• 15.02.2010 01:42

  • von Pete Fink

Daytona-Marathon: McMurray bezwingt Dale Earnhardt Jr.

Chip Ganassi hat nun auch das Daytona 500 gewonnen: Rückkehrer Jamie McMurray siegte nach sechs Stunden über Dale Earnhardt Jr. - Montoya 10.

(Motorsport-Total.com) - Was lange währt, wird endlich gut. So lautet nicht nur ein uraltes Sprichwort, sondern auch die Geschichte des 52. Daytona 500 - und des überglücklichen Siegers Jamie McMurray. Im Herbst 2009 fand sich der 33-Jährige aus dem US-Bundesstaat Missouri im Ford-Werksteam von Jack Roush noch als fünftes Rad am Wagen wieder. In der Winterpause gelang ihm in buchstäblich letzter Sekunde die Rückkehr zu Chip Ganassi, bei dem McMurray einst seine Sprint-Cup-Karriere begann.

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jun., Jamie McMurray

Letzte Runde in Daytona: Jamie McMurray führt vor Dale Earnhardt Jun.

Spätestens seit Sonntagabend hat der neue Teamkollege von Juan Pablo Montoya seine erneute Verpflichtung gerechtfertigt: In einem fulminanten Finale bezwang er den unwiderstehlich von hinten heranstürmenden NASCAR-Superstar Dale Earnhardt Jr. und gewann sein erstes Daytona 500. Nach zwei Triumphen (2000 und 2008) beim Indy 500 natürlich auch ein Riesenerfolg für Teambesitzer Chip Ganassi!#w1#

Es war ein wahrer Daytona-Marathon, der insgesamt nicht weniger als sechs Stunden und zehn Minuten dauerte. Grund dafür waren zwei lange Unterbrechungen, als sich zwischen Turn 1 und 2 ein Stück Asphalt löste. Dies hatte seine Ursache wahrscheinlich im Florida-Dauerregen der letzten Tage, der am Untergrund der 31 Grad steilen Kurven des Daytona International Speedways nagte.

So war - nicht nur bei den etwa 200.000 Zuschauern - eine Menge Geduld gefragt. NASCAR hätte es ganz sicher nicht zugelassen, wenn der Saisonauftakt und -höhepunkt nicht zu Ende gefahren würde, nachdem schon im Vorjahr genau dieser Regen zu einem Abbruch führte. Was sich also lange Zeit als eine sehr zähe Angelegenheit darstellte, entpuppte sich in den letzten 32 Runden aber dann doch noch als wahrer und würdiger Daytona-Thriller.

Drei Anläufe zur Entscheidung

Kevin Harvick, Jamie McMurray

Kevin Harvick und Jamie McMurray waren zwei der bestimmenden Daytona-Figuren Zoom

Auch dafür gab es Gründe. NASCAR gab erst Mitte der Woche eine Regeländerung bekannt, nach der ab sofort insgesamt drei Green-White-Chequered-Verlängerungen erlaubt sind. Passend zur Marathonveranstaltung von Daytona wurden diese gleich im ersten Ernstfall komplett ausgereizt. Der große Leidtragende dieser neuen Regel hieß Kevin Harvick.

Denn wenn es am Sonntagabend in Daytona ein Auto gegeben hat, das der sehr ausgeglichenen Konkurrenz einen Hauch überlegen war, dann war es der gelb-rote Childress-Chevrolet mit der Startnummer 29, der vor Wochenfrist bereits das Budweiser-Shootout für sich entscheiden konnte. Auch am Sonntag zeigte sich Harvick als beinharter Kämpfer, der sich im Restart von Verlängerung Nummer zwei mit einem schier unglaublichen Manöver von Platz drei aus gegen Greg Biffle (Roush-Ford) und Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota) durchsetzte.

Harvick schob den vor ihm fahrenden Truex weit in Turn 1 hinein, stach dann urplötzlich nach innen und touchierte dabei den führenden Biffle leicht. Alle drei Piloten konnten ihre heftig schlingernden Fahrzeuge gerade noch halten. Doch dieses Unterfangen sollte nichts nutzen, denn später beim dritten und letzten Restart wurde Harvick hinter dem Roush-Ford von Carl Edwards eingeklemmt. So verlor er den entscheidenden Schwung und landete am Ende nur auf Rang sieben.

McMurrays Dank an Biffle

Jamie McMurray

Daytona-Sieg: Jamie McMurray bejubelt seinen bisher größten Erfolg Zoom

Sieger McMurray hielt sich dagegen schadlos. Zweimal behielt er in den letzten beiden Restarts die Oberhand. Im letzteren Fall etwas glücklich, denn nachdem der orange-rote EGR-Chevy mit der Startnummer 1 mit durchdrehenden Rädern nicht recht vom Fleck kam, schob ihn sein ehemaliger Roush-Teamkollege Biffle mächtig an. Und einmal in Front gelegen, gab McMurray seine Führung in der Schlussrunde nicht mehr ab.

