• 05.03.2012 00:14

  • von Pete Fink

Phoenix-Revanche: Hamlin meldet sich zurück

Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) gewinnt den Benzinkrimi von Phoenix vor Kevin Harvick (Childress-Chevrolet), dem eine Runde vor dem Ende der Sprit ausgeht

(Motorsport-Total.com) - Denny Hamlin ist wieder da. Nach einer komplett verkorksten Saison 2011 gab der Vizechampion des Jahres 2010 just auf der Strecke ein kräftiges Lebenszeichen von sich, auf der er am 14. November 2010 einen möglichen NASCAR-Titel verloren hatte. Knapp eineinhalb Jahre später führte Hamlin genug Benzin an Bord mit und gewann in seinem schwarzen Gibbs-Toyota mit der Startnummer 11 das Subway Fresh Fit 500 k auf dem Phoenix International Raceway.

Titel-Bild zur News: Kevin Harvick, Denny Hamlin

Das Comeback des Ex-Vizemeisters: Denny Hamlin gewinnt vor Kevin Harvick

Zweiter wurde Kevin Harvick, dessen Childress-Chevrolet mit der Startnummer 29 dem Hamlin-Toyota im Finale massiv auf den Pelz rückte. Zwei Runden vor Schluss hatte Verfolger Harvick komplett auf Hamlin aufgeschlossen, bevor es - im so klassischen Benzinkrimi von Phoenix - dieses Mal ihn erwischte: Eingangs der Gegengerade kam Harvicks trockener Chevy-Motor plötzlich ins Stottern. Der hilflos ausrollende Kalifornier rettete gerade noch Rang zwei ins Ziel, weil sich das Spitzenduo genügend Vorsprung vor dem drittplatzierten Greg Biffle (Roush-Ford) erarbeitet hatte.


Fotos: NASCAR in Phoenix


Bereits im zweiten Saisonrennen kam es also zum ersten gemeinsamen Erfolg von Hamlin mit seinem neuen Crewchief Darian Grubb, der 2011 noch Tony Stewart zum NASCAR-Titel begleitet hatte. "Phoenix ist unter Garantie nicht meine Strecke", lautete das große Hamlin-Lob. "Ich wäre vor dem Rennen mit einem Platz unter den Top 15 zufrieden gewesen, aber Darian hat das Auto heute immer besser gemacht. Er hat mich zu diesem Erfolg geführt." Es war der 18. Sprint-Cup-Sieg in der Karriere Hamlins.

Auch Harvick zeigte sich mit seiner Silbermedaille zufrieden: "Ich war vor dem Rennen sehr nervös, denn wir waren in Phoenix zuletzt immer sehr schlecht unterwegs", erklärte der Phoenix-Doppelsieger des Jahres 2006. Kein Wort der Kritik also für den vermasselten Spritpoker: "Nein, denn ich hoffe, dass dieses Resultat die Tonart für das ganze Jahr setzen kann." Nach zwei dritten Gesamtplätzen in Folge kann dies nur eines bedeuten: Einen Frontalangriff auf den NASCAR-Titel.

Johnson nach Rückschlägen gut erholt

Jimmie Johnson

Stark wie eh und je: Jimmie Johnson führte 55 der ersten 110 Runden Zoom

Hinter Biffle landete Jimmie Johnson auf einem sehr guten vierten Platz. Der Hendrick-Pilot zeigte sich vor allem zu Rennbeginn bestens erholt vom frühen Daytona-Crash und den Querelen rund um Crewchief Chad Knaus. Von Startplatz vier aus hatte Johnson rasch die Spitzenposition übernommen und kontrollierte das Feld in der Wüste von Arizona bei perfekten äußeren Bedingungen um die 25 Grad Celsius. Bis Runde 110.

Dann monierte Johnson plötzlich Vibrationen an der Hinterachse seines in schwarz gehaltenen Hendrick-Chevys, als Casey Mears (Germain-Ford; 39.) in Turn 1 in die Mauer krachte. Der fünffache NASCAR-Champion wollte gerade unter Grün zu einem Notstopp an die Box kommen, als ihn Mears sozusagen rettete. Die Hendrick-Crew benötigte in dieser Gelbphase mehrere Anläufe, um den Defekt zu lokalisieren. Johnson blieb zwar in der Führungsrunde, fiel aber bis auf Rang 25 zurück.

Das neue Duell an der Spitze lautete in der Folge Kyle Busch gegen Harvick. Es ist bekannt, dass die beiden NASCAR-Asse nicht gerade die besten Freunde sind, was zu Rennmitte ein über viele Runden andauerndes und herzhaftes Duell hervorrief. Das Kyle Busch in Runde 169 schließlich verlor, als er seinen Gibbs-Toyota in Turn 1 überbremste. Er fiel auf Rang sechs zurück, Harvick übernahm nun die Führung und von hinten machte der heranstürmende Hamlin jede Menge Boden gut.

