrick-Speerspitze Johnson stets in den Top 5 fahrende Penske-Pilot beim vorangegangenen Stopp kostbare Sekunden und acht Positionen verloren hatte. "Das war meine Schuld. Ich habe die Bremsen blockiert und kam später zum Stehen als geplant", suchte Keselowski nicht nach Ausreden.

Die Entscheidung für nur zwei frische Reifen traf der fünffache Saisonsieger, der um seinen ersten Sprint-Cup-Titel kämpft, allein und gegen den ursprünglichen Plan seines Crewchiefs Paul Wolfe. Ohne zwei weitere Gelbphasen in der Schlussphase wäre der Move wohl genau wie bei Kevin Harvick im Nationwide-Rennen am Samstag aufgegangen. Ein Mauerkontakt von Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 25.) machte die Sache für "Bad Brad" aber deutlich schwieriger als geplant. Mit seinen nur zwei frischen Goodyear-Reifen mit dem Rücken zur Wand tat Keselowski beim folgenden Restart alles, um seine Führung zu verteidigen. Im Prestigeduell mit Johnson tauschten der Penske-Dodge und der Hendrick-Chevy auf der Start/Ziel-Geraden Lackproben aus und Keselowski behauptete zunächst Platz eins.


Beinhartes Duell zwischen Johnson und Keselowski

Als ein Abflug von Mark Martin (Waltrip-Toyota; 29.) für ein Green-White-Checkered-Finale und somit einen letzten Restart sorgte, hatte Keselowski dem letzten Angriff von Johnson aber nichts mehr entgegenzusetzen. Auf der Außenhahn zog Johnson nicht zuletzt dank der besseren Haftung seiner vier frischen Goodyear-Reifen vorbei und fuhr zu seinem fünften Saisonsieg, dem zweiten hintereinander und dem insgesamt 60. seiner Sprint-Cup-Karriere. "Das war ein fantastisches Rennen, in dem es richtig ernst wurde", kommentierte Sieger Johnson in seiner ersten Stellungnahme in der Victory Lane und schob hinterher: "Ich habe großen Respekt vor dem Team mit der Startnummer 2. Im Rennverlauf waren unsere beiden Autos ebenbürtig. In der Schlussphase musste ich dann einfach meinen Reifenvorteil nutzen."

Mark Martin

Der Crash von Mark Martin verschaffte Jimmie Johnson eine letzte Chance Zoom

Angesichts von 168 Führungsrunden war es für Johnson jedoch alles andere als ein unverdienter Triumph. Mit nun sieben Punkten Vorsprung geht der fünffache NASCAR-Champion in die beiden letzten Saisonläufe in Phoenix und Homestead. Einen Spaziergang auf dem Weg zum möglichen sechsten Titel erwartet der Tabellenführer aber keineswegs: "Ich gehe davon aus, dass es bis zum Schluss hart zur Sache gehen wird. Diese Jungs musst du immer auf der Rechnung haben. Auch heute lagen sie zwischenzeitlich zurück und haben sich wieder nach vorn gekämpft", spielte Johnson darauf an, dass sich Keselowski auch durch den vermeintlich folgenschweren Verbremser in der Boxengasse und den anschließenden Zeitverlust nicht geschlagen gab.

Keselowski, der seinem Teamchef Roger Penske den ersten Sprint-Cup-Titel schenken könnte, war nach Platz zwei nicht ganz zufrieden, sah aber die Gesamtsituation: "Ich dachte, wir hatten es in der Hand, doch die letzten Gelbphasen haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und Jimmie weitere Chancen eröffnet. Beim letzten Restart war er sehr stark. Ich hielt dagegen, doch um das Rennen zu gewinnen, hätte ich ihn abschießen müssen. Wenn wir so weiterfahren, werden wir es schaffen. So gebe ich mich in diesem Kampf nicht geschlagen."

Clint Bowyer und Kasey Kahne verlieren an Boden

Clint Bowyer

Auch Clint Bowyer droht im Titelkampf nur noch eine Zuschauerrolle Zoom

Der nicht im Chase vertretene Kyle Busch (Gibbs-Toyota) kam im AAA Texas 500 hinter den beiden Protagonisten Johnson und Keselowski auf Platz drei ins Ziel und hätte gern eine aktive Rolle übernommen: "An der Spitze war mein Auto richtig schnell. Am Schluss habe ich es aber einfach nicht mehr bis ganz nach vorn geschafft. Die beiden so hart um die Meisterschaft kämpfen zu sehen, war schon toll. Ich hätte gern mitgemischt, doch dafür muss ich mich bis zum nächsten Jahr gedulden."


