• 06.03.2008 00:14

  • von Pete Fink

NASCAR-Vorschau: Earnhardt-Heimspiel in Atlanta

Wird das Kobalt Tools 500 am kommenden Sonntagabend zur Atlanta-Show von Dale Earnhardt Jr. oder zeigt Carl Edwards den Gegnern wieder die Hacken?

(Motorsport-Total.com) - Rund 125.000 Zuschauer werden am Sonntag erwartet, wenn die Startflagge zum Kobalt Tools 500, dem schnellsten aller 36 NASCAR-Saisonrennen, auf dem Altlanta Motor Speedway fallen wird, und dann darf man richtig gespannt sein, ob die Tribünen wie Ende 2007 wieder nur - nach NASCAR-Verhältnissen - spärlich besetzt sein werden, oder nicht.

Titel-Bild zur News: Start Atlanta

Start frei zum Kobalt Tools 500 auf dem Atlanta Motor Speedway

Der Grund ist ein ganz einfacher, denn die Gegend um Hampton, etwa 30 Kilometer südlich von Atlanta, ist schlicht und ergreifend Earnhardt-Country. Zwei Siege beim Budweiser-Shootout und in seinem Gatorade-Duel, sowie Platz zwei am vergangenen Wochenende in Las Vegas dürften zusätzlich Balsam für die in den vergangenen Jahren so geschundenen Seelen der unzähligen Earnhardt-Fans in den Südstaaten sein.#w1#

Es ist auch die erste große Überprüfung der Theorie von NASCAR-Chef Brian France, der in der Winterpause nicht nur einmal öffentlich darüber nachgedacht hatte, ob die Zuschauer-Stagnation 2007 vielleicht etwas mit den Misserfolgen des NASCAR-Superstars zu tun haben mag. Zur Erinnerung: Dale Jrs. bislang letzter Cup-Erfolg datiert vom 6. Mai 2006 in Richmond.

Die jüngsten TV-Ratings zeigten jedenfalls eine Zuwachsrate im zweistelligen Prozentbereich, doch auch ansonsten ist Atlanta immer für jede Menge Drama gut. Zwei Rennen gibt es hier pro Saison, und zwischen 1987 und 2000 ging jeweils das NASCAR-Saisonfinale in Georgia über die Bühne. Wie eng es in Atlanta teilweise zugeht, weiß Jeff Gordon, der 2001 vom damaligen Rookie Kevin Harvick um ganze sechs Tausendstelsekunden bezwungen wurde.

Viele Dramen in Atlanta

Alan Kulwicki

Alan Kulwicki gewann 1992 den mächtigen Winston Cup der NASCAR Zoom

Für immer unvergessen bleibt auch das Saisonfinale 1992, bei dem im letzten Rennen noch sechs Piloten eine Titelchance hatten. Der 1993 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Alan Kulwicki setzte sich schlussendlich durch. Gleichzeitig war dieses Rennen das letzte von "King" Richard Petty und das erste von einem damals 20-jährigen Jungspund mit dem Namen Jeff Gordon.

Entschieden wurde die Meisterschaft 1992 übrigens durch die fünf Bonuspunkte für eine Führungsrunde. Am Ende lag Kulwicki 103 Runden vorne, der Rennsieger Bill Elliott jedoch nur 102. Kulwicki wurde im Rennen Zweiter und gewann so die Meisterschaft mit lächerlichen zehn Punkten Vorsprung vor Elliott (4078 : 4068).

Hätte Elliott eine einzige Runde mehr in Front gelegen, wären beide Piloten punktgleich gewesen, und "Awesome Bill from Dawsonville" wäre als der Winston-Cup-Champion 1992 hervorgegangen, da er fünf Saisonsiege auf seinem Konto hatte, Kulwicki hingegen nur deren zwei. Es war die engste Titelentscheidung vor der Einführung des Chase und für Elliott besonders bitter, den Dawsonville liegt gerade einmal 80 Kilometer nördlich von Atlanta.

Die bislang zweitengste Titelentscheidung geschah 1989 ebenfalls in Atlanta, als Rusty Wallace seinen einzigen Cup-Titel holte, in dem er am Ende zwölf Punkte vor dem großen Dale Earnhardt blieb. Überhaupt ist Georgia kein gutes Pflaster für Außenseiter: Seit dem Jahr 1960 gab es 97 Cup-Läufe und nicht weniger als 61 Rennen wurden von ehemaligen oder zukünftigen NASCAR-Champions gewonnen.

Edwards weiß, wie man in Atlanta gewinnt

Carl Edwards Jimmie Johnson Atlanta 2005

2005 gewann Carl Edwards vor Jimmie Johnson sein erstes Cup-Rennen Zoom

Der klare Favorit für den Sonntag ist aus dieser Perspektive heraus Carl Edwards. Der Roush-Pilot hat 2007 die letzte Ausgabe der Busch-Serie gewonnen, passt also mit einiger wohlwollender Nachhilfe und einem zugekniffenen Auge sehr wohl in das Beuteschema von Atlanta.

In die Favoritenposition hat er sich jedoch vor allem durch seine beiden Erfolge in Fontana und Las Vegas gebracht, doch auch in Atlanta braucht dem 31-Jährigen aus Missouri niemand erzählen, wie das Gewinnen funktioniert: 2005 schaffte er den sogenannten "Clean Sweap" und siegte gleich bei beiden Saisonrennen.