Natürlich lag in der zweiten Rennhälfte nun viel Menge Gummi auf dem erst im Sommer 2011 neu asphaltierten Einmeilenoval von Phoenix, weshalb einige Piloten mit starkem Untersteuern kämpften. Zum Beispiel Juan Pablo Montoya, der seinen Earnhardt/Ganassi-Chevy am Ende als solider Elfter ins Ziel brachte. Champion Tony Stewart erging es ähnlich wie dem Kolumbianer, doch als "Smoke" beim Sprit sparen den Motor abschaltete und das neue ECU den Dienst verweigerte, verlor Stewart zwei Runden an der Box.

Pech für Keselowski und Ambrose

Tony Stewart

Nichts geht mehr: Tony Stewart wird ohne Vortrieb in die Box geschoben Zoom

Platz 22 war die böse Quittung. "Ich habe keine Ahnung, warum das Ding nicht mehr angesprungen ist", kommentierte der Stewart/Haas-Teambesitzer. "In Daytona habe ich das Gleiche gemacht und alles hat prima funktioniert." Auf die gleiche Art und Weise erwischte es ganz zum Schluss Carl Edwards (Roush-Ford; 17.). Der finale Spritkrimi hatte in Runde 227 nach Gelbphase fünf begonnen. Das Benzinfenster von Phoenix beträgt maximal 84 Runden, zu diesem Zeitpunkt waren noch 85 Runden zu absolvieren.

Martin Truex Jr. setzte im Vergleich zur kompletten Spitze auf eine andere Spritstrategie und führte das Feld einige Runden lang an. Der Waltrip-Pilot wusste, dass er noch einmal zum Tanken musste, wozu ihm zwei späte Gelbphasen auch Gelegenheit gaben. Für diese konservative Herangehensweise wurde Truex am Ende mit einem guten siebten Platz belohnt.

Brad Keselowski, der Shooting-Star des Vorjahres, hätte sich womöglich auch in das Duell Hamlin vs. Harvick einmischen können. Nach dem letzten Restart in Runde 260 hatte der Penske-Pilot sogar einige Kurven lang die Nase vorne, übertrieb es dann aber in Turn drei. Dieser Fahrfehler warf ihn bis auf Position sechs zurück, am Ende wurde Keselowski noch Fünfter.

Ein weiterer aussichtsreicher Kandidat war Marcos Ambrose, der sich hinter Hamlin und Harvick auf Rang drei eingenistet hatte. Der Australier in Diensten von Richard Petty Motorsports scheiterte jedoch 18 Runden vor dem Ende, als ihm sein Ford-Motor einging. Das machte den Weg frei für das Phoenix-Finale: Hamlin verfolgt von Harvick, dahinter mit Respektabstand Biffle, gefolgt vom Kampftrio Johnson, Keselowski und Kyle Busch.

Hamlin macht den Sack zu

Denny Hamlin

Jubel bei Denny Hamlin: Zweites Saisonrennen, erster Sieg Zoom

Harvick robbte sich Runde für Runde an Hamlin heran, der seinerseits bisweilen von ein paar Überrundeten aufgehalten wurde. Zwei Runden vor dem Ende schien Harvick tatsächlich in eine Ausgangsposition gefahren zu sein, vor der aus er einen Angriff initiieren hätte können - und prompt verlor er auf der Gegengerade entscheidend an Boden. Sein Tank war trocken und damit hatte Hamlin den Sack zu gemacht.

Im November 2010 reichten Hamlin 190 Führungsrunden nicht, dieses Mal lag er nur 61 Umläufe in Front (Harvick deren 88). Damals hätte sich der Gibbs-Pilot im vorletzten Saisonrennen von Phoenix einen so bequemen Punktevorsprung auf Titelkonkurrent Johnson heraus fahren können, dass er beim Saisonfinale 2010 in Homestead ohne Druck zum Titel spazieren hätte können.


Das Finale von Phoenix

So hat es den Anschein, als habe das neu formierte Hamlin-Team diese extrem bittere Kröte endlich verdaut. Nach Rang vier im Daytona 500 nun der erste Saisonsieg und die Führung in der Sprint-Cup-Gesamtwertung. Dies bedeutet zwar noch nicht viel, aber die Konkurrenz ist gewarnt: Hamlin und seiner neuer Crewchief Darian Grubb haben in der Saison 2012 noch einiges vor. Bereits am kommenden Wochenende steht die nächste Bewährungsprobe an, wenn die NASCAR in Las Vegas gastiert.