Die beiden Ex-Champions Matt Kenseth (Roush-Ford; 4.) und Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 5.) rundeten die Top 5 des drittletzten Saisonlaufs ab. Kenseth kletterte in der Sprint-Cup-Gesamtwertung an Denny Hamlin und Jeff Gordon vorbei auf Rang fünf nach vorn, muss seine Hoffnungen auf den Titel realistisch betrachtet aber ebenso begraben wie der noch amtierende Champion Stewart.

Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) hielt sich mit Platz sechs zumindest noch im Spiel, liegt bei noch zwei verbleibenden Rennen aber schon 36 Punkte hinter Tabellenführer Johnson. Noch schlechter sieht es für Kasey Kahne (58 Punkte Rückstand) aus. Der Hendrick-Pilot verlor entscheidend an Boden, als er im Zuge einer Rauferei zwischen Greg Biffle (Roush-Ford; 10.) und Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; 14.) unverschuldet in die Mauer gedrückt und nur auf Platz 25 gewertet wurde. Vor der entscheidenden Szene in Runde 320 durfte sich Kahne aber allenfalls Hoffnungen auf eine Platzierung in den hinteren Regionen der Top 10 machen. Mit der Gangart von Johnson und Keselowski konnte er zu keiner Zeit mithalten.

Kurioser Zwischenfall vor dem Start kostet Harvick Nerven

Mathematisch endgültig außer Reichweite ist der Titel für Kahnes Hendrick-Teamkollegen Dale Earnhardt Jr. nach Platz sieben sowie für Kevin Harvick (Childress-Chevrolet), der hinter Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet; 8.) auf Platz neun ins Ziel kam. Rund zwei Stunden vor dem Start hatte Harvick eine Schrecksekunde zu überstehen. Sein Childress-Chevy wurde im Rahmen der Pre-Race-Show von einem Sandsack eines Fallschirmspringers bei dessen Landeanflug getroffen und wies auf der Fahrerseite eine deutlich sichtbare Delle auf.

Nach einer 30-minütigen Reparatur war der Chevy mit der Startnummer 29 wieder wie neu und konnte das Rennen ohne Beeinträchtigung unter die Räder nehmen. Unterm Strich sprang damit sogar noch die erste Top-10-Platzierung für Harvick im diesjährigen Chase heraus. Unterdessen verpasste Hendrick-Pilot Jeff Gordon eine solche, als er kurz vor der sechsten von neun Gelbphasen aufgrund eines völlig abgefahrenen Reifens unter Grün an die Box kommen musste und dadurch von Platz zwei auf Platz 25 zurückgeworfen wurde. Gordons Aufholjagd in den Schlussrunden wurde durch die Berührung mit dem Roush-Ford von Greg Biffle gebremst und endete auf Platz 14.


Fotos: NASCAR in Texas


Auch für Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 34.) gab es in Texas nichts zu holen. Beim Restart nach einem Abflug von A.J. Allmendinger (Phoenix-Chevrolet; 36.) im ersten Renndrittel sorgte Lokalmatador Bobby Labonte (JTG-Toyota; 33.) für Chaos im Feld. Zunächst fuhr der Ex-Champion ins Heck von Youngster Trevor Bayne (Wood-Ford; 22.).

Wenige Meter später gab der Camry von Labonte deutliche Rauchzeichen von sich und brachte damit auch Montoya in Bedrängnis. Der Kolumbianer wich ins Infield-Gras aus und riss sich dabei die komplette Frontpartie seines Autos weg. Hingegen fuhr Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet) beim zweiten Einsatz mit ihrem neuen Crewchief Tony Gibson auf Platz 24 und holte sich damit das beste Ergebnis ihrer Sprint-Cup-Karriere.

Das vorletzte Chase-Rennen 2012 geht am kommenden Sonntag in Phoenix über die Bühne. Nach dem dramatischen Texas-Rodeo zwischen Jimmie Johnson und Brad Keselowski gibt es von den Betreibern des Ein-Meilen-Ovals in der Wüste Arizonas frohe Kunde: Ausverkauftes Haus.