Edwards war mit seinen beiden Erfolgen auch der Gesamtführende der Punktewertung, bis NASCAR ihm wegen seines nicht ordnungsgemäßen Ford Fusions 100 Punkte abgezogen hatte. Nun kommt also erneut Kyle Busch (Gibbs-Toyota) als Spitzenreiter nach Atlanta, Ryan Newman ist neuer Zweiter.

Daytona-Sieger Newman wiederum ist einer von fünf echten Rückkehren, die die Sprint-Cup-Saison 2008 bisher zu bieten hatte, und wie ein weiterer Blick auf die Gesamtwertung verrät. Denn weder der Penske-Pilot, noch Kasey Kahne (Evernham-Dodge), Greg Biffle (Roush-Ford), Elliott Sadler (Evernham-Dodge) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) kamen 2007 in den Chase, standen aber in den Jahren zuvor mindestens einmal in den Playoffs.

Kahne gewann 2006 sechs Saisonrennen, so viele, wie kein anderer Pilot in diesem Jahr. Biffle wurde 2005 Vizemeister, Newman kam 2004 und 2005 in den Chase, während Sadler - damals noch in Diensten von Robert Yates und der Ford Motor Company - dieses Kunststück 2004 gelang.

Können Johnson und Gordon zurückschlagen?

Jeff Gordon Jimmie Johnson

Wer die beiden unterschätzt, macht einen ganz großen Fehler... Zoom

Doch natürlich sind am Sonntag alle Augen auf Superstar Dale Earnhardt Jr. gerichtet, der mit seinem aktuell zehnten Platz nicht nur bester Hendrick-Pilot ist, sondern zum ersten Mal seit dem Saisonende 2006 wieder in den NASCAR-Top-Ten auftaucht. Seine beste Gesamtplatzierung 2007 war nämlich nur ein elfter Rang.

Und was ist mit den beiden Dominatoren von 2007 Jeff Gordon und Jimmie Johnson? Keine Sorge, zusammengerechnet haben die beiden Hendrick-Zwillinge sieben Mal in Atlanta gewinnen können, und Mercedes-Sportchef Norbert Haug würde die aktuelle Hendrick-Situation wohl mit den Worten "wer uns abschreibt, macht einen Fehler" bezeichnen.

Keiner unter den NASCAR-Konkurrenten wird sich ernsthaft darauf verlassen, dass Johnsons Chevrolet Impala wieder solch eine unterirdische Leistung wie in Las Vegas abliefern wird, und Jeff Gordon wäre nicht Jeff Gordon, wenn er trotz seines harten Einschlags in Las Vegas nicht in der Lage wäre, jederzeit eine Top-Leistung abzurufen.

Einer, den man in Atlanta immer auf der Rechnung haben sollte, ist Tony Stewart. Auch für "Smoke" bedeutete Las Vegas eine unangenehme Erfahrung, doch ein Reifenplatzer samt Unfall tritt bekanntlich nicht jedes Wochenende auf. Und 2006 hat der Joe-Gibbs-Pilot nach seiner Nicht-Qualifikation zum Chase der Konkurrenz in Atlanta deutlich gezeigt, was ein angestachelter Stewart alles vollbringen kann.

Harter Kampf um die Top 35

Brian Vickers

Red-Bull-Pilot Brian Vickers ist als 13. sicher unter den Top 35 Zoom

Wegweisend wird das Kobalt Tools 500 auch am anderen Ende der Tabelle. Wenn das vierte Saisonrennen Geschichte sein wird, dann steht eine Woche später der Shorttrack-Kurs in Bristol an - und dann sind die fünf Cup-Rennen auch schon vorbei, in denen die Ownerwertung des Jahres 2007 Gültigkeit besitzt.

Genau dort deuten sich im Kampf um die Top 35 bereits jetzt massive Veränderungen an. Derzeit sind gleich fünf Piloten aus den Top 35, die einen sicheren Startplatz garantieren, herausgefallen: Dario Franchitti (Ganassi-Dodge), Robby Gordon (Gordon-Dodge), Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge), Regan Smith (DEI-Chevrolet) und Kyle Petty (Petty-Dodge).

Logischerweise haben sich dementsprechend auch fünf Piloten in die Top 35 hinein gefahren: Erwartungsgemäß ist dies Ex-Champion Kurt Busch (Penske-Dodge), sowie die geballte Toyota-Power angeführt von Red-Bull-Pilot Brian Vickers und der kompletten Waltrip-Truppe von David Reutimann, Dale Jarrett und Michael Waltrip.

Ein Blick auf den Wetterbericht verrät übrigens, dass am Freitag zum Qualifying durchaus ein paar Regentropfen zu erwarten sind. Da NASCAR die Qualifikation erfahrungsgemäß schneller absagen lässt, als Lucky Luke seinen Colt ziehen kann, schwebt über folgenden Piloten das Damoklesschwert der vorzeitigen Heimreise: Joe Nemecheck (Furniture-Row-Chevrolet), Johnny Benson im Bill-Davis-Toyota von Jacques Villeneuve, Allmendinger-Ersatz Mike Skinner im zweiten Red Bull, Patrick Carpentier (Evernham-Dodge) und Sterling Marlin (Phoenix Racing).

Neben dem Kobalt Tools 500 fahren in Atlanta auch die Trucks (Freitag) und natürlich die Nationwide-Serie - übrigens mit Dale Earnhardt Jr. - am Samstag. Das Top-Event ist jedoch natürlich das Sprint-Cup-Rennen, das am Sonntag gegen 14:00 Uhr Ortszeit gestartet wird. Aufgrund der Zeitumstellung in den USA ist dies ausnahmsweise bereits 19:00 Uhr MEZ.

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt

Anzeige

Folge uns auf Twitter