• 07.06.2010 00:58

  • von Pete Fink

Spritpoker mit Massencrash: Hamlin siegt in Pocono!

Denny Hamlin gewann in einem dramatischen Finale samt Benzinpoker und Massencrash das Pocono-Rennen vor seinem Gibbs-Teamkollegen Kyle Busch

(Motorsport-Total.com) - Was für ein wildes Finish! 150 Runden lang plätscherte der Pocono-Marathon vor sich hin, bevor es im letzten Rennviertel so richtig turbulent wurde. Vier Gelbphasen kurz nacheinander ließen das Gillette Fusion ProGlide 500 komplett kippen. Eine kontrovers diskutierte Kollision in der vorletzten Runde löste eine Green-White-Chequered-Verlängerung aus, in der es dann noch zu einer heftigen Massenkarambolage kam.

Titel-Bild zur News: Kyle Busch, Denny Hamlin, Tony Stewart, Kevin Harvick

Pocono-Sieg: Denny Hamlin (11) hatte auch beim letzten Restart alles im Griff

Der Sieger dieses chaotischen Finales hieß Denny Hamlin - und dies absolut verdient. 88 der 204 Runden lag der schwarze Gibbs-Toyota mit der Startnummer 11 in Front. Überhaupt ist Joe Gibbs Racing das NASCAR-Team der Stunde: Kyle Busch komplettierte einen Doppelsieg, was deutlich unterstrich, dass dieses Duo möglicherweise die ganz großen Titel-Herausforderer von Jimmie Johnson und dessen Hendrick-Mannschaft sein werden.#w1#


Fotos: NASCAR in Pocono


Die Frage muss lauten: Ist es nur ein hartnäckiger Zufall oder nicht? Seit der Wiedereinführung des Heckspoilers Ende März haben Hamlin und der jüngere Busch-Bruder nun sechs der neun Sprint-Cup-Punkterennen gewonnen. Die haushohe Favoritenmannschaft von Hendrick Motorsports kam in der gleichen Zeit auf keinen einzigen Sieg. Auch in Pocono war lediglich Johnson in der Lage, sich aus eigener Kraft als Fünfter eine Top-10-Platzierung zu holen.

Zudem war es Hamlins vierter Saisonsieg, weshalb der 29-Jährige in der Bonuswertung zum NASCAR-Chase nun auch an Johnson (drei Saisonsiege) vorbeizog. Und: Angesichts der starken Vorstellung des Childress-Teams, die mit Kevin Harvick (4.), Jeff Burton (7.) und Clint Bowyer (9.) alle drei Autos in die Top 10 brachten, ist ein dritter starker Titelkandidat aufgetaucht. Anders formuliert: Kurz vor der Saisonmitte kann überhaupt keine Rede von einer Hendrick-Dominanz sein.

Harte Worte zwischen Logano und Harvick

Kevin Harvick, Joey Logano

Joey Logano und Kevin Harvick rasselten nicht nur in Turn 1 zusammen Zoom

Bowyer bestimmte in der ersten Rennhälfte über weite Strecken das Geschehen, verlor später aber sein Handling. Im Spritpoker holte er sich früh vier neue Reifen ab und rettete damit wenigstens noch Platz neun. Burtons Pocono-Tag glich vielen anderen NASCAR-Wochenenden: Unauffällig, aber konstant hielt er sich in der Führungsgruppe auf und brachte einen bombensicheren siebten Platz nach Hause.

Kevin Harvick, der alte und neue Sprint-Cup-Tabellenführer, musste sich nach dem Rennen einem extrem wütenden Joey Logano stellen. In der vorletzten Runde kam es zwischen den beiden Kontrahenten zu einem Infight um Platz fünf. Der Gibbs-Youngster war eingangs von Turn 1 um Haaresbreite am Harvick-Chevy vorbeigezogen, doch der Kalifornier touchierte leicht das Logano-Heck.

Die Folge war ein wilder Highspeed-Dreher Loganos, der ihn bis auf Rang 30 zurückwarf. In den zwei Runden der Verlängerung arbeitete sich der Gibbs-Toyota - auch Dank des Massencrashs - immerhin noch bis auf Position 13 nach vorne. Weil es jedoch auch für den 19-Jährigen um wichtige Punkte für den NASCAR-Chase geht, gab es anschließend böses Blut in der Boxengasse.

Logano wollte Harvick zur Rede stellen, der jedoch von seinen Teammitgliedern abgeschirmt wurde. Nachdem der erste Zorn verflogen war, äußerte sich der Youngster: "Ich bin sehr enttäuscht, denn wir waren auf dem Weg zu einem Top-5-Resultat. Die ganze Sache ist absolut lächerlich, es gibt ganz offenbar sehr dumme Leute." Harvick wiederum nahm die Situation gewohnt gelassen: "Wir sind ganz einfach aneinander geraten. Zwei Leute wollten zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein."

