Dale Earnhardt Jr. und DEI - eine Ära geht zu Ende

(Motorsport-Total.com) - Am 30. Mai 1999, beim Coca-Cola 600 auf dem Lowe's Motor Speedway von Charlotte, begann eine Ära, die am kommenden Wochenende in Homestead ein Ende finden wird. Nach insgesamt 291 Nextel-Cup-Rennen für das Team seines verstorbenen Vaters Dale Earnhardt Sr. wird NASCAR-Superstar Dale Earnhardt Jr. das Familienunternehmen Dale Earnhardt Inc. verlassen, und zur Mannschaft von Rick Hendrick, Jeff Gordon udn Jimmie Johnson wechseln.

Von Beginn seiner Cup-Karriere an fuhr Dale Jr. den roten Budweiser-Chevrolet mit der Startnummer acht, der in den USA als Symbol mittlerweile eine größere Bekanntheit erlangt hat, wie hierzulande der rote Ferrari des siebenfachen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher.#w1#

Dabei hat Dale Jr. in seinen neun Nextel-Cup-Jahren keinen einzigen Titel holen können, mit seinen 17 Einzelsiegen ist er jedoch nach Jeff Gordon, Jimmie Johnson und Tony Stewart der vierterfolgreichste NASCAR-Pilot in dieser Ära. 2003 kam er als Gesamtdritter der Meisterschaft am Nächsten.

Gemischte Gefühle vor Homestead

"Diese Woche wird für mich von sehr vielen gemischten Gefühlen geprägt sein", bekennt der mittlerweile 33-Jährige. "Es ist kaum vorstellbar, dass alles 1999 begonnen hat, als wir in Charlotte mit diesem Team und Budweiser angefangen haben."

Rückblickend bezeichnet Earnhardt Jr., der wohl der am meisten auf dem Boden der Tatsachen gebliebene US-Superstar ist, diese Periode als "eine Wahnsinnszeit. Von all diesen Dingen habe ich nur geträumt, als ich in einem Wohnwagen gelebt habe, und im Geschäft meines Vaters Ölwechsel durchgeführt habe."

In der Tat: Ein Sieg beim legendären Daytona 500, nicht weniger als fünf Erfolge auf dem Talladega Superspeedway, ein Triumph beim All-Star-Rennens in Charlotte - Earnhardt Jr. gewann in seiner DEI-Zeit auf allen Streckentypen der NASCAR, egal ob Superspeedway, Intermediate-Ovale oder Short-Tracks.

Stammplatz als Publikumsliebling

Viermal in Folge wurde er der "Most Popular Driver" der NASCAR, und wer würde dagegen wetten, dass der eindeutige Sieger des Jahres 2007 wieder Dale Earnhardt Jr. lautet? Die Quoten wären sicher hoch, der Totalverlust des Wetteinsatzes allerdings so gut wie sicher.

Absolut passend ist es da, dass Homestead auch das Ende einer weiteren Ära darstellen wird, denn in Florida wird zum letzten Mal auf den alten Silhouetten gefahren. Es ist zugleich die allerletzte Chance für "Junior", die Saison mit einem Sieg zu beenden, was ihm in allen seinen Full-Time-Jahren zumindest einmal gelungen ist.

Doch Homestead ist kein gutes Pflaster für Dale Jr. Hier hat er eine eher grausame Statistik, denn Rang 13 ist sein bislang bestes Ergebnis, dass er aus Südflorida nach Hause nehmen konnte. So ist seine Prognose für das Wochenende auch sehr zurückhaltend.

Alles oder Nichts in Homestead?

"Es ist schicht und ergreifend egal, ob wir diese Ära mit einem Winsler oder einem Knall beenden werden", glaubt Earnhardt Jr. "Wir werden das als Team zusammen erledigen und wir werden jede einzelne Runde so hart fahren, wie wir nur können."

Es wäre durchaus angemessen, wenn ihm der so heftig herbeigesehnte Befreiungsschlag in Homestead nicht gelingen würde, denn 2007 entpuppte sich als echte Horror-Saison für den ewigen Publikumsliebling. Neun quasi Nullrunden, darunter alleine sieben Motorschäden, verhinderten eine Qualifikation für die Playoffs und nun ist auch Rang 13 akut gefährdet, denn Ryan Newman hat ihn in der Gesamtwertung überholen können.

Eine schlappe Million US-Dollar ist der NASCAR-Trostpreis für Platz 13 und "Junior" hat dazu die passende Tonlage: "Es war ein hartes Jahr für das Team und alle meine Fans. Wir hatten ein starkes Auto und sind starke Rennen gefahren, aber am Ende haben wir nichts vorzuweisen."

Abschied in Richtung Hendrick Motorsports

So bleibt ihm wohl nur die Hoffnung auf bessere Zeiten und die sucht er im Team von Rick Hendrick. "Ich freue mich auf die Off-Season und den Beginn meines neuen Vertrages. Aber es ist für mich sehr wichtig, dass ich meine Zeit bei Dale Earnhardt Inc. erhobenen Hauptes beenden kann."

"Wenn deine Karriere einmal zu Ende geht und du zurückblickst, dann ist es für mich persönlich von allerhöchster Bedeutung, dass dein Charakter wichtiger ist, als die reine Zählerei von Einzelsiegen. Denn dieses wird deine Karriere überdauern." Und somit gab er seiner Stiefmutter Teresa zum Abschied doch noch eine kleine Spitze mit.

Der Wechsel von Dale Earnhardt Jr. in ein anderes NASCAR-Team war über viele Jahre hinweg unvorstellbar. Es gibt nicht wenige US-Experten, die nach wie vor behaupten, dass sich Dale Sr. im Grab umdrehen würde, wenn er wüsste, was 2007 in seiner Firma vorging. Dale Jr. fährt ab 2008 für das stärkste NASCAR-Team - wie es jedoch bei DEI weitergeht, das steht in den Sternen.

Die Cup-Siege von Dale Earnhardt Jr. bei Dale Earnhardt Inc.:

01. - Texas Motor Speedway, 02.04.2000
02. - Richmond International Raceway, 06.05.2000
ohne - All-Star Race, Lowe's Motor Speedway, 20.05.2000
03. - Daytona International Speedway, 07.07.2001
04. - Dover Raceway, 23.09.2001
05. - Talladega Superspeedway, 21.10.2001
06. - Talladega Superspeedway, 21.04.2002
07. - Talladega Superspeedway, 06.10.2002
ohne - Budweiser Shootout, Daytona, 08.02.2003
08. - Talladega Superspeedway, 06.04.2003
09. - Phoenix International Raceway, 02.11.2003
10. - Daytona International Speedway, 15.02.2004
11. - Atlanta Motor Speedway, 14.03.2004
12. - Richmond International Raceway, 15.05.2004
13. - Bristol Motor Speedway, 28.08.2004
14. - Talladega Superspeedway, 03.10.2004
15. - Phoenix International Raceway, 07.11.2004
16. - Chicagoland Speedway, 10.07.2005
17. - Richmond International Raceway, 06.05.2006