• 13.03.2008 09:22

  • von Pete Fink

NASCAR-Vorschau: Circus Maximus in Bristol

Viele bezeichnen das Food City 500 als die verrückteste NASCAR-Show des Jahres, wenn sich 165.000 Zuschauer um eine 800 Meter lange Bahn verteilen

(Motorsport-Total.com) - "Wenn du glaubst, dass das hier alles bislang abgefahren war, dann warte mal ab, bis du in Bristol warst", raunte Juan Pablo Montoya in Atlanta seinem Ganassi-Teamkollegen und NASCAR-Neueinsteiger Dario Franchitti ins Ohr - und der Kolumbianer weiß, wovon er spricht. Er besuchte das, was die Amerikaner "Thunder Valley" nennen, in der vergangenen Saison 2007 schon zweimal.

Titel-Bild zur News: Bristol Motor Speedway

Der Bristol Motor Speedway versprüht ein unglaubliches Ambiente

Daytona gilt allgemein hin als Heimat der NASCAR, effektiv ist es der Lowe's Motor Speedway von Charlotte, weil dort in unmittelbarer Umgebung nahezu alle NASCAR-Teams beheimatet sind. Aber die beiden Saisonrennen auf dem Motorspeedway von Bristol sind mit Sicherheit die verrücktesten Events des gesamten Jahres, und am kommenden Wochenende steht mit dem "Food City 500" die Nummer eins an.#w1#

Wenn man von Charlotte aus in Richtung des Mittelgebirgszuges der Appalachen fährt, trifft man auf Bäume, Wald und Landschaft, soweit das Auge reicht. Man bewegt sich auf einer der Hauptschmuggelrouten der ehemaligen "Bootleggers", die ihren selbst gebrauten "Moonshine" von den weiträumigen Bergen in die Metropolen im Süden transportierten.

Diese Gegend atmet NASCAR-Tradition pur und irgendwann kommt man eben auch nach Bristol, einem Örtchen mitten in der Pampa, das gleich in zwei US-Bundesstaaten liegt, denn die Staatsgrenze von Tennessee und Virginia läuft kurioserweise quer über die Hauptstrasse des beschaulichen Städtchens.

Das Colloseum von Bristol

Bristol Motor Speedway

Der Bristol Motor Speedway ist schon von außen ziemlich beeindruckend Zoom

Der Speedway selbst liegt auf der Tennessee-Seite, etwa fünf Meilen vom Ortszentrum entfernt und schon von außen betrachtet wirkt das Areal wie das Colloseum im alten Rom. Steht man aber im Infield, dann erwartet man jeden Moment ein Vierergespann mit Ben Hur am Steuer aus den Katakomben herausstürmen, die von über 165.000 begeisterten Zuschauern angefeuert werden.

Die Kampfbahn in Bristol misst gerade einmal 800 Meter und hat eine Kurvenüberhöhung von 31 Grad - am kommenden Wochenende und auch 14 Tage später in Martinsville ist Short-Track-Time angesagt. Keine Superspeedways, keine Intermediate-Ovale, sondern beinharter Lackaustausch auf engstem Raum, was nicht nur Außenstehende gerne als "Demolition-Derby" bezeichnen.

Fast 50 Jahre besteht der Motorspeedway in Bristol bereits und hält einen einsamen Rekord, denn noch nie in der Geschichte gab es dort eines der bisher 94 NASCAR-Rennen, dass dort nicht restlos ausverkauft war. "Ich fühle mich wie ein kleines Kind vor Weihnachten. Jeder spricht von dem unglaublichen Ambiente des Speedways und mir wurde erzählt, das Rennfahren dort fühlt sich an wie in einem Suppentopf", erzählte NASCAR-Rookie Patrick Carpentier voller Vorfreude.

Bristol ist Busch- und Roush-Terrain

Kyle Busch Jeff Burton

Kyle Busch besiegte vor Jahresfrist Jeff Burton im Bristol-Finale Zoom

Sportlich gesehen war Bristol einige Jahre lang fest in den Händen von Kurt Busch, der fünf der letzten zwölf Bristol-Events gewinnen konnte. Doch seit er von Roush zu Penske wechselte, herrscht beinahe Flaute. Dafür sprang sein kleiner Bruder Kyle in die Bresche und gewann das Vorjahresrennen. Damals noch für Hendrick Motorsports und dieser Sieg war historisch, denn es war der erste Lauf mit dem neuen Car of Tomorrow.

