• 14.11.2007 10:32

  • von Pete Fink

NASCAR-Vorschau: Titel-Showdown in Süd-Florida

Jimmie Johnson gegen Jeff Gordon lautet das Nextel-Cup-Titelduell am Sonntagabend in Homestead - 'Premiere' überträgt live ab 21:15 Uhr

(Motorsport-Total.com) - Natürlich sind am kommenden Wochenende nicht nur in den USA alle Augen auf das Titelduell zwischen Jimmie Johnson und seinem Hendrick-Teamkollegen Jeff Gordon gerichtet, wenn am Sonntagabend auf dem 1,5 Meilen Oval in Homestead, Florida, die NASCAR-Meisterschaft des Jahres 2007 entschieden wird.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson Jeff Gordon

Zwei Teamkollegen und Kumpels kämpfen in Homestead um den Titel

Johnson ist der amtierende Titelverteidiger und sicherte sich seinen ersten Nextel-Cup-Titel am gleichen Ort genau vor Jahresfrist, als ihm ein neunter Platz zur Meisterschaft reichte. Sein Vorsprung in dieser Saison ist größer, als der von 2006, denn der Abstand zu Jeff Gordon beträgt 86 Zähler und die Mathematik ist eine ganz Einfache: Wenn Johnson mindestens Platz 18 holt, dann ist er der alte und neue Titelträger - egal, wie viele Runden ein möglicher Rennsieger Jeff Gordon in Führung liegen sollte.#w1#

Doch aufgepasst: 86 Punkte - und mehr - sind für NASCAR-Verhältnisse ein durchaus noch aufzuholender Rückstand, wie eine kleine Gegenrechnung untermauert: Sollte Johnson im Rennen frühzeitig ausscheiden und in Homestead als 43. und Letzter klassiert werden, dann kassiert er immer noch 34 Punkte.

Aufholen ist schwer, aber nicht unmöglich

Jimmie Johnson Jeff Gordon

Jimmie Johnson (li.) liegt mehr als nur eine Nasenlänge vor Jeff Gordon Zoom

Damit wäre der gesamte Rückstand von Jeff Gordon auf 120 Punkte angewachsen und der vierfache Cup-Champion wäre trotzdem der neue NASCAR-Titelträger, wenn er am Ende des Rennens Rang 14 erreicht. Denn diese Platzierung ist in der NASCAR-Arithmetik immer noch 121 Zähler wert.

Viermal in dieser Saison konnte Jeff Gordon gegenüber Johnson mehr als 86 Punkte in einem einzigen Rennen aufholen: Im Februar in Daytona lag er 88 Zähler vorne, im ersten Texas-Rennen im April waren es 121, im Abbruch-Rennen von Pocono gar 153 und im Juli in Indianapolis hatte der Rainbow-Warrior am Ende 119 Punkte mehr als Johnson geholt.

In Homestead selbst sind Gordon und Johnson übrigens bisher sechsmal direkt gegeneinander gefahren und im Jahr 2005 betrug der Punktevorsprung von Jeff Gordon satte 100 Punkte auf seinen Dauer-Teamkollegen. Unmöglich ist ein fünfter Gordon-Titel also nicht, es wird jedoch extrem schwierig werden.

Homestead ist ein junges Oval

Homestead Busch-Serie 2006

Sollte es am Sonntag länger dauern, ist das kein Problem, man hat genug Licht Zoom

Das 1,5 Meilen Oval von Homestead ist noch eine vergleichsweise junge NASCAR-Anlage. Baubeginn war im August 1993, das erste Busch-Rennen mit dem Sieger Dale Jarrett wurde im November 1995 ausgetragen. Im Originallayout war die Strecke dem berühmten Indianapolis Motor Speedway nachempfunden, denn sie hatte vier ziemlich flache Linkskurven.

Nach zwei Umbauten in den Jahren 1997 und zuletzt 2003 präsentiert sich der Speedway, der nicht weit entfernt vom berühmten Highway No. 1 zwischen Miami und den Florida-Keys liegt, heute mit einem progressiv ansteigenden Banking, das in der obersten Spur eine Kurvenüberhöhung von 20 Grad aufweist.

Die Gesamtkapazität der Anlage umfasst für NASCAR-Verhältnisse eher bescheidene 65.000 Tribünenplätze, doch auch im Infield werden sicher noch einige Tausend Camper ein Plätzchen finden können. Allerdings gibt es dort zwei künstlich angelegte Seen, von denen der größere der beiden immerhin so tief ist, dass dort ein sechsstöckiges Wohngebäude komplett versinken würde.

Im gesamten Areal wurden über 1.000 Palmen angepflanzt und seit dem letzten Umbau besitzt die Anlage auch ein Beleuchtungssystem, dass insgesamt 2,4 Millionen Watt Leuchtleistung aufbringen kann - genug um eine ganze amerikanische Kleinstadt mit Strom zu versorgen.

Greg Biffle ist der Homestead-Champion

Greg Biffle Homestead 2006

Ist Greg Biffle nach drei Siegen in Folge am Sonntagabend wieder vorne? Zoom

Auf dem Homestead-Miami-Speedway, so die genaue Bezeichnung des Ovals, wird erst zum neunten Mal im Cup gefahren, das erste Rennen im November 1999 gewann Tony Stewart. Damals lautete der Name des Events übrigens noch Pennzoil 400, seit dem Jahr 2002 läuft es unter der Bezeichnung Ford 400.