Massencrash von zwei Teamkollegen ausgelöst

Casey Mears, David Ragan

Casey Mears löste mit seinem Dreher eine der vier späten Gelbphasen aus Zoom

Doch diese Auseinandersetzung sollte nicht der letzte Pocono-Aufreger gewesen sein. In der Verlängerung kam Kasey Kahne mit einem hohen Geschwindigkeitsüberschuss aus Turn 1 herausgeschossen. Ausgerechnet sein Petty-Teamkollege A.J. Allmendiger setzte auf der Gegengeraden ein beinhartes Blockade-Manöver und drängte den roten Ford Fusion ins Gras. Auf der regennassen Wiese - der Pocono-Start musste aufgrund eines Gewitters um zwei Stunden verschoben werden - gab es für Kahne kein Halten mehr.

Der Budweiser-Ford rodelte im engen Mittelfeld quer über die Fahrbahn und krachte hart in die äußere Streckenbegrenzung. Es kam zur klassischen Massenkarambolage, denn Greg Biffle (Roush-Ford), Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota) sowie die beiden Hendrick-Chevys von Mark Martin und Jeff Gordon hatten überhaupt keine Chance zu einem Ausweichmanöver. Insgesamt waren zehn Autos involviert, passiert ist niemandem etwas.

"Ich kam aufs Gras und konnte einfach nicht mehr lenken", schilderte Kahne den Unfallhergang. Diskussionen gab es keine, denn Allmendinger nahm die Schuld sofort auf seine Kappe: "Ich habe meine Position verteidigt", erklärte der Kalifornier. "Leider kam Kasey schneller angeschossen als ich es vermutete. Ich löste meinen Block, aber da war es bereits zu spät. Er befand sich schon im Gras. Das tut mir sehr leid, denn so sollten Teamkollegen nicht miteinander umgehen." Immerhin holte sich Allmendinger auf diese Weise Platz zehn.

Heftiger Spritpoker lässt Klassement kippen

Denny Hamlin, Tony Stewart

Sam Hornish Jr. (77) lag im Pocono-Finale einige Runden lang an der Spitze Zoom

Die Spitze blieb von diesem Massencrash im vorderen Mittelfeld unbeeinflusst. Mit Hamlin und Kyle Busch lagen auch am Ende diejenigen vorne, die nach dem Zurückfallen Bowyers, und vor dem Spritpoker die Szenerie bestimmt hatten. Doch vier Gelbphasen binnen 20 Runden bescherte dem Gibbs-Duo mehr Arbeit als gewünscht. Der Grund hierfür lag im Sprit-Management.

Tony Stewart gewann vor Jahresfrist in Pocono, weil er in der Lage war, 35 Runden unter Grüner Flagge zu absolvieren. Da die vier Gelbphasen zwischen den Umläufen 154 und 174 kamen, hatte das gesamte Feld die Chance zu einem ausgiebigen Spritpoker, der die Reihenfolge mehr als einmal komplett durcheinander würfelte.

Stewart und Jeff Gordon eröffneten den Reigen in Runde 160. Juan Pablo Montoya folgte diesem Beispiel in Runde 163. Auch das Penske-Duo Kurt Busch und Sam Hornish Jr. mischte kräftig mit, weshalb dieses Quintett plötzlich an der Spitze lag. Hamlin und Kyle Busch befanden sich mit ihren bärenstarken Toyota Camrys nur auf den Positionen 14 und 15.

Hornish überraschte das Sprint-Cup-Establishment und lag lange Zeit in Führung. Am Ende wurde er noch bis auf Platz 11 durchgereicht. Kurt Busch kam immerhin als Sechster ins Ziel, nachdem er wegen einer frühen Durchfahrtsstrafe zwischenzeitlich sogar aus der Führungsrunde geflogen war.

Hamlin schlägt erneut zu

Denny Hamlin

Denny Hamlin ist nach vier Saisonsiegen mehr als nur ein Geheimfavorit Zoom

Auch Montoya, ebenfalls mit einer frühen Durchfahrtsstrafe und einem bockigen Earnhardt/Ganassi-Chevrolet, wurde plötzlich von Platz 27 auf vier nach vorne gespült. Der Kolumbianer tat im Zielsprint zwar sein möglichstes, aber mehr als Platz acht war gegen die geballte Übermacht von Gibbs und Childress nicht möglich. Am besten zog sich noch Tony Stewart aus der Affäre, der sich immerhin Platz drei sicherte. Seine Analyse: "Ich nehme das Resultat mit. Es war kein toller Tag, aber wenigstens konnten wir am Ende einigermaßen mit den Top-Jungs mitmischen."

Doch gegen Hamlin und Kyle Busch war im Pocono-Finale kein Kraut gewachsen. "Ich hatte ein Super-Auto", freute sich der nun nicht mehr so ganz geheime Geheimfavorit. "In der Verlängerung wollte ich eigentlich etwas vorsichtig zu Werke gehen und Sprit sparen, doch mein Team funkte mir zu, dass ich Vollgas geben soll, um diese Runde so schnell wie möglich hinter mich zu bringen."

Hamlin setzte dies perfekt um und flog im Restart auf und davon. Der verdiente Lohn ist Gesamtplatz drei hinter Harvick und Kyle Busch. Jimmie Johnson verlor wieder einen Platz und ist derzeit nur Achter. Juan Pablo Montoya (20.) fehlen jetzt 173 Punkte zum NASCAR-Chase. Kommende Woche geht es auf das Zwei-Meilenoval von Michigan.

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