Kyle Busch ist sicher auch so etwas, wie der Mann der Stunde. Nach seinem erneut geschichtsträchtigen Erfolg von Atlanta, wo er den ersten Toyota-Sieg im NASCAR-Sprint-Cup holte, kommt er als klarer Spitzenreiter in der Gesamtwertung auf die Short-Track-Piste.

"Wir hatten in diesem Jahr bisher viel Glück, sowohl wo wir gefahren sind, als auch wie wir gefahren sind", bilanzierte der Joe-Gibbs-Pilot. "Von daher können wir nur hoffen, dass es so weitergeht." 73 Punkte beträgt sein aktueller Vorsprung auf Greg Biffle (Roush-Ford).

Biffles Teamkollege Carl Edwards gewann im Sommer das bislang letzte Bristol-Rennen, ebenfalls in einem CoT. Edwards blieb bisher in zwei von vier Saisonevents siegreich und auch den dritten Roush-Ford von Matt Kenseth muss man in Bristol immer auf der Rechnung haben. Er gewann 2005 und 2006 das Rennen im Sommer.

Dale Jarrett gibt seinen Abschied

Dale Jarrett

Dale Jarrett steigt zum letzten Mal in seinen UPS-Toyota von Michael Waltrip Zoom

Keine NASCAR-Siegerstatistik ohne Hendrick-Beteiligung: Jeff Gordon gewann Bristol viermal, Dale Earnhardt Jr. einmal, doch für Jimmie Johnson war die 800 Meter lange Bahn bislang kein gutes Pflaster. Der amtierende NASCAR-Champion hat in zwölf Teilnahmen bisher nur einen dritten Platz als bestes Resultat in der Statistik stehen.

Kevin Harvick könnte man ohne weiteres als die graue Eminenz der bisherigen Cup-Saison bezeichnen, denn der Childress-Pilot landete 2008 noch nie außerhalb der Top 15, und schlich sich durch diese positive Bilanz in der Gesamtwertung bis auf Rang drei nach vorne. In Bristol hat Harvick 2005 auch einmal gewinnen können.

Einer der ganz großen NASCAR-Haudegen nimmt in Bristol seinen Hut: Dale Jarrett hängt nach 24 Jahren, 668 Rennen, 32 Einzelsiegen - darunter dreimal das Daytona 500 - und der Meisterschaft 1999 das Sprint-Cup-Lenkrad an den Nagel. "Dafür gibt es keinen besseren Ort als Bristol, denn was mich betrifft ist dies das speziellste Motorsportereignis überhaupt", freut sich der Waltrip-Pilot.

Finaler Kampf um die Top 35

Dario Franchitti

Dario Franchitti braucht in Bristol dringend ein Top-Ergebnis für die Top 35 Zoom

Das Food City 500 hat als fünftes Saisonrennen auch am hinteren Ende der Tabelle entscheidenden Charakter. Denn nach dem Fallen der Zielflagge ist endgültig Schluss mit der bis jetzt immer noch gültigen Ownerwertung aus dem Jahr 2007.

Ab Bristol wird jede Woche neu gerechnet, wer in den Top 35 steht, und wer nicht. Damit ist das Food City 500 für einige Teams auch die letzte Chance, sich beruhigt in die Osterpause zu verabschieden, denn Martinsville folgt erst in 14 Tagen.

Zwischen Platz 31 und 38 liegen nur 67 Punkte. Jamie McMurray, Dale Jarrett, Michael Waltrip, Jeremy Mayfield und J.J. Yeley stehen derzeit knapp in den Top 35. Sam Hornish Jr., Dave Blaney und Dario Franchitti brauchen dringend ein gutes Ergebnis, um noch in letzter Sekunde auf den Top-35-Zug aufspringen zu können.

Neben den Sprint-Cup-Assen fährt in Bristol auch die Nationwide-Serie, die am Samstagabend ihr Sharpie Mini 300 austrägt. Am Sonntagabend ab etwa 19:00 Uhr MEZ fällt die Startflagge zu 500 verrückten Runden beim Food City 500, die Qualifikation steigt am Freitagabend ab 20:40 Uhr MEZ.

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