Auch im November ist es in Süd-Florida noch angenehm warm, und in Homestead wird jeweils nur einmal pro Saison gefahren. Seit 2002 findet dort am Ende der NASCAR-Saison das sogenannte Championship Weekend statt, denn neben dem Cup tragen auch die Busch-Serie und die Trucks ihr Saisonfinale aus.

In den bisherigen neun Cup-Rennen gab es mit Tony Stewart, Bill Elliott, Kurt Busch, Bobby Labonte und Greg Biffle erst fünf verschiedene Sieger und Roush-Pilot Biffle wäre als der logische Favorit zu bezeichnen, denn er gewann gleich die letzten drei Florida-Ausgaben der Jahre 2004, 2005 und 2006 in Serie.

Montoya kehrt zurück

Juan-Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya feierte in Homestead 2006 ein vielbeachtetes Cup-Debüt Zoom

Für Juan Pablo Montoya, der in der Nähe von Miami seine Zelte aufgeschlagen hat, ist Homestead nicht nur ein Heimrennen, sondern auch der Ort seines Nextel-Cup-Debüts. Vergangene Saison qualifizierte er einen in Windeseile vorbereiteten Ganassi-Dodge mit der Startnummer 30, und machte im Rennen durch einen spektakulären Feuerunfall von sich reden.

Der Kolumbianer kassierte in Runde 252 einen leichten Schubser von Penske-Pilot Ryan Newman und krachte rücklings in die Mauer. Das Heck von Montoyas Dodge wurde dabei komplett zerstört und auslaufendes Benzin entzündete sich, als das Auto von der Strecke rutschte. Montoya konnte rechtzeitig aus dem Wrack klettern und blieb unverletzt.

Der Unfall war ein eher trauriges Ende einer ansonsten starken Debütvorstellung des siebenfachen Grand-Prix-Siegers. Zu Beginn des Rennens hielt er sich aus allen Scharmützeln heraus und erst ein missglückter Boxenstopp unter grüner Flagge warf ihn zwischenzeitlich eine Runde zurück. Doch Montoya kämpfte sich mit dem Lucky Dog wieder in die Führungsrunde und fuhr bis auf Platz 13 nach vorn, ehe ein Revanchefoul von Newman sein Cup-Debüt jäh beendete.

Denn bereits einige Runden zuvor kamen sich Montoya und Newman ausgangs von Turn Zwei gefährlich nahe und als direkte Folge dieses Vorfalles drehte sich der Penske-Pilot auf dem Rasen des Infields, konnte das Rennen aber wiederaufnehmen. Nach einer Safety-Car-Phase befand er sich plötzlich direkt hinter Montoya, und schon krachte es. Sofort nach Rennende wurde Newman zu den NASCAR-Offiziellen zitiert und entschuldigte sich im Anschluss artig.

Zweiter Auftritt der "Open-Wheel-Gang"

 Dario Franchitti Patrick Carpentier Jacques Villeneuve

Dario Franchitti, Patrick Carpentier und Jacques Villeneuve (v.l.) Zoom

Rückblickend könnte man behaupten, dass dieses kleine Scharmützel den Auftakt zu einem großen Problem der etablierten NASCAR-Stars darstellen könnte, denn in Homestead fahren gleich sechs ehemalige Formelpiloten mit - wenn auch in den unterschiedlichen Klassen.

Neben Montoya treten mit A.J. Allmendinger im Red Bull, Sam Hornish Jr. (Penske/Dodge) und Patrick Carpentier (Evernham/Dodge) drei weitere Open-Wheeler im Cup an, während Dario Franchitti ein Busch-Auto von Chip Ganassi steuern wird, und Jacques Villeneuve seinen Bill-Davis-Toyota bei den Trucks fährt.

2008 wird das anders sein, denn dann werden alle Sechs eine durchaus starke, von den Amerikanern scherzhaft "Open-Wheel-Gang" genannte, Sprint-Cup-Fraktion bilden, die dann im Car of Tomorrow versuchen wird, den NASCAR-Stars einzuheizen.

Abschied vom alten Auto

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson auf seiner Ehrenrunde in Homestead 2006 - im alten Auto Zoom

Denn dies ist ein weiteres Kriterium, weswegen das Ford 400 in Homestead in die NASCAR-Geschichte eingehen wird. Es ist der letzte Auftritt der altbekannten Silhouetten, die ab 2008 Geschichte sein werden. Denn dann wird im Sprint-Cup, wie der Nextel-Cup ab Daytona 2008 heißen wird, nur noch mit dem Car of Tomorrow gefahren werden.

Wehmütige NASCAR-Fans, die sich an der Optik des CoT stören, haben also am Sonntagabend zum letzten Mal die Gelegenheit, das Car of Yesterday, wie es dann wohl genannt werden wird, in Aktion zu erleben.

'Premiere' überträgt das Ford 400 vom Homestead-Miami-Speedway am 18. November live ab 21:15 Uhr, kommentiert wird das Renngeschehen wieder von Jacques Schultz und Klaus Graf.

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