"Ich muss mich bei Greg bedanken", freute sich ein vergeblich mit den Tränen kämpfender McMurray in der Victory Lane. "Meine Räder drehten durch und er hat mir wirklich aus der Klemme geholfen." Vor allem auch deswegen, weil von hinten der Hendrick-Chevrolet von Dale Earnhardt Jr. angeschossen kam. McMurray war sich im Klaren: "Wenn Junior in Daytona direkt hinter dir fährt, dann weißt du nie, was du erwarten musst."

Zu Recht, denn der Superspeedway-Spezialist tauchte beim letzten Restart aus dem Nichts auf und kassierte seine Gegner fast spielerisch. Binnen zwei Runden schob sich Earnhardt von Position zehn auf zwei unwiderstehlich nach vorne, doch für den unangefochtenen Publikumsliebling fiel der Sprint von Turn 4 zur Ziellinie um einige Meter zu kurz aus: McMurray rettete etwa eine Wagenlänge Vorsprung.

Montoya wieder defensiv

Dale Earnhardt Jun., Jamie McMurray

Das Feld auf der letzten Runde: Jamie McMurray vor Dale Earnhardt Jr. Zoom

Dahinter staute sich ein Pulk von etwa zehn Fahrzeugen auf, die Greg Biffle (3.) innen, und Clint Bowyer (4.) außen anführten. Childress-Pilot Bowyer war ebenfalls einer der Daytona-Pechvögel, denn auch die gelbe Startnummer 33 tummelte sich über weite Strecken an der Spitze des Feldes. Er beschädigte sich - offenbar in dem ominösen Asphaltloch - seinen Frontsplitter, was ihn jedoch nicht daran hinderte, bis zum dritten und letzten Restart seine klare Willenserklärung auf einen Daytona-Sieg abzugeben.

Sozusagen im Sog von Earnhardt Jr. erspurtete sich der Waltrip-Toyota von David Reutimann auf der Außenbahn Platz fünf vor seinem neuen und bärenstarken Teamkollegen Martin Truex Jr., sowie dem ewigen Kämpfer Kevin Harvick. Hinter dem Roush-Duo Matt Kenseth (8.) und Carl Edwards (9.) kam Juan Pablo Montoya als guter Zehnter ins Ziel.

Montoyas Daytona-Auftritt glich seiner Saison 2009 sehr. Während der ersten Rennunterbrechung erklärte der Kolumbianer vielsagend: "Natürlich wäre ein Sieg beim Daytona 500 eine tolle Sache, aber hier geht es um eine Meisterschaftssaison." Und genauso verhielt er sich. Denn wenn es in der engen Windschattenschlacht überhaupt möglich ist, sich aus allem Ärger herauszuhalten und gute Punkte zu holen, dann war dies am Sonntagabend ganz klar die Montoya-Strategie.

Keine Hendrick-Dominanz

Jimmie Johnson

NASCAR-Champion Jimmie Johnson erwischte keinen guten Saisonstart Zoom

Auffällig am Daytona-Resultat war die Tatsache, dass viele Piloten, die 2009 eine eher durchwachsene Saison erlebten, plötzlich weit vorne standen. Der Umkehrschluss lautet natürlich, dass einige der Favoriten strauchelten. Beispielgebend dafür ist vor allem das Hendrick-Team, dessen großer Pechvogel 2009 - Dale Earnhardt Jr. - starker Zweiter wurde, während das Top-Trio des Vorjahres keine Bäume ausriss.

Polesetter Mark Martin wurde farbloser Elfter. Jeff Gordon kämpfte lange an der Spitze mit, holte sich spät im Rennen noch einmal zwei neue Reifen an der Box ab und fiel dadurch zurück. Nach einem finalen Dreher landete er nur auf Rang 26. Noch schlimmer erging es NASCAR-Champion Jimmie Johnson, der gleich zweimal einen Reifenschaden erlitt und sein Auto mit kaputter Aufhängung als 35. vorzeitig abstellte.


Fotos: Daytona 500, Sonntag


Auch das starke Gibbs-Duo von Kyle Busch und Denny Hamlin lag lange in aussichtsreicher Position, verlor aber am Ende viel Boden. Mehr als die Plätze 14 und 17 war nicht möglich. Ganz blass blieb Nationwide-Sieger Tony Stewart, der sich 200 Runden lang intensiv mit der mangelnden Balance seines Stewart/Haas-Chevrolets auseinandersetzte. Stewart landete am Ende chancenlos auf Rang 22.

Als Fazit bleibt, dass NASCAR beim Daytona 500 das umgesetzt hat, was in der Winterpause versprochen wurde. Trotz aller Widrigkeiten sorgten die neuen Regeln für ein dramatisches Finale und entlohnte die Zuschauer so für die lange Wartezeit. Zudem konnte mit Jamie McMurray ein Pilot einen Sieg feiern, den wohl nur die Wenigsten auf ihrem Zettel hatten. Doch natürlich ist das mächtige Restrictor-Plate-Oval kein Maßstab für die aktuellen Leistungsverhältnisse im Sprint-Cup 2010. Ein klareres Bild wird es erst nach Fontana und Las Vegas geben.

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